Hochzeit von Pippa Middleton:Spitze, Pippa!

Hochzeit von Pippa Middleton: Braut statt Brautjungfer: Pippa Middleton hat in einem Spitzenkleid des Designer Giles Deacon geheiratet.

Braut statt Brautjungfer: Pippa Middleton hat in einem Spitzenkleid des Designer Giles Deacon geheiratet.

(Foto: AFP)

Ein besseres Kleid hätte die Braut nicht finden können. Der Dress muss auch den Vergleich mit dem Brautkleid ihrer Schwester Herzogin Catherine nicht scheuen.

Stilkritik von Jana Stegemann

Am Anfang war das Kleid. Aus feinster weißer Seide, mit filigraner Knopfleiste am Rücken und tiefem Wasserfallausschnitt. Die Frau, die es am 29. April 2011 auf einer Hochzeit in London trug, wurde damit in Sekunden weltberühmt.

So beginnt die Geschichte der berühmtesten Brautjungfer der Welt: Philippa Charlotte Middleton, genannt Pippa. Nach sechs Jahren als ewige Trauzeugin hat die 33-Jährige nun selbst geheiratet.

Immerhin hatte diese Pippa Middleton zwei Milliarden Menschen, die eigentlich die Hochzeit ihrer Schwester Kate (heute Herzogin Catherine) mit Prinz William am Bildschirm verfolgten, etwas versprochen. Sollte sie selbst heiraten, würde die (Mode- und Boulevard-) Welt nicht weniger als das perfekte Kleid erwarten.

Warum entschied sich die Braut für Giles Deacon?

Also suchte sie sich im Sommer 2016 professionelle Hilfe - und fand sie in Giles Deacon. "Ich war begeistert, dass ich mit Pippa an dem Kleid arbeiten durfte", sagte Deacon, "sie hat ein gutes Auge und weiß genau was sie will." Modeexperten schätzen, dass das Brautkleid 40 000 Pfund (etwa 47 000 Euro) gekostet hat.

Der 47-jährige Designer soll sich mit Braut und Brautmutter zusammengesetzt und Details besprochen haben. Der Brite ist liiert mit "Games of Thrones"-Star Gwendline Christie (zu sehen in der Rolle der Lady Brienne) und gründete 2003 sein eigenes Label "Giles", zuvor arbeitete er für Bottega Veneta, Ungaro und Gucci, kleidete Lady Gaga, Kendall Jenner und Cara Delevingne ein. Und doch hätte es größere Namen gegeben als Giles Deacon. Doch Deacon stammt gebürtig aus der Grafschaft County Durham und hier liegen auch die Wurzeln des Familienclans Middleton. In einem Interview sagte Deacon, dass er "nicht für Mauerblümchen entwerfe", sondern "für Frauen, die bemerkt werden wollen".

Das könnte der Ausschlag für Middletons Wahl gewesen sein. Obwohl Deacon auch für Gothic-Kreationen und Haute Couture steht, schuf er für Middleton, die den Girl-Next-Door-Look bevorzugt, das perfekte Kleid: elegant und romantisch, gleichzeitig modern und sportlich. Ein Kleid, das ihre Wandlung von der ewigen Brautjungfer zur erwachsenen Braut unterstützt.

Der Brite designte der Marathonläuferin und Tennisspielerin ein klassisches Kleid aus feinster elfenbeinfarbener Spitze mit hohem Kragen und herzförmigen Rückenausschnitt. Ein Kleid, das die Persönlichkeit der Braut unterstreicht. Die Flügelärmel betonen Middletons trainierte Arme, der Schnitt die Figur und schmale Taille, das schlichte Diadem und die kleinen Diamantohrringe in Eichelform (Wappenpflanze der Middletons) lassen der Spitze den Vortritt. Der voluminöse Organza-Tüll-Rock ist einem Brautkleid angemessen, der schlichte Schleier, bestickt mit winzigen Perlen, ist der elegante Rahmen für das Kleid. Der Po der Braut wurde nicht betont - anders als bei dem Alexander-McQueen-Dress 2011 - sondern der Rücken. Das Rückendekolleté mag eine ironische Anspielung auf ihren Auftritt bei der Prinzenhochzeit sein - und ist doch sexier, als jeder Po-zentrierte Schnitt.

Guipure-Spitze von Kopf bis Fuß

Pippa Middleton und Herzogin Kate

Pippa Middleton als Brautjunger auf der Prinzenhochzeit 2011; und als Braut 2017, deren Schwester ihr das Kleid richtet.

(Foto: dpa)

Deacon wählte eine der feinsten und teuersten Spitzen überhaupt: Guipure-Spitze, abgeleitet vom Fränzosischen "guiper", was "umhüllen" bedeutet. Seit mehr als einem halben Jahrhundert verwenden französische und italienische Mode-Häuser die Spitze für ihre Haute-Couture-Kollektionen. Guipure gilt als "Ätzstickerei", wobei auf ein Grundgewebe gestickt wird, das dann in einem Acetonbad weggeätzt wird. So entsteht ein extrem durchbrochener Stoff, der wie aufwendige Klöppelspitze aussieht, aber industriell hergestellt ist.

Die Spitze aus Baumwolle am Oberteil mit winzigen Perlen besetzt, nähte Deacons Team bei Middletons Brautkleid von Hand auf den Unterstoff, um "die Illusion zu schaffen, das Kleid habe keine Säume", wie der Brautkleid-Designer Business of Fashion sagte, "ich wollte den: Wie-haben-die-das-gemacht-Effekt".

Den Vergleich mit dem Brautkleid der großen Schwester muss Deacons Kreation nicht scheuen. Die Silhouetten gleichen sich, doch Herzogin Catherines Kleid war in seiner Dramatik richtig für den großen Auftritt in der Westminster Abbey - in der kleinen romantischen Kirche in Englefield wäre es in seiner Wucht falsch gewesen. Da passte das von Pippa Middleton perfekt hin.

Die große Schwester konnte (und wollte) der Braut nicht die Show stehlen. Lange wurde spekuliert, ob Herzogin Catherine im Gegenzug Pippas Brautjungfer sein würde. Doch die Herzogin hielt nur eine Lesung. Sie kam in einem eleganten pfirsichfarbenen Ensemble mit Fascinator und kümmerte sich vor allem um die Blumenkinder, darunter ihre Kinder George und Charlotte - und sorgte für einen der schönsten Momente schwesterlicher Loyalität, die öffentlich zu sehen war. Als die Braut am Arm des Brautvaters in der Kirchentür stand, richtete Kate ihr persönlich den Schleier - und machte damit alles perfekt für den großen Auftritt der kleinen Schwester.

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