Daten des Statistischen Bundesamts:Insiderhandel mit Inflationszahlen?

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Die Monitore der Händler und Analysten auf dem Parkett der Frankfurter Börse (Foto: Boris Roessler/dpa)
  • Kurz vor Veröffentlichung von Inflationszahlen und anderen offiziellen Statistiken soll es einem Medienbericht zufolge auffällige Kursausschläge auf dem Devisenmarkt gegeben haben.
  • Wer hinter den möglichen Marktmanipulationen stecken könnte, ist bislang unklar.
  • Das Statistische Bundesamt gibt Daten vor der Veröffentlichung nur an Nachrichtenagenturen heraus. Damit soll nun Schluss sein.

Von Jan Schmidbauer

Daten des Statistischen Bundesamts könnten für strafbaren Insiderhandel genutzt worden sein. Wie das Wall Street Journal berichtet, kam es an der Börse zu auffälligen Kursausschlägen im Währungshandel, wenige Minuten bevor die Statistikbehörde wichtige Konjunktur-Kennzahlen offiziell bekannt gab. Der Verdacht beruht auf einer Analyse, die ein Finanzprofessor im Auftrag des Blattes erstellt hatte.

Konkret geht es um Daten wie den monatlichen Inflationswert oder das Bruttoinlandspunkt. Diese können einen hohen Einfluss auf die Entwicklung von Devisenkursen haben. Das Statistische Bundesamt gibt die Kennzahlen vor Veröffentlichung lediglich an Nachrichtenagenturen heraus, damit deren Journalisten ihre Berichterstattung besser vorbereiten können.

Die Behörde will keine Daten mehr vorab herausgeben

Damit soll nun allerdings Schluss sein. "Das Verfahren werden wir ab Januar einstellen", sagte ein Sprecher. Man sei von der US-Zeitung mit den Recherchen konfrontiert worden. Konkrete Erkenntnisse, wer hinter dem möglichen Insiderhandel stecken könnte, habe die Statistikbehörde bislang nicht. Es bestünde jedoch "der Eindruck, dass Informationen durchsickern".

Das Statistische Bundesamt verschickt die entsprechenden Daten bislang an neun Nachrichtenagenturen aus dem In- und Ausland, darunter Unternehmen wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) oder Bloomberg. Unklar ist, ob womöglich auch Dritte an die Daten gelangt sein könnten. Sie werden in der Regel per E-Mail versendet. Die dpa wurde erst am Freitag mit den Vorfällen konfrontiert. "Wir prüfen den Fall genau", sagte ein Sprecher.

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Insiderhandel ist in Deutschland und in vielen anderen Staaten strafbar. Das Statistische Bundesamt wird den Fall nicht weiter untersuchen, steht aber schon mit der Finanzaufsichtsbehörde Bafin in Kontakt, die in Deutschland für solche Fälle zuständig ist. Nach Angaben des Wall Street Journal ermittelt die Finanzaufsicht bereits wegen Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Marktdaten. Für eine Stellungnahme war sie am Freitag nicht zu erreichen.

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