Kampf ums Gaspedal:Die Nasa, Toyota - und eine böse Matte

Lesezeit: 2 min

Meist schießt die Nasa Menschen ins All. Zuweilen widmet sie sich aber auch irdischen Dingen - mit erstaunlichen Ergebnissen. Toyota darf jedenfalls den Raumforschern dankbar sein.

Die Nasa kämpft an vielen Fronten. Mal entdeckt sie Wasser auf dem Mond, mal Alienbakterien auf der Erde, am Valentinstag will sie sich mit einer Sonde dem Kometen Tempel 1 auf rund 200 Kilometer nähern und über allem schwebt die Mission: Menschen zum Mars.

Toyota hat fast 50 Millionen Dollar für angeblich klemmende Gaspedale bezahlt. (Foto: REUTERS)

Dafür braucht sie Geld. Viel Geld und meist kommt das vom Steuerzahler, weil kaum jemand die lustigen Nasa-Abenteuer finanzieren mag. Darum ist es wichtig, dass ab und an auch mit irdischer Arbeit Geld verdient wird.

Zum Beispiel mit Toyota. Das Unternehmen ist nach nicht enden wollenden Rückrufwellen, bei denen Millionen Fahrzeuge wegen angeblich nicht kontrollierbarer Beschleunigungen in die Werkstätten beordert wurden, reichlich verzagt.

Fahrer unter Stress

Der scheue Toyota-Chef Akio Toyoda stellte sich gar unter Tränen den Fragen der US-Abgeordneten und übernahm die "volle Verantwortung". Lange stellte sich die Frage: Wofür genau?

Das durfte unter anderem die Nasa untersuchen. Speziell ging es um die Frage, ob womöglich elektromagnetische Strahlung im Spiel war, wo immer sie auch herstammen könnte. Zehn Monate mühten sich die Raumfahrtspezialisten, gewiss in mühevoller Kleinarbeit. Doch am Ende stand auch bei ihnen nur die Erkenntnis: die Fußmatte rutschte vielleicht. Möglicherweise klemmte auch das Pedal. Oftmals hätten aber die Fahrer in Stresssituationen nur schlicht das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt.

Verkehrsminister Ray LaHood, der auf die Untersuchtung gedrungen hatte, konnte darum jetzt nur bekennen: "Wir halten Toyota-Autos für fahrsicher", die Probleme des Autohersteller seien mechanischer Natur gewesen, nicht elektronischer.

Was die US-Konkurrenz womöglich bedauert, ist für Toyota eine gute Nachricht, die an der Börse regelrecht gefeiert wurde. Ein gegenteiliges Votum hätte nicht nur erneut das Vertrauen in die Fahrzeuge erschüttert, sondern wohl auch die nächste teure Rückrufwelle zur Folge gehabt. Zudem dürfte das Untersuchungsergebnis Toyota in den laufenden Gerichtsverfahren den Rücken stärken.

Zur Jahreswende 2009/2010 hatte Toyota weltweit mehr als acht Millionen Wagen zurückrufen müssen. Das Image war ramponiert, die Verkäufe brachen ein, der Schaden ging in die Milliarden.

Toyota musste überdies in den USA Strafen von insgesamt 48,8 Millionen Dollar zahlen, weil der Hersteller die Probleme nach Ansicht des Verkehrsministeriums nicht rechtzeitig gemeldet hatte.

Immerhin: Es gab wenige Sonderfälle, in denen die Nasa doch fündig wurde, erläuterte Nasa-Chefingenieur Michael Kirsch. Ab und an habe es Störungen im elektrischen System gegeben. Aber selbst dann hätten die Wagen nicht ohne das Treten des Gaspedals auf hohe Geschwindigkeiten beschleunig werden können. "Es gibt Sicherheitseinrichtungen, die ein ungewolltes Beschleunigen verhindern", wusste die Nasa zu berichten.

Und wer sollte sich besser mit Beschleunigungen auskennen als die Nasa.

© sueddeutsche.de/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: