Wolfsburg siegt in Frankfurt:Bescheidener Matchwinner

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Siegtor in Frankfurt: Maximilian Arnold. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der nächste Wolfsburger Sieg, der nächste wichtige Auftritt von Maximilian Arnold: Als es bei Eintracht Frankfurt nach einem Unentschieden aussieht, hat der junge Wolfsburger seine beste Aktion und trifft zum 2:1. Danach bleibt er angenehm unaufgeregt.

Von Carsten Eberts

Auf keinen anderen Spieler sind sie so stolz beim VfL Wolfsburg wie auf Maximilian Arnold. Nicht auf Diego, diese Zeiten sind vorbei, auch nicht auf Ivica Olic, obwohl der überall, wo er auftaucht, zum Massenliebling taugt. Mit gerade 15 Jahren wurde Arnold in die U17 geholt, Felix Magath installierte ihn bereits 2011 in die Profimannschaft, beim Auswärtsspiel in Augsburg wurde Arnold eingewechselt. Als jüngster Debütant der Klubgeschichte.

Seitdem ist einige Zeit vergangen, zweieinhalb Jahre genau. Arnold ist mittlerweile 19 Jahre alt und spielt beim VfL eine immer tragendere Rolle. Nun sollte die Leistung gerade eines jungen Spielers nicht zwangsläufig an seinen Toren festgemacht werden, aber wenn es gerade so schön passt: Beim Wolfsburger 2:1 (1:1) am Samstagabend bei Eintracht Frankfurt deutete sich in der zweiten Halbzeit lange ein Unentschieden an. Dann kam Arnold - und traf in der 82. Minute zum Sieg.

Schon vor einer Woche beim 3:0 gegen Werder Bremen hatte Arnold eine bemerkenswerte Leistung abgeliefert, auch davor gegen Augsburg. Nun die entscheidende Aktion auch gegen Frankfurt. "Der Matchwinner bin ich nicht, das sind wir als Mannschaft", urteilte Arnold zwar brav. Es war jedoch für jeden ersichtlich, wie gut er seinem Klub derzeit tut.

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Wie groß die Wertschätzung für Arnold ist, ließ sich bereits vor dem Spiel erkennen. Coach Dieter Hecking verbannte seinen Kreativling Diego erneut auf den rechten Flügel. Immer noch ungewohnt, hatte Diego doch fast all seine Auftritte zuvor von der Zehnerposition bestritten. Für ihn durfte abermals Arnold in die Zentrale, auf jene Position, auf der er schon gegen Bremen gut ausgesehen hatte.

Es gibt Spiele, die ziehen sich zu Beginn wie viel zu lange malträtierter Kaugummi. Wenn beide Teams in abwartender Haltung agieren, bis nah an die Halbzeitpause heran nicht das geringste Interesse zeigen, mit einem Tor die eigene Bilanz aufzubessern. Diese Partie war das komplette Gegenteil: Schon nach 40 Sekunden raste Alexander Meier auf das Wolfsburger Tor zu - und hätte er sich zu einem beherzten Abschluss und nicht zu einem Kunstheber über den Außenspann entschieden, hätte sein Schuss die frühe Frankfurter Führung bedeuten können.

Selten wurde ein kleiner Fehler so schnell bestraft. Nach 40 Sekunden traf der Frankfurter Meier in der Hektik eine falsche Entscheidung, nach 90 Sekunden stand es 1:0 für Wolfsburg. Ochs hatte eine geschärfte Flanke in die Mitte geschickt, Olic musste gar nicht eingreifen, weil Anderson den Ball ins eigene Tor grätschte. Kurz darauf hätte Perisic erhöhen können, doch er setzte seinen Schuss um Zentimeter vorbei (6.).

Es brauchte in dieser Phase nicht viel von der Wolfsburger Qualität, um die Frankfurter zurückzuweisen. Geschicktes Pressing, wache Köpfe und ein ausgeprägter Sinn für Konterfußball genügten, um die verunsicherte Eintracht vom eigenen Vortrag fern zu halten. Immer wieder versuchte Arnold, die Geschicke seiner Mannschaft anzutreiben, auch wenn ihm zunächst nicht viel gelang. Frankfurt hingegen gab ein überfordertes Bild ab. Vier Heimspiele hatte das Team bislang in dieser Saison absolviert, keines davon gewonnen. Nach 25 Minuten wusste jeder Beobachter, weshalb.

Nach einer halben Stunde war das Experiment mit Diego als Flügelstürmer beendet; der Brasilianer ging mit schmerzendem Brustkorb vom Platz, eine Prellung. Für ihn kam Daniel Caligiuri. Für Frankfurt war es wie ein Startsignal: Die Eintracht begann plötzlich zu kämpfen, der umtriebige Stefano Celozzi, der für Jung in die Startelf gerückt war, versuchte es über den rechten Flügel, brachte Außenverteidiger Ricardo Rodriguez verstärkt in Nöte.

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Wolfsburg zog sich Minute um Minute weiter zurück - und wurde bestraft. Aus dem Spiel gelang Frankfurt wenig, eine Standardsituation musste her. Und die verwandelte Meier in brillanter Manier zum Ausgleich. Er erspähte das Loch in der Wolfsburger Mauer, jagte den Ball halb darüber, halb hindurch (35.). Frankfurt bedrängte nun das Wolfsburger Tor. Und der VfL musste sich fragen lassen, ob dieses Szenario nicht zu verhindern gewesen wäre.

In der zweiten Halbzeit brauchte Wolfsburg eine Viertelstunde, um die Überlegenheit zurückzuerlangen. Das Prinzip war eigentlich einfach: Immer dann, wenn sich die Wolfsburger Reihen weiter nach vorne schoben als zuvor, wurde die Eintracht eingeschnürt. Daraus ergaben sich kleinere Chancen, etwa für Caligiuri, der unter einem Flankenball hindurch flog (51.). Oder für Luiz Gustavo, dessen Schuss von Marco Russ abgeblockt wurde (63.).

Maximilian Arnold hatte in dieser Saison sicher schon bessere Spiele gezeigt. Gegen Bremen etwa, als er ein herausragendes Tor schoss, bei seiner Auswechslung mit Standing Ovations gefeiert wurde. Trotzdem kam Arnold auch gegen Frankfurt noch zu seinem großen Auftritt: In der Mitte behauptete er den Ball, legte ihn auf die linke Seite zu Olic. Der flankte, Ochs hämmerte den Ball aufs Tor - in der Zwischenzeit hatte sich Arnold im Rücken der Viererkette gelöst und hielt den Fuß in Ochs' Schuss. Da stand es 2:1.

"Maxi Arnold hat heute nicht so gut gespielt, aber er war halt da", urteilte Trainer Hecking nach dem Spiel. Wer auch an schlechten Tagen in der Lage ist, seine Mannschaft zum Sieg zu schießen, muss sich um seine Qualität wenig Gedanken machen.

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