Opel: Reilly rückt in Aufsichtsrat:Weggelobt

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Überraschung in Rüsselsheim: Vor nur knapp eineinhalb Jahren verdrängte Nick Reilly den deutschen Manager Hans Demant von der Opel-Spitze. Nun räumt der Brite bereits seinen Posten - für einen Deutschen. Nach einer Belobigung für Reilly sieht das nicht aus.

Thomas Fromm

Es war im letzten Sommer, als Opel-Chef Nick Reilly im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählte, wie stark er unter Erfolgsdruck stehe. Dass seine amerikanische Konzernmutter General Motors (GM) Gewinne aus dem schwachen Deutschland-Geschäft erwarte, und zwar "in sechs bis neun Monaten". Die die Frage, was passieren würde, wenn ihm dies nicht gelänge, beantwortete er so: "Dann suche ich mir einen neuen Job."

Seine Zeit als Opel-Chef war mit knapp eineinhalb Jahren kurz bemessen: Nick Reilly macht Platz für Karl-Friedrich Stracke und wird Aufsichtsratschef des deutschen Autoherstellers. (Foto: dapd)

Jetzt hat Reilly, 61, einen neuen Job, und man darf sich fragen, ob er ihn wirklich gesucht hat oder ob er ihm zugewiesen wurde. Reilly bleibt zwar noch Europa-Präsident von GM, wechselt aber als Chefkontrolleur in den Aufsichtsrat der europäischen GM-Tochter Opel/Vauxhall.

Das lässt Raum für Spekulationen, ob Reillys Versetzung eine normale Personalie ist oder ob die GM-Spitze in Detroit das Vertrauen in ihren Deutschland-Statthalter verloren und ihn weggelobt hat. Einerseits ist der neue Opel-Chef, der 55-jährige Karl-Friedrich Stracke, vom 1. April an direkt Reilly unterstellt - der Brite behält also seine Macht im Konzern und bei Opel.

Anderseits klingt das, was der amerikanische GM-Chef Dan Akerson am Donnerstag zu der Personalie zu sagen hatte, nur wenig schmeichelhaft für Reilly. "Der europäische Markt und unser Geschäft in Europa sind äußerst wichtig für GM", so Akerson. "Diese Personalentscheidung bringt uns die beste Führungsmannschaft in einer Zeit, in der das Unternehmen auf Wachstum und Profitabilität ausgerichtet ist."

Stracke ist arbeitet schon seit 1979 bei dem Autohersteller. Seit 2009 leitete er als GM-Chefentwickler den globalen Produkt- und Technologiebereich. Die zukunftsweisenden Elektroautos Opel Ampera und Chevrolet Volt gehen auf ihn zurück. "Ich werde in Rüsselsheim bleiben und eng mit Karl zusammenarbeiten", sagte Reilly am Donnerstag. Er soll sich vor allem um die langfristigen Strategien bei Opel und Vauxhall kümmern.

Angespannte Beziehung

Zuletzt saßen Reilly und sein amerikanischer Boss Akerson in Genf zusammen. Wer die beiden genau beobachtete, sah, dass die Beziehung der beiden angespannt war. Ungeduldig und nervös der eine, müde und leise der andere.

Reilly hatte es bisher nicht geschafft, Opel aus den roten Zahlen zu fahren; 1,3 Milliarden Euro Verluste machte das Unternehmen 2010 - in einer Zeit, in der andere Autohersteller, auch die Mutter GM, längst wieder mit satten Gewinnen punkten konnten. Nicht, dass Reilly untätig geblieben ist. Über 8000 Arbeitsplätze muss er in Europa abbauen, ein Werk in Antwerpen schließen. Für 2011 schraubte er seine Absatzprognose beim Genfer Autosalon sogar von 1,2 Millionen auf 1,4 Millionen Autos nach oben, wohl auch, um Akerson gegenüber gut dazustehen.

Ein Großteil der Sanierung, sagte Reilly in Genf, sei abgeschlossen. Von 2012 an wolle man wieder Gewinne machen. Allzu viel Zeit hatte Reilly ohnehin nicht gehabt: Er hatte erst im November 2009 den damaligen Opel-Chef Hans Demant ersetzt, nachdem sich GM überraschend entschieden hatte, Opel doch nicht an den Autozulieferer Magna zu verkaufen und stattdessen zu behalten.

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