US-Skifahrer Bode Miller:36-jähriger Jüngling freut sich auf den nächsten Streich

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Bode Miller (Foto: dpa)

Nach privaten Turbulenzen kehrt Skifahrer Bode Miller nach 20 Monaten in den Weltcup zurück. Er ist 13 Kilogramm leichter und hofft auf ein Highlight zum Karriere-Ende. Einzig am Material hapert es noch.

Er ist tatsächlich da. Bode Miller steht völlig unaufgeregt auf dem Parkplatz vor der "Giggi Tenne" in Sölden, wo der Fahrzeugsponsor fast aller Ski-Nationalmannschaften zum großen Foto-Shooting gebeten hat. Termine wie dieser waren dem Amerikaner früher ein Graus, jetzt allerdings sieht er entspannt aus. Er hält seinen leicht bekleideten, acht Monate alten Sohn Samuel im Arm und lächelt seiner Frau Morgan zu, die in Flip-Flops neben dem Kinderwagen steht. Bode Miller scheint mit sich und der Welt im Reinen. Der Amerikaner sieht erholt aus.

20 Monate ist es her, dass Miller sein letztes Weltcup-Rennen bestritten hat, am 18. Februar 2012 im bulgarischen Bansko. Am kommenden Sonntag nun will er auf dem Gletscher hoch über Sölden zum 409. Mal starten. Vor zehn Jahren hat er dort schon einmal gewonnen, ein Jahr darauf nochmal. "Ich weiß, wie der Hang zu fahren ist", sagt Miller lässig.

Doch mit 36 Jahren gehört Miller zu den älteren Startern im Feld, er hat Schmerzen in seinem zweimal operierten linken Knie. Egal, behauptet Miller: "Das Wichtigste ist: Die Motivation ist wieder da."

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Die vergangenen 20 Monate waren eine emotionale Achterbahnfahrt, in mehreren Runden. Zwei Operationen, Heirat mit der Beachvolleyball-Spielerin Morgan Beck im Oktober 2012, Fehlgeburt im Januar. Im Februar brachte Millers ehemalige Freundin einen Jungen zur Welt, es folgte ein Streit ums Sorgerecht, den Miller gewann. Anfang April wurde Bodes Bruder Chelone tot aufgefunden. Nun also: Rückkehr in den Weltcup. "Bode is back - faster than ever", verkündet der Werbefilm, der im österreichischen Fernsehen läuft. Teil eins der Botschaft stimmt, Teil zwei bleibt ungeklärt. Vorerst.

Miller hat 33 Weltcup-Rennen gewonnen, er war 2005 in Bormio Doppel-Weltmeister, bei Olympia 2010 in Vancouver holte er Gold, Silber und Bronze - und hätte er nicht seine bisweilen recht eigenwillige Einstellung zum Ski-Rennsport ausgelebt, er wäre noch erfolgreicher gewesen. Bei großen Teilen des Publikums war er immer die Nummer eins, nicht nur wegen seines unnachahmlichen, verwegenen Fahrstils. Warum ist er überhaupt wieder da? "Ich wollte meine Karriere immer auf dem höchsten Niveau beenden", erklärt er.

Die Gedanken an den vorzeitigen Rücktritt habe er wieder verworfen, "weil alles, was dich zum Rücktritt bewegen könnte, besser ist, als vor zehn Jahren." Will heißen: Es geht ihm körperlich gut - seine Lust auf Skifahren ist verdammt groß. "Ich bin noch immer ein Rennfahrer", sagt Miller mit einer Inbrunst, die jeden Zweifel beseitigen soll. Unbescheiden gibt er den Gewinn des Gesamtweltcups als Saisonziel aus - und dann sei da ja noch Olympia.

"Bode ist an einem guten Tag zu allem fähig", versichert der Österreicher Patrick Riml, Alpindirektor des US-Verbandes. Miller war im Sommertraining vor allem in der Abfahrt und im Super-G sehr zügig unterwegs, behaupten Augenzeugen, behauptet er selbst: "Ich bin gleich von Beginn an wieder schnell gewesen."

Allerdings: Ein paar Probleme gibt es. Während seiner Abwesenheit hat es Materialveränderungen gegeben, da hat er Nachholbedarf. In Sölden, berichtet Miller, habe er gerade im Training 23 Riesenslalom-Läufe absolviert, "und jedes Mal habe ich das Material gewechselt". Während der langen Pause "hatte ich viel Zeit, ein paar gute Entscheidungen zu treffen", berichtet Miller, eine davon hat ihn aber kurzfristig aus der Bahn geworfen. Von 100 Kilo, dem einstigen Kampfgewicht, trainierte er sich auf "derzeit so 87 Kilo" herunter. Das fühle sich prima an, versichert er, aber am Anfang sei er schon ins Schleudern gekommen. "Wenn Du weniger wiegst, wirst du leichter hin- und hergeschleudert", sagt Miller und grinst. Wie ein Jüngling, der sich auf den nächsten Streich freut.

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