WM 2010: Statistik:Legionäre und Nesthocker

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Schweden, Katar und die Türkei haben zwar die Qualifikation nicht geschafft, sind aber trotzdem bei der WM dabei: Ihre Ligaspieler stehen im Viertelfinale. Die Legionärsstatistik der WM.

Lena Jakat

Wenn sie nicht für ihre Heimat auf dem Platz stehen, spielen die Mitglieder von Uruguays Nationalmannschaft in den Ligen zwölf verschiedener Länder - von der Türkei (Diego Lugano) bis Schweden (Sebastian Eguren). Weder der Staat am Bosporus noch der an der Ostsee hat mit seinem eigenen Team die Qualifikation geschafft. Aber sie haben ihre Ligaspieler für die Weltmeisterschaft nach Südafrika gesandt - wie so viele andere: Insgesamt kämpfen dort Spieler aus 53 Ligen um den Pokal. Die hier genannten Zahlen werden schön und schlicht von einer Grafik im Online-Angebot der brasilianischen Zeitung O Estado de São Paulo veranschaulicht:

Welcher Nationalspieler kickt in welcher Liga? Die Grafik veranschaulicht die vielfältigen Zusammenhänge. (Foto: http://www.estadao.com.br)

In den Kadern der 32 Mannschaften aus der Vorrunde finden sich auch Fremdenlegionäre aus 21 Nicht-WM-Ländern. So verdienen 76 Spieler der Weltmeisterschaft ihr Geld in den Klubs und Vereinen von Staaten, deren Nationalmannschaften es nicht durch die Qualifikation geschafft haben, die meisten von Ihnen in Russland und der Türkei. Aber auch Spieler aus exotischen Winkeln der Fußballwelt sind in Südafrika dabei: Der chilenische Mittelfeldspieler Jorge Valdivia etwa ist bei Al Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter Vertrag, der ivorische Torwart Aristide Zogbo beim israelischen Erstligisten Maccabi Netanya.

Zwei Drittel kicken in Europa

Trotz dieser exotischen Ausreißer findet der meiste Austausch von Spielern zwischen den Ligen der WM-Nationen statt. Die meisten Turnierteilnehmer haben ihre Verträge nicht in ihrer Heimatliga, sondern im Ausland unterzeichnet: 58,9 Prozent kicken als Legionäre im Ausland. Das Verhältnis von Legionären und "Nesthockern" aus der eigenen Liga variiert allerdings deutlich. Drei Vertreter des alten Fußballeuropa reisten ausschließlich mit Spielern aus der eigenen Liga nach Südafrika: Italien, England und - Deutschland. Das umgekehrte Bild bietet allein Nigeria: Kein einziger Spieler verdient sein Geld in seinem Heimatland, dafür sechs von ihnen in der englischen Premier League, vier in Frankreich und Rabiu Afolabi verteidigt für Red Bull in Salzburg.

Rund zwei Drittel der Spieler arbeiten in Europa: 55,2 Prozent aller Torhüter und 65,2 Prozent aller Mittelfeldspieler. Die zweitgrößte Gruppe kickt schon in Asien - jeder zehnte WM-Spieler. Das liegt vor allem daran, dass die Fußballer, die in Bundesliga, Premier League und Serie A im Einsatz sind, in den vier asiatischen Mannschaften des Turniers (Nord- und Südkorea, Japan, Australien) eher spärlich gesät sind.

Zwei dieser Teams haben es wie England bis ins Achtelfinale geschafft - aber nicht weiter. Italien schied bereits in der Vorrunde aus. Sollte es also etwa einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Anteil von Legionären und der Turnierleistung einer Mannschaft geben? Der legionärslose deutsche Kader bildet unter den verbleibenden acht Teams jedenfalls die Ausnahme - gemeinsam mit Spanien. Während zu den Teams der anderen Endrundenteilnehmer 14 (Niederlande), 17 (Argentinien) oder 20 (Ghana) Legionäre gehören, spielen in der Mannschaft von Spaniens Trainer Vicente del Bosque nur drei Männer nicht in der Primera Division: Pepe Reina, Fernando Torres und Cesc Fabregas kicken in der Premier League.

Dass Spielleistung und Legionärsanteil in keinem Zusammenhand stehen, beweist der Kader des amtierenden Weltmeisters: In der Mannschaft um Kapitän Fabio Cannavaro spielte 2006 einzig Gianluca Zambrotta im Ausland - beim FC Barcelona.

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