Wolfsburg gegen Hannover 96:Fallrückzieher im Abstiegskampf

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Die Szene des Spiels: Salif Sané erzielt per Fallrückzieher das 2:2 für Hannover 96. (Foto: REUTERS)
  • Im Spiel gegen das abstiegsbedrohte Team von Hannover 96 macht der VfL Wolfsburg in der ersten Hälfte nur das Nötigste - und führt trotzdem mit 2:0.
  • Nach der Pause reicht das allerdings nicht mehr. Hannover schafft den Ausgleich und hätte sogar den Sieg verdient gehabt.
  • Salif Sané erzielt per Fallrückzieher den Ausgleich.
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Von Filippo Cataldo

Nicht erst seit Samstag hat Hannover 96 ein gewisses Problem mit seinen Fans. Die Ultras haben in dieser Saison lange die Heimspiele boykottiert, sie sind im Clinch mit der Führungsriege um Klub-Boss Martin Kind. Für das Spiel in Wolfsburg schaffte der Klub es nun nicht mal, das gesamte Kontingent von 3000 Karten an den Mann zu bringen. Und das, obwohl es sich bei der Partie beim Tabellenzweiten um ein Derby handelte (keine 90 Kilometer sind es von Stadt zu Stadt) - und es vorerst eine der letzten Gelegenheiten gewesen sein könnte, die 96er in der Bundesliga kicken zu sehen.

Die Daheimgebliebenen verpassten aber einiges. Hannover gelang beim 2:2 in Wolfsburg nach einer total enttäuschenden ersten Halbzeit eine spektakuläre zweite Hälfte, in der die Mannschaft zwei Tore aufholte und beinahe noch das Spiel gewann.

Zumindest in den zweiten 45 Minuten gab es von den 96ern frei Haus noch tollen Kampf, gute Zuspiele - und einen Treffer per formvollendeten Fallrückzieher. Salif Sané gelang so in der 58. Minute aus elf Metern der Ausgleich. Fallrückzieher im Abstiegskampf hat man auch nicht so oft gesehen. Sollte der Klub nach dieser Saison absteigen, könnte sich Sané möglicherweise mit der Auszeichnung zum Tor des Jahres trösten. Schön genug war sein Treffer allemal.

Trotzdem ist Hannover nun seit 15 Spielen ohne Sieg und zudem zum ersten Mal in dieser Saison auf dem Relegationsplatz.

Schuld daran ist eine erste Halbzeit, in der die 96er den Eindruck machten, nächste Saison die Bundesliga boykottieren zu wollen. Weniger, weil sie nicht wollten, sondern eher, weil sie nicht konnten. Mit einem 0:2 waren sie in die Kabine gegangen, und das gegen gar nicht mal so starke Wolfsburger. Die Kicker des Tabellenzweiten und Pokalfinalisten taten nämlich nicht mehr, als sie unbedingt mussten - was gegen diese Hannoveraner kaum etwas war. Nur in den ersten 13 Minuten wirkten die Gäste einigermaßen ebenbürtig, kamen sogar zur ersten Chance. Stürmer Joselu, zu diesem Zeitpunkt schon 607 Minuten ohne Treffer, köpfte den Ball nach einer Flanke von Hiroshi Kyotake in Richtung des Tores, Wolfsburgs Keeper Diego Benaglio klärte zur Ecke.

Das sah gar nicht so schlecht aus, doch es sollte die einzige ernstzunehmende Torchance der ersten Halbzeit bleiben für den Abstiegskandidaten. Michael Frontzeck, seit zwei Spielen damit beauftragt, den freien Fall möglichst noch zu stoppen, hatte seiner Mannschaft ein einfaches Konterspiel verordnet. Weil aber die Meister des schnellen Umschaltspiels in dieser Saison aus Wolfsburg kommen und die zunächst keine rechte Lust zu haben schienen, das Spiel an sich zu reißen, passierte danach erstmal: nichts. Es dauerte bis zur 13. Minute, ehe Wolfsburg für so etwas ähnliches wie Gefahr sorgte im Strafraum. André Schürrle sprintete die linke Außenbahn entlang, Marcel Schmiedebach konnte ihn nur kurzfristig stoppen, der Nationalspieler erkämpfte sich den Ball wieder, spielte zu Bas Dost, der aber von Torwart Ron-Robert Zieler erfolgreich bedrängt wurde und den Ball nicht ins Tor brachte. Gleich im Anschluss versuchte Schürrle es nach einem weiteren Sprint selbst, sein Schuss von der Strafraumkante bekam einen schönen Drall, der Ball drehte sich aber über das Tor.

Nun war Wolfsburg im Spiel, die Hannoveraner schauten oft nur interessiert zu, wie sich Kevin de Bruyne, Schürrle, Ricardo Rodriguiez und Co. den Ball, meist in recht gemächlichem Tempo, zuspielten. Und wenn die Gäste mal den Ball hatten , wussten sie nicht so viel damit anzufangen. Als Leon Andreasen in der 21. Minute etwa 20 Meter vor dem Tor recht frei stand, schien er davon selbst so überrascht, dass ihm nur ein sehr schüchternes Schüsschen gelang. Der Ball flog fast in Zeitlupe auf Benaglio zu.

Drei Minuten später war Wolfsburg mit 1:0 vorne. Kevin de Bruyne klaute Miiko Albornoz dreist den Ball vom Fuß, flankte mit viel Effet in die Mitte, Stürmer Bas Dost drosch die Kugel wuchtig in Zielers Gesicht. Torwart und Ball flogen ins Tor. Der Torwart musste danach behandelt werden.

Für Dost war es der erste Treffer nach zwölf Pflichtspielen, für de Bruyne bereits die 18. Torvorlage in dieser Saison. Dem Belgier fehlen damit nur noch zwei Vorlagen zur absoluten Bundesliga-Rekordmarke Zvjezdan Misimovic' aus der Wolfsburger Meistersaison 2008/2009.

Kurz vor der Pause gelang Ivan Perisic, für den sich kein Hannoverander zuständig fühlte, dann noch ein Traumtor. Nach einem einfachen Übersteiger mit dem rechten Bein hatte er plötzlich drei Meter Platz, rannte noch ein bisschen zur Seite und schweißte den Ball dann ins Kreuzeck.

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Die Messe war gelesen. Aber eben nur für diese erste Halbzeit.

Keine 90 Sekunden nach Wiederanpfiff köpfte Jimmy Briand, gerade erst eingewechselt, zum 2:1 ein. Edgar Prib hatte geflankt, Naldo den Hannoveraner alleine gelassen.

Der Anschlusstreffer schien für die Wolfsburger aber kein Grund zu sein, das Tempo zu erhöhen. Perisic schoss zwar, weil die Hannoveraner wieder das Verteidigen vergassen, nochmal an die Latte (55.), doch viel mehr kam nicht mehr von den Hausherren, die einfach ihren Stiefel runterspielten.

Selbst als Salif Sané aus elf Metern mit seinem herrlichen Fallrückzieher nach Kyotakes Flanke der Ausgleich gelang und Schmiedebach nach einem Solo nur von Benaglio am 3:2 gehindert werden konnte (77.), erhöhte Wolfsburg das Tempo nicht mehr. Im Gegenteil: Am Ende hätte der Abstiegskandidat den ersten Sieg des Jahres mehr als verdient gehabt.

© SZ vom 03.05.15 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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