Zylinderköpfe:Rosberg lässt Hamilton den Vortritt

Der WM-Führende handelt beim Großen Preis von Monaco wie ein Gentleman und verhilft seinem Mercedes-Rivalen zum Sieg. Die Zylinderköpfe der Formel 1.

Von Elmar Brümmer, Monte Carlo

Lewis Hamilton

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(Foto: Getty Images)

Ein Sieg passend zur Startnummer, die er sich auf den Hals tätowiert hat: Grand-Prix-Erfolg Nummer 44 ist einer der wichtigsten für den Titelverteidiger. In einer Saison, die er schon "in Gottes Hände" gelegt hatte, und bei der die Silberpfeil-Pannen "zur Normalität" geworden waren, sieht Hamilton plötzlich wieder einen Horizont. Aggressiver fahren kann man kaum, kontrollierter unter schwierigen Bedingungen auch nicht. Seit 2008 hat er auf einen Monaco-Sieg gewartet, damals war er im gleichen Jahr zum ersten Mal Weltmeister geworden. Vor der Fürstenloge hieb er sich mit der Faust aufs Herz und reckte die Hände dann gen Himmel. Er habe tatsächlich gebetet, einen solchen Tag zu erleben: "Aber ich bete nie darum, zu gewinnen. Sondern nur, dass es für alle sicher ist und dass ich die beste Leistung zeige, die ich bringen kann."

Nico Rosberg

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(Foto: AFP)

Den Fürsten traf der Wahl-Monegasse diesmal nur zu einer Stadtrundfahrt vor dem Rennen, Nico Rosberg fuhr statt des vierten Monaco-Siegs in Folge lediglich einen siebten Platz ein. Damit ist sein Vorsprung auf Lewis Hamilton auf 24 Punkte geschmolzen. Es habe sich angefühlt, "wie auf rohen Eiern zu fahren", klagte er über den zickenden Silberpfeil, dazu wurden die Bremsen schon früh zu heiß. Weshalb er nach 16 Runden klaglos dem Befehl vom Kommandostand folgte, den schnelleren Lewis Hamilton vorbeizulassen. Der Spitzenreiter als Siegmacher? Dafür gab es reichlich Lob, Konzernlenker Zetsche schätzte den "Dienst am Team" - das ist sicher gut für die anstehenden Vertragsverhandlungen. Auch der britische Rivale zollte Lob: "Nico hat wie ein echter Gentleman gehandelt." Und sich an die Absprache gehalten. Bei Mercedes wird der langsamere Fahrer erst gewarnt, wird er danach nicht schneller, kommt der Befehl.

Sebastian Vettel

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(Foto: AFP)

Schon nach der Qualifikation schwante Sebastian Vettel Böses: "Alle sind schneller geworden, nur wir waren am Ende noch genauso schnell." Soll heißen: langsam. Und auch wenn es im Rennen wie gewöhnlich besser lief für Ferrari - der Heppenheimer steckte im Verkehr fest. Das nahm er, ganz Mannschaftskapitän, "auf die eigene Kappe." Er entschuldigte sich sogar bei seiner Truppe dafür, es nicht aufs Podium geschafft zu haben. Das sind ungewohnte Töne. Aber tatsächlich zeigen die letzten Ergebnisse, dass wohl Red Bull der erste Mercedes-Verfolger sein wird, nicht mehr die Scuderia. Was Teamchef Maurizio Arrivabene allerdings anders sieht: "Ferrari ist nicht bekannt dafür, aufzugeben."

Max Verstappen

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(Foto: dpa)

Vom Hero zu Zero, in der Formel 1 liegt dazwischen häufig nur ein Rennen. So wird aus dem jüngsten Sieger der jüngste Verlierer. Prompt spürt der Niederländer, dass er nun anders wahrgenommen wird. Einem anderen 18-Jährigen hätte man nach drei Fehlern im Leitplankenkanal vielleicht verziehen, bei einem Jahrtausendtalent mischt sich gelegentlich Schadenfreude unter. Die ist allerdings nicht angebracht, nimmt man nur den ähnlichen Crash des Routiniers Räikkönen als Maßstab. Zumal die Reaktion Verstappens sehr erwachsen war: "Ich bin von mir selbst enttäuscht." Schon in der Qualifikation hatte er einen unfreiwilligen Crashtest absolviert, musste aus der Boxengasse starten - und hatte sich bis auf Rang neun vorgekämpft, ehe er zu übermütig Gas gab. Er stellt klar: "Ich selbst lege mir die Latte so hoch."

Daniel Ricciardo

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(Foto: Mark Thompson/Getty)

Endlich die erste Pole Position, auch noch in Monte Carlo. Dazu ein neuer, richtig starker Motor zusätzlich zum Wunder-Chassis. Und der sichere Start hinter dem Safety-Car. Für den Australier konnte eigentlich wenig schief gehen. Bis ihn sein Red-Bull-Team ungefragt zum Reifenwechsel reinholte, nur dass die Reifen nicht bereit lagen. So verlor er die Führung an Lewis Hamilton, und vielleicht auch den Glauben an den Rennstall. "Alles, was ich sagen kann, ist: Es ist das zweite Mal hintereinander, das zweite Mal! Auch wenn ich hier auf dem Podium stand, aber das ist wirklich schwer zu versehen. Es macht mich krank, so schnell zu sein und nicht dafür belohnt zu werden." In Barcelona war die für ihn gewählte Taktik schon die falsche, dadurch konnte Verstappen gewinnen.

Ron Dennis

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(Foto: Getty Images)

Der McLaren-Teamchef (Archivbild) hatte sogar von einem Podiumplatz geträumt (öffentlich, nicht heimlich) und dazu behauptet, dass das englisch-japanische Team demnächst jenes sein werde, das die Mercedes-Titelgewinne beendet. Es sei Dennis gegönnt, schließlich durfte er in Monte Carlo das 50-jährige Bestehen des Rennstalls feiern. Niemand hat so oft gewonnen an der Cote d'Azur wie die Big Mc's. Aber im Zuge der neuen Bescheidenheit wird schon der fünfte Platz von Fernando Alonso und der neunte von Jenson Button als Beleg dafür gefeiert, dass man nach anderthalb Lehrjahren jetzt auf einem soliden Weg nach oben sei. Und man glaubt, das drittbeste Auto im Feld zu besitzen. Alonso sagt, wenn der Boss so etwas sage, werde das schon stimmen. Ansonsten ist er eher Realo: "Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen, ganz vorn, aber ich bin glücklich darüber, wie die Sache verläuft."

Sergio Perez

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(Foto: dpa)

Das Dankeschön an den eigenen Teamchef ist nicht so selten in den Ansprachen der Fahrer nach dem Rennen. Dass der Mexikaner nach seinem wacker gegen Sebastian Vettel verteidigten Podiumsplatz aber dem Force-India-Besitzer Vijay Mallya dankt, war schon etwas Besonderes. Denn der ist vor den indischen Steuerbehörden auf der Flucht, weshalb seine Protzyacht diesmal im Hafen von Monte Carlo fehlte. Einen Fernseh- und Twitterzugang aber hat Mallya wohl noch - er freute sich über die warmen Worte ebenso sehr wie über das bisher beste Saisonergebnis seiner Truppe, zu dem Nico Hülkenberg noch einen sechsten Rang beisteuerte, weil er kurz vor der Ziellinie Nico Rosberg abfangen konnte.

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