Kaufhof:Plötzlicher Chefwechsel bei Kaufhof

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(Foto: dpa)
  • Unerwarteter Chefwechsel bei der Kaufhauskette Kaufhof: Der Belgier Olivier Van den Bossche geht nach nur zweieinhalb Jahren, für ihn kommt Wolfgang Link von der Spielzeugkette Toys"R"Us.
  • Grund für die Trennung war wohl Streit um die Geschäftspolitik von Kaufhof.

Von Michael Kläsgen, München

Wenn man in diesen Tagen, wenige Wochen vor Ostern, durch einen Kaufhof läuft, kann man das, was man da sieht, auf zwei völlig konträre Weisen interpretieren: Sale! Sale! Sale! ruft es einem aus jeder Ecke entgegen. Kaufhof bietet Rabatte von bis zu 70 Prozent für Herren-Pullover, für Damen-Schuhe und im Prinzip für alles. Für die einen bei Kaufhof ist das ein Graus, für die anderen, vor allem für die neuen kanadischen Eigentümer der Kölner Warenhauskette, eine Selbstverständlichkeit.

Kaufhof ist nicht nur Teilnehmer dieser Rabattschlacht, unter der kanadischen Hudson's Bay Company (HBC) mutierte Kaufhof zum Schnäppchen-Vorreiter, und zwar nicht nur bei kurzzeitigen Angeboten. Seit Monaten lockt Kaufhof neuerdings mit Preisabschlägen von 70 Prozent.

Diese Rabatte sind der wichtigste Grund für den Chefwechsel, den HBC jetzt überraschend bekannt gab. Der Belgier Olivier Van den Bossche geht bereits Ende April nach nur zweieinhalb Jahren an der Spitze der Kölner Warenhauskette, die HBC 2015 übernommen hatte. Bossche war nicht nur der Geschäftsführer von Galeria Kaufhof in Deutschland, sondern auch Chef von HBC Europe. In beiden Funktionen ersetzt ihn von Mai an Wolfgang Link, der Jerry Storch, den CEO von HBC, seit vielen Jahren kennt. Link war Europa-Chef der Spielzeugkette Toys'R'Us, als der US-Amerikaner Storch CEO des Konzerns war. Von Link wird nun erwartet, dass er die Erwartungen der nordamerikanischen Vorgesetzten uneingeschränkt erfüllt.

Konflikt um die Rabatt-Politik

Bei Bossche war das nicht unbedingt der Fall gewesen. Der Belgier hatte die neue Rabattpolitik kritisiert. Dem Vernehmen nach soll es zwischen ihm und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Don Watros zu offenen Auseinandersetzungen über die ständigen Preisabschläge gekommen sein. Es soll viele Manager bei Kaufhof geben, die die Rabattpolitik für falsch halten, weil sie die Margen schmälern. Und weil sie das Image von Kaufhof beschädigen könnten. Doch das ist eben nur die eine Lesart.

Die andere ist die amerikanische. Danach geht es den neuen Eigentümern nicht in erster Linie um die Margen, sondern vielmehr um Marktanteile und darum, Kunden in die Häuser zu holen. So würden sie das auch in Nordamerika tun, wo HBC mit der Kette Hudson's Bay in Kanada und Saks Fifth Avenue in den USA große Kaufhäuser betreibt. Letztendlich ist der Abgang von Bossche auch auf die unterschiedliche europäische und amerikanische Sichtweise zurückzuführen. Fürs Erste haben die Amerikaner sich durchgesetzt.

Viele Kaufhof-Insider bezweifeln allerdings, dass sie damit in Deutschland erfolgreich sein werden. Einige Manager sollen bereits in Richtung des Rivalen Karstadt abgewandert sein. Karstadt rühmt sich, an der Rabattschlacht nicht teilzunehmen, was aber nur eingeschränkt richtig ist. Punktuell rennt auch der Essener Warenhauskonzern etwa mit Wochenendaktionen eifrig bei dem Schnäppchenwettlauf mit. Und beobachtet die Entwicklung bei Kaufhof genau.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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