Wechseltheater um Carlos Tévez:Inter? Milan? Hauptsache Spanien!

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Im Poker um den bei Manchester City unerwünschten Stürmer Carlos Tévez macht Inter Mailand inzwischen dem Stadtrivalen AC Konkurrenz. Unklar ist auch, ob Paris Saint-Germain sein 35-Millionen-Angebot für den Argentinier ernst meint - oder ob hinter der Offerte nicht eine List steckt, um einen ganz anderen Spieler zu bekommen.

Birgit Schönau, Rom

Carlos Tévez hat Manchester City wirklich lange genug mit Wechselgelüsten genervt. Die Familie dränge in ein Land, wo Spanisch gesprochen werde - bereits vor einem Jahr gab der Argentinier dies der Klubleitung schriftlich und stieß auf empörte Ablehnung. Als Tévez unverdrossen weiter stänkerte, entthronte City-Trainer Roberto Mancini ihn zunächst als Kapitän, später wurde der aufsässige Stürmer für zwei Wochen vom Dienst suspendiert.

Carlos Tévez wollte einst in ein spanischsprachiges Land wechseln - jetzt zieht es ihn nach Italien. (Foto: AP)

Verständlich, dass der Südamerikaner jetzt erst recht weg will, die Chancen scheinen ja auch endlich gut zu stehen. Frei nach Andy Möller könnte es für Carlos Tévez heißen: Inter oder Milan, Hauptsache Spanien!

Denn um den 27-Jährigen buhlen ausgerechnet die beiden Mailänder Klubs, befeuert von der ungleich spendableren Konkurrenz von Paris Saint-Germain. Dort heuchelt man aber angeblich nur deshalb Interesse an Tévez, weil der neue italienische Trainer der Pariser, Carlo Ancelotti, sich vom Transferpoker als Hauptpreis den noch beim AC Mailand engagierten Brasilianer Pato verspricht.

Als Milan-Trainer hatte Ancelotti Pato seinerzeit wie einen Ziehsohn gefördert, bevor er sich vom Hofe Silvio Berlusconis verabschiedete. Mittlerweile ist Pato der Verlobte von Berlusconis Tochter Barbara und attackierte kürzlich öffentlich seinen derzeitigen Trainer bei Milan, Massimiliano Allegri: "Ein guter Trainer sagt seinen Spielern, worin sie sich verbessern können. Allegri tut das nicht."

Da kann Milans Klubleitung noch so stoisch beteuern, das Betriebsklima sei unverändert harmonisch. Der Zoff in der Kabine scheint ebenso unvermeidlich zu sein wie das Derby gegen Inter nächsten Sonntag.

Auf Tévez hatte sich der AC Mailand nun offenkundig zu früh gefreut. "Wir sind einverstanden mit Carlos und erwarten nur noch eine Antwort von Manchester City" verkündete Milan-Manager Adriano Galliani am Samstag vollmundig. Schon im November hatte der Agent des Stürmers versichert, Milan sei für Tévez die erste Wahl.

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Was man eben so sagt, wenn es gar keine Alternative gibt. Doch die zeigt sich für Tévez inzwischen am Horizont - es ist just Inter Mailand, der ehemalige Arbeitgeber des grantelnden City-Trainers Roberto Mancini. Und während Milan Tévez nur ausleihen will und den definitiven Kauf für 24 Millionen Euro an Konditionen knüpft, ist Inter wohl bedingungslos dazu bereit, im Sommer 25 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Dass Saint-Germain sogar 35 Millionen für Tévez bietet, wurde in Paris dementiert.

Bei Manchester City scheint der Argentinier schon länger keine Zukunft mehr zu haben.  (Foto: REUTERS)

Wer sich im Wechselspiel um Tévez wo mit wem getroffen hat, ist indes höchst undurchsichtig. Der Spieler selbst schweigt still, und aus den Mailänder Klubzentralen dringt sowieso kein Wort außer dem des Verteidigers Walter Samuel: "Wir Argentinier von Inter haben damit nichts zu tun!" Immerhin haben die Gerüchte um Tévez den Inter-Sturm derart beflügelt, dass er am Samstagabend den FC Parma 5:0 vom Platz fegte. Gleich zwei Tore lieferte Tévez-Landsmann Diego Milito, der sein Formtief angesichts drohender Konkurrenz flugs beendete: "Jeder Stürmer hat mal Flaute."

Tatsächlich scheint der launische Tévez ziemlich überflüssig zu sein in einer Internazionale, die sich nach beunruhigendem Saisonstart endlich gefangen hat. Vor gar nicht langer Zeit strampelte Inter noch auf einem Abstiegsplatz, der Sieg gegen Parma jedoch war nun der fünfte nacheinander. Eine ähnliche Triumphserie gelang zuletzt dem Portugiesen José Mourinho, dies wurde seinerzeit lautstark gefeiert.

Der amtierende Inter-Trainer Claudio Ranieri pflegt einen lakonischen Stil: "Zahlen machen vieles verständlich", sagt er. Zum Beispiel, dass Inter mit nur noch fünf Punkten Abstand Tabellenführer Milan wieder dichter auf den Fersen ist. Zum Derby will Ranieri den lang verletzten Niederländer Wesley Sneijder wieder bringen - einen Spieler, der im Sommer (wie Milito) noch unbedingt weg wollte aus Mailand. Nach Spanien, zu Real, zu Mourinho.

Den Möchtegern-Abtrünnigen brachte Ranieri eine im Fußball seltene Tugend entgegen: Geduld. "Ich habe eine komplizierte Lage vorgefunden aber ich wusste immer, dass es besser werden würde", sagt der Trainer. Nun könnten paradoxerweise die fünf Tore gegen Parma die Lage für Tévez verkompliziert haben. Bis Dienstag will Manchester City über ihn entscheiden.

© SZ vom 09.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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