Xabi Alonso im Interview:"USA oder China, das hätte nicht zu mir gepasst"

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Xabi Alonso beendet seine Karriere. (Foto: AP)

Xabi Alonso beendet seine Karriere. Im SZ-Interview spricht er über seine Pläne, über Uli Hoeneß - und erklärt, weshalb er ein Anhänger von "Old-School-Football" ist.

Von Javier Cáceres

"Schwindelgefühle" hätten ihn befallen, erinnert sich Xabi Alonso, als er beschlossen hatte, von der Fußballbühne abzutreten. Zusammen mit Philipp Lahm verabschiedet sich am Samstag beim Heimspiel gegen den SC Freiburg eine prägende Figur des FC Bayern und des Weltfußballs. Der 35-jährige Regisseur und Spielgestalter beendet seine Karriere. "Jetzt muss ich neue Motivationen suchen, meine Zeit anders verwalten - ein neues Leitmotiv für mein Leben finden", erzählt Alonso im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Alonso wurde Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger - es gibt kaum Trophäen, die er nicht gestemmt hätte. Zu seinen bleibenden Erinnerungen zählt unter anderem der Champions-League-Sieg 2005 mit dem FC Liverpool gegen den AC Mailand, den damals Carlo Ancelotti trainierte, sein letzter Coach beim FC Bayern. Sie hätten "oft" über das legendäre Finale von Istanbul gesprochen, in dem Mailand zur Halbzeit 3:0 führte, Liverpool noch durch Tore von Steven Gerrard, Vladimir Smicher und einen späten, von Xabi Alonso verwandelten Strafstoß ausglich - und schließlich im Elfmeterschießen siegte. "Du schuldest mir einen Pokal...", habe Ancelotti immer wieder gesagt.

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Schon bei Real Madrid traf er auf Ancelotti, mit ihm holte er 2014 die zehnte Königsklassentrophäe des spanischen Rekordmeisters. "Seine Art die Gruppe zu verwalten, mit den Spielern in Verbindung zu treten, ist ähnlich. Das ist eine der ganz großen Stärken Ancelottis. Seine Art, zu trainieren, die Spiele vorzubereiten, da habe ich neue Dinge gesehen", sagte Alonso. Die schon unter Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola herrschende Idee, "die dominante Mannschaft zu sein, die Kontrolle zu haben", werde auch unter Ancelotti gepflegt. Der Italiener habe aber "einige Dinge abgestuft, hin zu einem schnelleren Umschaltspiel. Das war Carlos Input", fügte er hinzu.

Was Alonso über Uli Hoeneß sagt

Seine Karriere wollte der Spanier nicht künstlich verlängern, die "USA oder China, das hätte nicht zu mir gepasst". Dazu hätte Alonso "den Chip schon komplett auswechseln müssen, um den Fußball in solchen Ligen zu genießen". Er sei eben ein Anhänger von "Old-School-Football".

Der Spanier, der so selbstverständlich in die Lederhose schlüpfte wie in die Rolle des Strategen in München, stuft seinen Wechsel im Nachhinein als "gegenkulturell" ein. Schließlich sei er im fortgeschrittenen Fußballer-Alter von 32 Jahren von Real Madrid zu Bayern München gewechselt. Ausgerechnet zur "bestia negra", dem Angstgegner von Real. Um "mir selbst zu beweisen, dass ich in einem Verein wie dem FC Bayern wichtig sein kann", um "ein letztes Mal etwas Neues zu probieren", so Alonso.

Dabei hatte Alonso nach seinem Wechsel 2014 immer das Gefühl: "Hier fehlt einer, der wichtig war. Der sehr geliebt wurde." Es war Uli Hoeneß. Bei seiner Rückkehr habe ihn die Zuneigung der Leute "verblüfft". Von außen könne man die Dimension des FC Bayern erahnen - "Aber erst, wenn du drinnen bist, bekommst du ein Gespür für die Bedeutung, die der FC Bayern in Deutschland hat."

Generationswechsel in der Bundesliga "extrem spannend"

Und doch hatte die erdrückende Dominanz der Bayern in der Bundesliga auch seine Schatten geworfen: In gewissen Momenten habe der Wettbewerb gefehlt, Alonso vermisste "dieses Gefühl, bis zum letzten Augenblick gefordert zu sein, sich zu keiner Sekunde einen Fehler erlauben zu dürfen". Alonso strebte immer danach, das Spiel zu verstehen, und er macht nun eine Veränderung im deutschen Fußball aus. "Taktisch ist er reicher geworden."

Überhaupt stelle Alonso einen Generationenwechsel auf den Trainerbänken fest, "extrem spannend" sei das. Nagelsmann in Hoffenheim, Nouri in Bremen, Hasenhüttl in Leipzig, Tuchel in Dortmund: "Sie haben den Mut, mit Systemen zu experimentieren, sie mitten in Spielen umzuwerfen." Eine neue Spielart des Fußballs entwickle sich hier. "Diese jungen Trainer gehen nicht einen deutschen Weg, sie versuchen, dem Fußball einen technisch-taktischen Reichtum zu verleihen, den ich als europäischer empfinde."

Was Alonso von Guardiolas Ideen hielt und weshalb er glaubt, dass der Umbruch der Bayern-Mannschaft gelingen wird, lesen Sie im gesamten Interview mit SZ Plus:

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