Karstadt:Berggruen räumt Fehler ein

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Karstadt-Investor Nicolas Berggruen: "Ich war als Geschäftsmann zu weich." (Foto: Johannes Eisele/AFP)

Vor knapp vier Jahren hat Nicolas Berggruen den Karstadt-Konzern übernommen und wurde als Retter gefeiert. Bis heute gilt das Unternehmen als marode. Nun übt der Investor erstmals Selbstkritik.

Von Ulrich Schäfer

Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen lässt offen, welche Rolle er künftig bei Karstadt spielen wird. "Ich bin weiter da und kämpfe für Karstadt. Wenn alles gut läuft, und ich bin am Ende immer noch der Eigentümer: Dann bin ich sehr glücklich." Aber ob Karstadt überlebe, "hängt nicht allein von mir ab", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Zugleich räumte Berggruen erstmals Fehler bei der Übernahme des Warenhauskonzerns vor knapp vier Jahren ein: "Ich war nicht klar genug und als Geschäftsmann zu weich", sagt er. Ihm sei es "moralisch wichtig" gewesen, kein Haus zu schließen und alle Mitarbeiter zu behalten, aber "ein normaler Investor hätte sich ganz anders benommen, viel härter, er hätte einen Teil der Läden geschlossen oder verkauft. Oder gesagt: Braucht man so viele Mitarbeiter?"

"Der Feind sitzt nicht drinnen, sondern draußen"

Berggruen verteidigte in diesem Zusammenhang den mit den Mitarbeitern vereinbarten Gehaltsverzicht: "Auch da haben wir weniger gemacht als ein normaler Investor, und wir haben weiterhin keine Häuser geschlossen." Von den Gewerkschaften forderte er deshalb wenige Tage vor den Gesprächen über einen neuen Tarifvertrag Unterstützung: "Eigentlich müssten wir bei Karstadt sagen: Der Feind sitzt nicht drinnen, sondern da draußen - die Konkurrenz, das Internet. Stattdessen haben wir einen internen Konflikt. Mitten im Turn-around hilft das nicht."

Berggruen hatte den bankrotten Karstadt-Konzern im Juni 2010 für einen Euro übernommen. Im Herbst vorigen Jahres hatte er dann 75 Prozent der Anteile an den Premium- und Sport-Warenhäusern an den österreichischen Immobilienunternehmer Rene Benko und dessen Unternehmen Signa verkauft. Nur die dritte Sparte des Unternehmens mit den 83 klassischen Karstadt-Warenhäusern gehört Berggruen noch allein.

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Berggruen deutete an, dass Benko und Signa künftig eine noch größere Rolle bei Karstadt spielen könnten. Auf die Frage, ob der umstrittene Österreicher Karstadt mit Kaufhof zusammenführen wolle, antwortete Berggruen: "Die Konstellation ist nicht wichtig. Wichtig ist, das Karstadt und das Warenhaus eine Zukunft haben. Wenn Signa dabei eine Rolle spielen kann? Warum nicht."

"Karstadt muss den Turn-around schaffen."

Berggruen erklärte, er habe durch den Verkauf an Benko "die stärksten Teile von Karstadt geopfert, um die schwiergsten Teile zu stärken". So stelle Signa 300 Millionen Euro bereit, die in alle drei Bereiche von Karstadt flössen, vor allem in das klassische Warenhaussegment. Berggruen ließ offen, ob er Benko auch die dritte Sparte von Karstadt, also die klassischen Warenhäuser, verkaufen wolle. Auf die entsprechende Frage sagte er: "Wesentlich ist doch: Karstadt muss den Turn-around schaffen."

Berggruen bestritt zugleich, dass mit dem Diamantenhändler Beny Steinmetz nun ein dritter Spieler bei Karstadt in das aktive Geschäft mit eingebunden sei. Es sei "völliger Unsinn", dass es, wie in den Medien teilweise dargestellt, "einen Komplott von mir, Benko und Steinmetz gebe." Steinmetz sei lediglich "ein passiver Investor und in das operative Geschäft bei Karstadt überhaupt nicht eingebunden", erklärte Berggruen.

© SZ vom 10.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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