WM-Qualifikation:Europas heiße Mitte

Sweden vs Austgria

Dichtes Gedränge im Mittelfeld des Weltfußballs: Schweden gegen Österreich in der WM-Qualifikation.

(Foto: dpa)

Die WM-Qualifikation hat gezeigt, dass die kleinen Teams nach wie vor chancenlos sind, während die großen Mannschaften vornewegmarschieren. Doch der Mittelbau ist umkämpft - und die Konturen verschwimmen.

Ein Kommentar von René Hofmann

Aus gegebenem Anlass sei an dieser Stelle noch einmal an Hans- Hubert, genannt "Berti", Vogts erinnert. Bevor er versuchte, mit den Nationalmannschaften aus Kuwait, aus Schottland, aus Nigeria und aus Aserbaidschan groß herauszukommen, hatte der 1,68-Meter-Mann den Versuch mit der Auswahl seines Heimatlandes unternommen.

Die deutsche Nationalelf war 1990 Weltmeister geworden, und zum Abschied hatte Franz Beckenbauer erklärt, wegen der Wiedervereinigung halte er die Auswahl "über Jahre hinaus für nicht zu besiegen". Nun, dann kam Vogts. Und alles kam anders. In Erinnerung geblieben ist aus jener Zeit eine Erkenntnis, die über das Land hinausreicht: "Es gibt keine Kleinen mehr im Weltfußball." Mit diesem Mantra trat Vogts Kritikern entgegen, wenn sich seine Auswahl gegen weit schwächer eingeschätzte Gegner schwer getan hatte, was öfter vorkam.

Inzwischen sind seitdem fast zwei Jahrzehnte vergangen. Auf Vogts folgten Erich Ribbeck, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Joachim Löw. Die Frisuren der Bundestrainer änderten sich, ihre Sakkos, auch der Stil, den sie spielen ließen. In der Qualifikation für die WM 2014 blieb die deutsche Elf ohne Niederlage. Und wer den Blick hebt, um zu schauen, was sich um sie herum in Europa so tut, wird erkennen: Vom Vogts'schen Ideengut ist auch sonst wenig geblieben.

San Marino: 0 Punkte/1:54 Tore. Andorra: 0 Punkte/0:30 Tore. Färöer: 1 Punkt/4:29 Tore. Liechtenstein: 2 Punkte/4:25 Tore. Malta: 3 Punkte/5:28 Tore. Es gibt sie also doch noch, die Fußballzwerge. Wie es an den anderen Tabellen-Enden auch etliche eindeutige Gruppen-Souveräne gibt.

Wie die Deutschen konnten die Niederländer und die Italiener das letzte Spiel in der angenehmen Gewissheit der sicheren Qualifikation angehen. Auch die Spanier und die Engländer blieben ohne Niederlage, Schweizer und Belgier ebenfalls. Auch auffällig: Zwischen den Polen ging es oft eng zu.

Der zweite Platz, der für acht Teams das Tor zur Relegation öffnet, war vielerorts heiß umkämpft. Schweden, Österreich, Kroatien, Serbien, Dänemark, Tschechien, Bulgarien, Armenien, Rumänien, Ungarn, Island, Slowenien, Ukraine, Montenegro, Polen: Der Mittelbau ist groß, und anders als oben und unten verwischen dort die Konturen. Die WM-Qualifikation ist nicht der einzige Wettbewerb, in dem sich ein solches Muster abzeichnet. In der Champions League und in der Bundesliga ist ein ähnlicher Trend zu erkennen: Die Großen laufen zunehmend weiter voraus.

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