Google:EU-Kommission will Druck auf Google erhöhen

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Es wäre das dritte Ermittlungsverfahren der Kommission, in dem sich der Internetgigant Google verantworten muss. (Foto: AP)
  • Die EU-Kommission bereitet offenbar eine neue kartellrechtliche Beschwerde gegen den Google-Konzern vor.
  • Die Vorwürfe richten sich gegen Googles Kerngeschäft: die Werbeanzeigen.
  • Zuvor hatten die EU-Wettbewerbshüter bereits Beschwerden wegen des Betriebssystems Android und Shopping-Angeboten eingeleitet.

Zwei Wettbewerbsverfahren laufen in Brüssel bereits gegen den Google-Mutterkonzern Alphabet. Nun könnte der Druck auf das Unternehmen noch steigen. Mit einem möglichen dritten Verfahren: Die Wettbewerbskommission der Europäischen Union hat signalisiert, möglicherweise noch vor August eine weitere Beschwerde gegen den Konzern einzureichen.

Wie das Wall Street Journal berichtet, soll es dieses Mal um Googles Anzeigengeschäft Adwords gehen, genauer gesagt um die Dominanz eigener Werbung in den Anzeigen der Google-Suche. Die EU-Kommission hat konkurrierende Unternehmen gebeten, ihnen Zugang zu vertraulichen Informationen zu ermöglichen, die belegen könnten, dass Google seine Dominanz im Werbegeschäft missbraucht. Das gilt als sicheres Zeichen dafür, dass konkrete Vorwürfe zur baldigen Veröffentlichung ausgearbeitet werden. Weder die Kommission noch Google wollten sich bislang dazu äußern.

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Anzeigen sind Googles Kerngeschäft

Im Fall einer Beschwerde wäre nun auch noch das profitabelste Geschäftsfeld Googles betroffen. Das Unternehmen macht etwa 90 Prozent seines Umsatzes mit Werbeeinnahmen, im vergangenen Jahr betrugen sie 75 Milliarden Dollar.

Bei der nun offenbar vorbereiteten Beschwerde geht es um die Frage, ob Google durch seinen Algorithmus die Platzierung von Anzeigen von Konkurrenten ver- oder behindert. Zudem soll untersucht werden, ob das Unternehmen jene Anzeigenkunden, die Googles auktionsbasierten Anzeigenservice nutzen, daran hindert, zu anderen Suchmaschinenplattformen zu wechseln.

Die amerikanische Handelskommission FTC hatte eine ähnliche Untersuchung gegen Google bereits im Jahr 2013 abgeschlossen. Google hatte sich daraufhin verpflichtet, Einschränkungen aufzuheben, mit denen das Unternehmen versucht hatte, die Anzeigen der Werbekunden auf verschiedenen Plattformen zu koordinieren.

Nach Android und Online-Shopping das dritte Geschäftsfeld

Die EU-Wettbewerbsbehörde unter der Leitung von Kommissarin Margrethe Vestager macht bei den Ermittlungen gegen Google Tempo. Zuletzt leitete sie ein Verfahren ein, dass sich mit dem Smartphone-Betriebssystem Android beschäftigt. Der Vorwurf: Google behindere mit dem Betriebssystem die Entwicklung und den Marktzugang konkurrierender Dienste. Einige Unternehmen werfen Google vor, seine marktbeherrschende Position zu missbrauchen, indem Google eigene Dienste, wie beispielsweise die Navigations-App Google Maps, besonders prominent auf den Geräten platziert.

Bereits seit einem Jahr prüft die Kommission zudem, ob Google beim Online-Shopping mit seiner Suchmaschine eigene Angebote zum Nachteil von Konkurrenten bevorzugt. Der Internetkonzern weist diese Vorwürfe zurück. Ihm drohen aus Brüssel jedoch Strafen in Milliardenhöhe.

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