Luftfahrt:Der trickreiche Niki verliert an Glaubwürdigkeit

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In Österreich genießt Niki Lauda Heldenstatus. (Foto: dpa)

Niki Lauda verkauft die gerade erworbene Airline wieder - ausgerechnet an Ryanair. Der Österreicher muss sich fragen lassen, ob er nur zum eigenen Vorteil mauschelt.

Kommentar von Caspar Busse

Von ein paar Tagen hat Niki Lauda noch erzählt, warum er so viel Geld investiert und bei der insolventen Fluglinie Niki eingestiegen ist. Er wolle sein Unternehmen zurück und er glaube an Wettbewerb. Lufthansa und die zum Konzern gehörende Austrian Airlines habe ihn schon mehrmals behindert, es habe wieder ein "Staatsmonopol" gedroht. "Also habe ich mir diesmal gedacht: Das kann alles nicht sein", sagte der ehemalige Rennfahrer, der in seiner aktiven Zeit drei Formel-1-Weltmeister-Titel erfahren hatte und danach ins Airline-Geschäft gewechselt ist.

Das kann alles nicht sein - das ist auch der erste Gedanke nach der jüngsten Wendung, die der Fall Niki jetzt genommen hat. Noch bevor die österreichische Fluglinie, die inzwischen in Laudamotion umbenannt wurde, überhaupt wieder den regulären Betrieb aufgenommen hat, reicht Niki Lauda das Unternehmen schon wieder weiter - ausgerechnet an Ryanair.

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Mit dem Einstieg der irischen Billigfluglinie haben sich die Existenznöte seiner kleinen Airline Laudamotion erledigt. Der Entschluss von Ryanair wirft allerdings Fragen auf.

Von Jens Flottau

Der irische Billiganbieter übernimmt in einem ersten Schritt knapp 25 Prozent an Niki, die Beteiligung soll dann auf 75 Prozent aufgestockt werden. Die Airline ist für ihren sehr ruppigen Stil bekannt. Passagiere werden nicht gut behandelt, die eigene Belegschaft noch viel schlechter. Gewerkschaften sind nicht gerne gesehen, Piloten müssen zu schlechten Konditionen fliegen, zuletzt gab es Engpässe im Flugbetrieb. Firmenchef Michael O'Leary macht mit markigen Sprüchen auf sich aufmerksam - übrigens genauso wie Niki Lauda, der immer wieder öffentlich auf die Konkurrenz, besonders auf Lufthansa, einschlug.

Es ist eine atemberaubende Wende, die der trickreiche Niki Lauda mit dem Verkauf an Ryanair nun vollzieht. Dass er sich um seine alte Airline, die er 2003 gegründet hatte, 2011 an Air Berlin verkaufte und die bis zuletzt mit seinem Namen durch Europa flog, sorgt, dass er vor allem sein Erbe retten will - das alles ist nun Makulatur. In den vergangenen Monaten hatte der 69-Jährige, der in Österreich fast Heldenstatus genießt, der Lufthansa immer wieder vorgeworfen, sie wolle Niki zerstören, sie mauschele nur zum eigenen Vorteil. Jetzt muss sich Niki Lauda selbst fragen lassen, ob er nicht genau das tut. Dabei taucht auch die Frage auf, ob Niki Lauda vielleicht eine Art Strohmann von O'Leary gewesen sein könnte (der selbst nie an Teilen von Air Berlin interessiert war). Lauda selbst bestreitet das vehement. Möglich ist auch, dass er von Anfang an auf das Interesse eines Billiganbieters spekulierte. Bis zuletzt übrigens hatte Niki Lauda Gerüchte, dass Ryanair einsteigt, von sich gewiesen. Er wisse "von null", sagte er noch in der vergangenen Woche. Dann verkündete er den Coup dem verdutzten Publikum an Bord eines Probeflugs von Wien nach Düsseldorf.

Zumindest kann der Einstieg von Ryanair für mehr Wettbewerb sorgen

Eine Zukunft als stolzes und eigenständiges Unternehmen wird die Airline unter dem Dach von Ryanair wohl kaum haben. Die Niki-Mitarbeiter, die zuletzt einiges erdulden mussten, können wohl kaum auf eine rosige Zukunft hoffen, sondern müssen sich über kurz oder lang an die Arbeitsbedingungen der Iren gewöhnen. Und ob der Service für die Kunden unter der Regie von Ryanair so gut werden wird, wie Niki Lauda es versprochen hat, daran kann gezweifelt werden.

Die Fluglinie Niki, die von Deutschland und Österreich vor allem touristische Ziele etwa am Mittelmeer anflog und über attraktive Start- und Landerechte verfügt, gehörte sechs Jahre lang zu Air Berlin. Als die deutsche Gesellschaft pleite ging, stand sie zum Verkauf. Das Angebot des Reisekonzerns Thomas Cook wurde abgelehnt. Lufthansa kam nicht zum Zuge, weil die EU-Kommission ihr Veto einlegte. Der britische IAG-Konzern, zu dem etwa British Airways, Iberia und Vueling gehören, erhielt zwar den Zuschlag, doch dann wurde das Insolvenzverfahren auf eine Beschwerde hin nach Österreich verlegt. Dort landete das Unternehmen für rund 50 Millionen Euro schließlich bei Niki Lauda.

Immerhin: Der Einstieg von Ryanair könnte für mehr Wettbewerb und niedrigere Ticket-Preise sorgen, vor allem an den Flughäfen Wien und Düsseldorf, wo bislang die Lufthansa-Gruppe mit Austrian Airlines und Eurowings eine starke Rolle hat. Seit dem Aus für Air Berlin sind die Ticketpreise gestiegen, das Kartellamt untersucht bereits einen möglichen Missbrauch von Marktmacht - Ergebnis offen. Seit Anfang des Jahres bedient schon die Billigairline Easyjet einige innerdeutsche Strecken, nun verstärkt auch Ryanair das Engagement. Die Iren kämpfen zudem mit Lufthansa um den Prestige-Titel als größte Fluggesellschaft Europas. 2017 lag wieder Lufthansa vorn, doch mit Niki könnte Ryanair aufholen.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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