Interview mit Kuka-Chef Till Reuter:"Mir wäre es lieber, der Roboter könnte Socken aufheben"

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Zeigt sich erfreut über die Investorenvereinbarung mit dem chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea: Kuka-Chef Till Reuter. (Foto: Stephan Rumpf)

Kuka-Chef Till Reuter über Roboter im Haushalt, seine Zukunftsvisionen und den neuen, mancherorts gefürchteten Eigentümer aus China.

Von Elisabeth Dostert und Ulrich Schäfer

Dürfte Angela Merkel sich einen Haushaltsroboter wünschen, sie würde eine Zitronenpresse wählen, ist sich Till Reuter sicher. "Mir wäre es lieber, er könnte Socken aufheben", sagt der Kuka-Chef - und genau daran will er nun arbeiten. In drei bis fünf Jahren könnte der Augsburger Maschinenhersteller den ersten Haushaltsroboter auf den Markt bringen. Bis die Maschinen alle lästigen Hausarbeiten übernehmen, wird es zwar noch einiges länger dauern, das sei aber gar nicht schlimm. "Der erste PC war auch nur eine bessere Schreibmaschine", sagt Reuter im SZ-Interview. Der erste Roboter für zu Hause werde daher auch nur ein mobiler PC mit einem Arm sein.

Wohin es mit Kuka gehen soll, ist für Reuter also klar. Und es trifft sich gut, dass das Unternehmen bald dem chinesischen Konzern Midea gehören wird. Der Haushaltsgerätehersteller kennt sich in diesen Segmenten bestens aus und soll Kuka bei der Erschließung dieses neuen Marktes entscheidend helfen.

Schon vor Ablauf der regulären Frist in der Nacht zum kommenden Samstag haben bereits viele Aktionäre ihre Anteile an Midea verkauft. 115 Euro bietet der Konzern ihnen pro Kuka-Aktie - vor sechs Jahren war eine davon lediglich zehn Euro wert. Midea besitzt mittlerweile also knapp 60 Prozent der Kuka-Aktien, nun fehlt noch die Zustimmung der Kartellbehörden. Auch die Bundesregierung will die Übernahme nach den Regeln des Außenwirtschaftsgesetzes prüfen. Sorge, dass das Geschäft daran scheitern könnte, hat Vorstandschef Reuter aber nicht: "Ich halte das für beherrschbar."

Regelrecht froh sei er über die Investorenvereinbarung mit Midea, sagt Reuter, unter anderem, weil sie Beschäftigungs- und Standortgarantien beinhalte. Kuka bleibe also als zusammenhängende Firma bestehen. "Man hätte sich auch Szenarien mit anderen Investoren vorstellen können, bei denen das nicht der Fall gewesen wäre." Was Reuter nicht sagt, aber meint: Dann wäre Kuka möglicherweise zerschlagen worden.

Als chinesische Firma sieht Reuter Kuka wegen der neuen Eigentümer aber noch lange nicht. "Kuka ist und bleibt deutsch. Wir haben eine deutsche AG mit einem Vorstand, der unabhängig und frei ist." Ob er selbst wirklich verstanden hat, warum Midea Kuka übernehmen will, ob nun die Zukunft der deutschen Industrie 4.0 in Gefahr ist und welche Visionen ihn sonst noch umtreiben, erzählt Reuter im Interview.

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