Lebensmittelverschwendung:Ernährungsminister will Haltbarkeitsdatum schnell abschaffen

  • Um die Verschwendung von noch genießbaren Lebensmitteln zu vermeiden, setzt sich CSU-Minister Christian Schmidt für modernere Verbraucherinformation ein.
  • Künftig sollten die Menschen selbst entscheiden, bis zu welchem Grad sie Nahrungsmittel noch konsumieren - auch mit Hilfe "intelligenter Verpackungen".

Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung macht sich Ernährungsminister Christian Schmidt für eine rasche Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) auf Verpackungen stark. Er gehe davon aus, dass in wenigen Monaten der Entwurf einer entsprechenden EU-Richtlinie vorliege, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die meisten Produkte seien erheblich länger verwendbar als auf den Verpackungen stehe. "Wir werfen massenweise gute Lebensmittel weg, weil die Hersteller zu große Sicherheitspuffer eingebaut haben."

"Jeder kann dann selbst entscheiden"

Schmidt mahnte an, neue Wege zu gehen. Die Zukunft gehöre "der intelligenten Verpackung". In Joghurtbecher etwa ließen sich elektronische Chips einbauen, die ermittelten, wie sich das Produkt von Tag zu Tag verändere. "Eine Farbskala von Grün bis Rot zeigt an, wie es um die Verzehrbarkeit steht", erläuterte der Minister. "Jeder kann dann selbst entscheiden, bis zu welchem Grad er das Nahrungsmittel noch verwenden will."

Das bisherige System gibt es in Deutschland seit etwa 30 Jahren. Bis in die frühen 1980er Jahre ließ sich in deutschen Supermärkten alte von neuer Ware nicht unterscheiden. Um den Verbraucher zu schützen, wurde daraufhin das MHD im Rahmen der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung verankert.

Mittlerweile muss auf lang haltbaren Lebensmitteln wie Zucker oder Salz nur noch das Herstellungsdatum vermerkt sein. Für leicht verderbliche Waren wie Milch oder frische Fleischprodukte schlägt Minister Schmidt hingegen ein "echtes Verfallsdatum" anstatt dem Mindesthaltbarkeitsdatum vor.

Schmidt setzt sich seit längerem dafür ein, dass Nahrungsmittel möglichst nicht weggeworfen werden. Laut einer 2012 vorgestellten Studie im Auftrag seines Ministeriums landen in Deutschland jährlich etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Davon stammen 6,7 Millionen Tonnen von Privathaushalten. Das Ministerium fördert laut Schmidt derzeit zudem ein Forschungsprojekt, in dem es auch um intelligente Verpackungen geht. Ergebnisse sollen in etwa drei Jahren vorliegen.

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