Zum Tod von Alcides Ghiggia:Groß wie Papst und Sinatra

Lesezeit: 1 min

Der größte Moment seiner Karriere: Der Uruguayer Alcides Ghiggia (jubelend) erzielt bei der WM in Brasilien das Siegtor gegen den Gastgeber (Foto: AP)

Er brachte das Maracanã mit seinem Siegtor im WM-Finale 1950 zum Schweigen. Nun ist der Uruguayer Alcides Ghiggia gestorben - am Jahrestag seines legendären Treffers.

Ghiggia stirbt am 65. Jahrestag seines WM-Siegtreffers

Der Protagonist des "Maracanaço", das uruguayische Fußball-Idol Alcides Edgardo Ghiggia, ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 88 Jahren in Las Piedras an Herzversagen, wie die Zeitung El País berichtete. Sein Todestag fiel zusammen mit dem 65. Jahrestag seines legendären Siegtores im letzten Spiel der Weltmeisterschaft 1950 gegen Brasilien.

"Nur drei Menschen haben das Maracanã jemals zum Schweigen gebracht: Der Papst, Frank Sinatra und ich", sagte Ghiggia einst - und das war keine Übertreibung: Der nur 1,69 Meter große Außenstürmer erzielte seinen berühmtesten Treffer rund zehn Minuten vor Abpfiff, als es vor 200 000 Zuschauern im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro 1:1 stand. Ein Remis hätte der Gastgebermannschaft im letzten Spiel der Finalrunde zum Titel gereicht. Die Heimniederlage ist für Brasilien nur mit dem 1:7-Debakel im WM-Halbfinale gegen Deutschland vor einem Jahr vergleichbar.

Der Stürmer lief auch für Italiens Nationalmannschaft auf

Die Uruguayer feiern bis heute den sogenannten "Maracanaço", der für Brasilien eine nationale Tragödie bedeutete. Drei Zuschauer im Stadion erlagen einem Herzinfarkt, einer stürzte sich zu Tode. Der noch älteste lebende Fußball-Weltmeister ist nun einer aus dem glorreichen deutschen 54-Team: der Kölner Hans Schäfer (87). Dahinter folgen Brasiliens Mario Zagallo (83), Titelgewinner 1958 und 1962, und Horst Eckel (83) aus Kaiserslautern.

Ghiggia hatte die uruguayisch-italienische Doppelstaatsangehörigkeit und spielte zwischen 1953 und 1962 für den AS Rom und den AC Mailand. In einigen Begegnungen lief er für die italienische Nationalmannschaft auf.

Fußabdruck vor dem Maracanã-Stadion

Ghiggias Ruhmestat war das schwere Schicksal von Moacyr Barbosa: Der brasilianische Torhüter wurde von vielen für das Gegentor und die Niederlage verantwortlich gemacht. Vor seinem Tod im Jahr 2000 sagte er einmal: "Die höchste Strafe in Brasilien sind 30 Jahre Haft. Aber ich büße nun schon 50 Jahre für etwas, das ich nicht einmal begangen habe."

Ghiggia war 2009 ins Maracanã-Stadion zurückgekehrt und durfte, als erst sechster ausländischer Fußballer, seinen persönlichen Fußabdruck auf dem Stadiongelände hinterlassen. "Mit großem Respekt" würdigte der Brasilianische Fußball-Verband CBF in einem Nachruf jenen Mann, der das Land in ein Tal der Tränen gestürzt hatte.

© sz.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: