Autoindustrie: General Motors:"Opel verdient 2010 keinen Cent"

Lesezeit: 3 min

2009 war schlimm - 2010 wird nicht besser: GM-Europa-Chef Nick Reilly hegt bei Opel keinerlei Optimismus für das neue Jahr.

Thomas Fromm

Manager nutzen oft verschlungene Wege, um Dinge zu kommunizieren. Als der Europachef von General Europa, Nick Reilly, beispielsweise neulich in seinem Blog ankündigte, er werde von seinem derzeitigen Wohnsitz in Shanghai nach Deutschland umziehen, da war dies vielen der entscheidende Beleg dafür, wie der Nachfolger des glücklosen Hans Demant an der Opel-Spitze heißt: Nick Reilly.

Opel geht es nicht gut. Das ist die einzig sicherer Erkenntnis, die der Konzern derzeit zu bieten hat. (Foto: Foto: AP)

Am Dienstag in Detroit soll der GM-Topmanager über seine Zukunftspläne für den angeschlagenen Autobauer berichten - plaudert aber erst einmal über Privates. Dass er gerade aus Deutschland komme, wo seine Frau gerade eine Wohnung sucht. In der Gegend von Rüsselsheim, in Frankfurt, oder im Taunus. "Very nice there", sagt Reilly. Zur Opel-Aufsichtsratssitzung an diesem Freitag will er nicht viel sagen, auch nicht zur anstehenden Neubesetzung des Managementteams. Er wird gefragt, ob er Ende der Woche zum neuen Opel-Chef ernannt wird. Und da sagt er, der mächtige Strippenzieher im Europageschäft der Opel-Mutter GM, zum ersten Mal: "Das würde ich nicht dementieren."

Dann wird Reilly konkret - so konkret, wie es nur ein Opel-Chef sein kann. Und alles was er sagt, zeigt: Der Autobauer hat zwar ein neues Management - mehr aber auch nicht.

Auch 2010 werde Opel noch keinen Cent verdienen, auch weil sich der Autoabsatz in Europa nicht so schnell erholen werde, wie gehofft. Im Gegenteil, die Verkäufe würden eher noch weiter fallen. Schon im vergangenen Jahr sah es schlecht aus, da fiel der Absatz der europäischen GM-Töchter Opel und Vauxhall von 1,4 auf 1,2 Millionen Autos.

In diesem Jahr könnte es schlimmer kommen. "Wir haben 2009 Geld verloren, sehen aber die Chance, 2011 wieder schwarze Zahlen zu schreiben", sagt Reilly.

"Da hat es sicherlich Effekte gegeben"

Eine Chance zumindest. Reilly setzt seine Hoffnungen auf den neuen Astra, den Insigna und den neuen Meriva, und er hofft auf den europäischen Markt. Noch ist Opel nicht woanders vertreten; das für 2010 in China, Indien und den USA erwartete Wachstum läuft an Opel vorbei.

Deshalb gehe es künftig für Opel auch darum, neue Märkte zu erschließen. Auch ist noch längst nicht klar, inwiefern das über zwölf Monate währende Tauziehen um die Zukunft Opels auf das Image und den Absatz geschlagen hat. Dies werde man erst so richtig in den kommenden Jahren ermitteln können. "Ich bin zu vorsichtig um zu sagen, dass wir gar nicht gelitten haben", sagt Reilly. "Da hat es sicherlich Effekte gegeben."

Reilly weiß, dass es in Rüsselsheim längst jemanden anderen gibt, der nach außen hin als "das Gesicht des Konzerns" wahrgenommen wird - der Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz. Mit ihm wird sich der Brite nun über die Zukunft Opels auseinandersetzen müssen - und mit ihm wird er künftig auch über die Kommunikationshoheit bei Opel kämpfen. Deswegen ist Reilly heute besonders defensiv, sagt nur wenig über die schwierigen Verhandlungen über Stellenabbau, Staatshilfen und die künftige Rolle der Arbeitnehmer im Konzern.

Werden die Opelaner künftig wie gefordert als Gegenleistung für ihren Sanierungsbeitrag von 265 Millionen Euro einen Teil ihres Autobauers übernehmen? Noch nichts entschieden. Nur so viel: Ein Fünftel der Produktionskapazitäten muss gekappt werden, um die Produktion besser auszulasten und wieder profitabel zu werden. 8300 Stellen sollen schätzungsweise wegfallen, von europaweit 48.000. Die Hälfte davon dürfte auf deutsche Arbeitnehmer fallen - dies entspricht der Verteilung an den einzelnen europäischen Opel-Standorten.

"Gute Gespräche"

Auch wie die geschätzten Sanierungskosten von 3,3 Milliarden Euro zusammenkommen sollen, ist immer noch offen. In seinen Gesprächen mit den europäischen Regierungen über Staatsbürgschaften ist stets von 2,7 Milliarden Euro die Rede - dies würde bedeuten, dass sich GM mit 600 Millionen Euro an den Kosten beteiligt. Dass deutsche Arbeitnehmer und Politiker einen weitaus höheren Eigenanteil der Amerikaner fordern, bestätigt Reilly. In Zeiten, in denen der Staatsbetrieb GM dabei ist, die Rückzahlungen seiner Milliardenschulden an den US-Staat vorzubereiten, sind Milliardensubventionen in Europa nur schwer vermittelbar.

"Wir haben gute Gespräche und machen Fortschritte", sagt Reilly dazu. Und er stellt in Aussicht, dass es mehr werden könnten als 600 Millionen Euro - wie viel, sagt er aber nicht. Auch ob das Werk in Antwerpen geschlossen wird, will er nicht verraten. Bis Ende Januar will er einen detaillierten Plan vorlegen - vorausgesetzt, dass er sich bis dahin mit den Mitarbeitervertretern geeinigt hat.

© SZ vom 13.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Opel Astra
:Mit neuem Format

Der neue Astra muss für Opel Hoffnungsträger und Rettungswagen zugleich sein. Vom Dasein als ewiger Golf-Rivale soll er sich jedoch verabschieden. Die erste Ausfahrt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: