Interview am Morgen:"Es ist absolut sinnvoll, dass Boni zurückverlangt werden können"

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Über allen Dächern: Die Deutsche Bank will Zulagen für Manager wieder einführen. (Foto: AP)

Zulagen für Manager werden oft laut kritisiert - auch aus der Politik. Der Frankfurter Personalberater Matthias Saenger verteidigt im "Interview am Morgen" die Pläne der Deutschen Bank, die Boni deutlich zu erhöhen.

Von Meike Schreiber

Die Deutsche Bank will für 2017 Gehaltsextras bezahlen - wie hoch diese ausfallen, wird John Cryan wohl heute auf der Bilanzpressekonferenz bekanntgeben. Zulagen für Manager ziehen oft laute Kritik auf sich, auch aus der Politik: "Millionen-Boni trotz Verlusten widersprechen jeglichem Gerechtigkeitsempfinden", sagt zum Beispiel SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel. CDU-Sozialexperte Matthias Zimmer meint: "Man kann die Legitimität einer Wirtschaftsordnung durch solche Praktiken gefährden."

Der Frankfurter Personalberater Matthias Saenger verteidigt die Boni-Pläne des größten deutschen Geldhauses. Saenger vermittelt Führungskräfte, vor allem im Bankgeschäft.

SZ: Die Deutsche Bank macht Verlust und zahlt trotzdem Boni, voraussichtlich mindestens eine Milliarde Euro. Das ist zwar weniger als in den Jahren zuvor, klingt aber trotzdem nach sehr viel. Darf das sein?

Matthias Saenger: Auch wenn einen das auf den ersten Blick wundert: Man muss die Bezahlung immer aus dem Geschäftsmodell ableiten. Wenn eine Bank in bestimmten Segmenten wie dem Investmentbanking tätig sein will, muss sie ihre Mitarbeiter wettbewerbsfähig bezahlen. Sonst kann sie es gleich bleiben lassen.

Aber wenn diese Bank Verlust macht, können sich die Mitarbeiter doch nicht auch noch dafür belohnen, oder?

Das ist in der Tat extrem schwer vermittelbar. Aber Sie können dieses Dilemma als große Universalbank mit einem bedeutenden Investmentbanking nicht auflösen. Diesen Konflikt muss die Deutsche Bank einfach aushalten. Es sei denn, sie ändert - wie gesagt - ihr Geschäftsmodell. Außerdem hätte die Deutsche Bank 2017 fast Gewinn gemacht. Sie hatte nur Pech, weil die US-Steuerreform kurz vor Jahresende noch zu einer Abschreibung führte. Dadurch ist sie dann ins Minus gerutscht.

Um welche Summen geht es da eigentlich? Welchen Bonus kann eine Führungskraft der oberen Ebene, etwa ein "Managing Director" bei der Deutschen Bank erwarten?

Das kann man nicht pauschal beantworten, da die Gehälter von Funktion zu Funktion stark schwanken. Bei einem Managing Director bewegt sich das Fixgehalt in einer Bandbreite von etwa 270 000 Euro bis etwa 550 000 Euro. Bei ausgesuchten Positionen kann es in Einzelfällen auch noch darüber liegen. Laut Gesetz darf der Bonus maximal das Zweifache des Fixums betragen. Bei einem Fixgehalt von 300 000 Euro könnte er oder sie also maximal 600 000 Euro Bonus erhalten.

Allein das Fixgehalt klingt schon stattlich. Verraten Sie uns mal: Warum sind viele Banker offenbar sofort demotiviert, wenn sie keinen Bonus kriegen? In vielen anderen Branchen gibt es das doch auch nicht.

Völlig unabhängig von der Branche: Wenn jemand ein attraktives Job-Angebot mit hoher Vergütung erhält, wird er es normalerweise erfreut annehmen. Man wird dabei immer das Gesamtpaket betrachten, also die Jahresvergütung. Das hat also nichts mit Banking zu tun. Hochrangige Banker erhielten in den Jahren vor der Krise Sonderzahlungen, die bis zu fünfmal so hoch waren wie ihr Fixgehalt. Wegen der neuen EU-Richtlinie haben die Banken nun aber die Grundgehälter für Spitzenkräfte angehoben und senkten im Gegenzug den variablen Teil der Vergütung.

Führen Sonderzulagen nicht dazu, dass man höhere Risiken eingeht? Am Ende muss so eine Bank dann vom Steuerzahler gerettet werden.

Das sollte nicht sein, daher gibt es viele neue Regeln, die das verhindern sollen. Es gibt Obergrenzen für Boni; außerdem werden die Boni erst über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren ausbezahlt.

Hat diese Regulierung etwas bewirkt?

Ich halte die Regulierung in Teilen für kontraproduktiv. Es war klar, dass die Begrenzung der Boni dazu führt, dass man die Fixgehälter erhöht. Das ist weder aus Aktionärssicht noch aus einer gesellschaftlichen Sicht zu begrüßen. Denn damit entkoppelt man endgültig die Bezahlung von der Leistung. Es ist dagegen absolut sinnvoll, dass Boni künftig zurückverlangt werden können. Denn: Wer ein Risiko eingeht, sollte im Zweifel auch haften. Wie echte Unternehmer eben.

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