Ende der Rezession:Nur der Aufschwung fehlt

Lesezeit: 2 min

Deutschland erwacht aus der Rezession - doch Euphorie ist fehl am Platz. Denn für ein stabiles Wachstum muss noch viel getan werden.

Alexandra Borchardt

Etwas Besseres hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Krisenjahr 2009 kaum passieren können: Sechs Wochen vor der Bundestagswahl überrascht das Statistische Bundesamt mit einer guten Nachricht. Die deutsche Wirtschaft ist nach vier Minus-Quartalen im zweiten Vierteljahr wieder leicht gewachsen. Deutschland erwacht aus der Rezession. Bereits in der vergangenen Woche hatte es hoffnungsvolle Zahlen zu Exporten und Auftragseingängen gegeben. Der nächste Aufschwung scheint nahe zu sein.

Bauarbeiter in Düsseldorf: Nach vier Minus-Quartalen in Folge ist die deutsche Wirtschaft zuletzt wieder gewachsen. (Foto: Foto: AP)

Die Bundesregierung wird dies in erster Linie als Erfolg ihrer Politik verbuchen. Und tatsächlich ist es zumindest teilweise ein Verdienst der großen Koalition, dass die Talfahrt gestoppt ist. Hatten Amerikaner und Franzosen der Regierung in Berlin vergangenen Herbst noch vorgeworfen, dem weltweiten Abschwung allzu zögerlich zu begegnen, stellen sich nun gerade die deutschen Konjunkturprogramme als recht wirksam heraus.

Einerseits haben die - von vielen Ländern kopierte - Abwrackprämie und die öffentlichen Investitionen die Wirtschaft in den dunkelsten Wochen der Krise stimuliert. Andererseits hat die Kurzarbeit dafür gesorgt, dass kränkelnde Betriebe einen Großteil ihrer Mitarbeiter halten konnten. Dies stützte die Kaufkraft und damit die Wirtschaftsleistung im Inland.

Die Mannschaft um Merkel und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat es allerdings auch den Ökonomen und ihren Katastrophen-Prognosen zu verdanken, dass das Plus von 0,3 Prozent jetzt so hell strahlt. Denn berauschen kann sich an so einem Mini-Wachstum niemand.

Schließlich liegt das Bruttoinlandsprodukt immer noch um 7,1 Prozent unter dem Wert, der im zweiten Quartal des vergangenen Jahres erreicht wurde - in dem die Wirtschaft auch schon schrumpfte. Und das Plus bei den Auftragseingängen von 4,5 Prozent im Juni, gemessen am Vormonat, kontrastiert mit der schlechten Nachricht, dass trotzdem gut ein Viertel weniger Bestellungen bei deutschen Firmen einliefen als im Juni 2008. Ähnlich lässt sich das für die Exportzahlen vorrechnen. Ein Aufschwung ist das nicht.

Spätestens dann, wenn sich die Effekte der Abwrackprämie nächstes Jahr ins Gegenteil verkehren, weil weniger Menschen Autos kaufen, wird sich zeigen, ob die Wirtschaft wieder aus eigener Kraft wachsen kann. Spätestens dann müssen deutsche Firmen Strategien entwickelt haben, mit denen sie Kunden im In- und Ausland begeistern können.

Jedes Unternehmen sollte sein Angebot deshalb daraufhin prüfen, welche Produkte und Dienstleistungen zum Verkaufsschlager taugen. Das könnten Umwelttechnologien oder saubere Autos sein; beides wird bei absehbar wieder steigenden Energiepreisen weltweit stark nachgefragt werden. Die neue Bundesregierung muss dabei vor allem Investitionen und Innovationen fördern. Sie wird sich daran messen lassen müssen, ob sie den nächsten Aufschwung richtig flankiert hat.

© SZ vom 14./15.08.09 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: