Griechenland in der Krise:Mehr als 100 Milliarden in neuem Hilfspaket

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Die Unterstützung für das finanziell angeschlagene Griechenland wird teurer als bislang angenommen: Nach Informationen des "Spiegel" gehen Vertreter von EU-Kommission, EZB und Internationalem Währungsfonds von einer dreistelligen Milliardensumme aus.

Ein neues Hilfsprogramm für das finanziell angeschlagene Griechenland würde Expertenschätzungen zufolge mehr als 100 Milliarden Euro kosten und wäre damit viel teurer als bisher gedacht.

Die Anschlussfinanzierung für griechische Staatsanleihen, die ab 2014 erforderlich wäre, treibt die Summe eines neuen Hilfspakets in die Höhe: auf mehr als 100 Milliarden Euro. (Foto: Getty Images)

Zu dieser Einschätzung kommen Fachleute des Bundesfinanzministeriums und der sogenannten Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF), wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel vorab berichtet. Eine solche Summe sei möglich, wenn die Griechen auch 2013 und 2014 auf fremde Hilfe angewiesen sein sollten. Ursache für den Kostenschub seien die griechischen Staatsanleihen, für die 2014 eine Anschlussfinanzierung erforderlich wäre.

Griechenland erhält derzeit Hilfen aus einem Unterstützungsprogramm, das 2010 für drei Jahre aufgelegt worden war, und hat damit eine Staatspleite zumindest kurzfristig abgewendet. Das Paket hat insgesamt ein Volumen von 110 Milliarden Euro, von denen fast die Hälfte schon geflossen ist. Mit einer weiteren Tranche von zwölf Milliarden Euro kann Athen rechnen, nachdem die Verhandlungen mit der Troika erfolgreich abgeschlossen worden waren. Für ein neues Hilfspaket behalten sich in manchen Ländern die Regierungschefs das letzte Wort vor, in anderen - etwa in Deutschland - muss das Parlament zustimmen.

Der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler hat indes vor einem weiteren Hilfspaket gewarnt. "Griechenland ist längst insolvent, dennoch hat man nicht den Mut, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen", sagte Schäffler der Onlineausgabe des Handelsblatts. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle drang hingegen auf eine umfassende Beteiligung des Bundestags bei der Zustimmung zu Hilfen für Euro-Staaten. Für Griechenland könne eine Umschuldung "zu einem Zeitpunkt X" sinnvoll sein, sagte Brüderle dem Hamburger Abendblatt. "Aber Griechenland ist kein Protektorat. Die Entscheidung über eine Umschuldung fällt in Athen." Beim geplanten Euro-Rettungsschirm ESM müsse auf europäischer Ebene das Prinzip der Einstimmigkeit gelten, sagte Brüderle. "Es darf nicht möglich sein, dass Hilfen aus dem Rettungsfonds gegen den Willen des Hauptgeldgebers Deutschland beschlossen werden."

Wie der Spiegel weiter meldet, hat Deutschland bei einem Treffen von Spitzenbeamten aus der Euro-Zone ein neues Programm abgelehnt, sollten nicht auch private Anleger auf einen Teil ihrer Forderungen gegenüber Griechenland verzichten müssen. Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen soll laut Anweisung von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) seinen Kollegen erklärt haben, dass es sonst keine Zustimmung des Bundestages zu einem neuen Hilfsprogramm geben würde. Die Staatssekretäre seien ergebnislos auseinandergegangen Jetzt sollen die Finanzminister bei ihrem Treffen am 20. Juni ein Ergebnis erzielen.

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