TSV 1860 München:Traum-Einstand für Bierofka - dank Möhlmann

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Wechselte gegen Braunschweig den Sieg ein: Daniel Bierofka, Trainer 1860 München. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Durch den 1:0-Erfolg gegen Braunschweig rückt 1860 München vor auf den Relegationsplatz.
  • Bei seinem ersten Spiel setzt Trainer Daniel Bierofka auf eine offensive Ausrichtung und altbewährte Mittel.
  • Hier gibt es die Tabelle und Ergebnisse der 2. Bundesliga.

Von Philipp Schneider

Michael Liendl blickte von der Eckfahne hinüber in den Strafraum, dann streckte er den Arm in die Höhe. Wie er es immer macht, um seinen Mitspielern anzukündigen, dass er gleich einen seiner ligaweit gefürchteten Eckbälle auf die Reise schicken würde.

Dann lief Liendl lief an, eigentlich wie immer, er trat den Ball, und wie schon so oft in dieser Saison segelte dieser auf einer formschönen Flugbahn bis in den Sechzehner, ehe ihn der Kopf von Rubin Okotie in eine andere Richtung schickte und er sich in das Netz hinter dem Braunschweiger Torwart Rafal Gikiewicz senkte.

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:Bierofka wechselt beim ersten Spiel den Sieg ein

Lange Zeit war 1860 gegen Braunschweig das bessere Team, vergab aber zuverlässig exzellente Chancen. Dann bringt der neue Trainer zwei Österreicher.

Es war das 1:0. Und weil danach nur noch drei Minuten zu spielen waren, war es auch: der Siegtreffer des TSV 1860 München gegen Eintracht Braunschweig. Doch während Sechzigs Spieler nun fast alle zu Okotie rannten, sich an ihm festklammerten und ihn unter sich begruben, lief Liendl alleine über den Rasen.

"Wir haben heute die Schlacht gewonnen, aber den Krieg noch nicht"

Es war nämlich so: Obwohl sich gerade sehr viele Dinge so zugetragen hatten wie so oft, wird Liendl in diesem Moment der tiefe Witz hinter dem Spielverlauf in den Sinn gekommen sein: Liendl und Okotie waren ja erst spät eingewechselt worden in dieser Partie, in der an der Seitenlinie Trainer Daniel Bierofka debütierte. Und doch hatte Liendl, der unter Benno Möhlmann noch Stammspieler war, gemeinsam mit Okotie diese Partie entschieden. Mit jenem simplen Kniff, den Möhlmann bei Sechzig erst kultivierte: Ecke. Kopfball. Tor.

"Man muss seinen Frust umwandeln in gute Leistung, und das haben sie gut gemacht", lobte Bierofka. Der Sieg lässt die Münchner drei Spieltage vor Saisonende vorrücken auf den Relegationsplatz. Und vor ihnen, auf dem rettenden 15. Tabellenplatz, steht nun im FSV Frankfurt ein Gegner, auf den Sechzig am letzten Spieltag noch trifft. "Wenn man es so sagen will, haben wir heute die Schlacht gewonnen, aber den Krieg noch nicht", befand der Trainer.

2. Bundesliga
:Löwe aus Leidenschaft

Der langjährige Profi Daniel Bierofka soll mit dem TSV 1860 den Klassenerhalt in der zweiten Liga schaffen. Ihm bleiben 15 Tage für die Wende im Abstiegskampf.

Von Philipp Schneider

Vor allem hatte Bierofka seiner Mannschaft während eines auf drei Tage gedehnten Geheimtrainings einen mutigen Spielstil anerzogen. Ein 4-1-4-1, in dem die ballführenden Braunschweiger permanent unter Druck gesetzt wurden. Von einer "neuen Philosophie" sprach Okotie. "Man hat gesehen, dass wir einen Matchplan hatten", lobte Sascha Mölders. "Wir wussten um die Stärken von Braunschweig, und wir waren hervorragend eingestellt."

Bei Abstoß Ortega formierte sich Sechzig zeitweise in einer Art 2-2-3-3, allein Jan Mauersberger und Christopher Schindler standen als Anspielstationen vor dem Sechzehner, die Außenverteidiger Gary Kagelmacher und der nach einer Verletzung genesene Maximilian Wittek rückten weit nach vorne. Der Plan des ehemaligen Flügelflitzers Bierofka war, das Spiel über die Flügel zu treiben, für diese Idee opferte er den Spielmacher Liendl. Und das Herzstück von Bierofkas Plan war eine Nominierung von Daylon Claasen und Valdet Rama auf den Außenbahnen, den schnellsten Läufern im Kader.

Dass Bierofkas Idee vor allem in der ersten Halbzeit so gut aufging, dass sich Sechzig gleich drei große Chancen erspielte, lag allerdings auch an einer merkwürdig apathischen Vorstellung der Braunschweiger, die sich nicht allein damit erklären ließ, dass sie an der Seitenlinie nicht von Trainer Torsten Lieberknecht unterstützt wurden, der sich wegen einer Grippe von seinem Assistenten vertreten ließ.

Nach fünf Minuten leistete sich Patrick Schönfeld den ersten Fehlpass, Rama dribbelte mit voller Fahrt in den Strafraum, er dribbelte immer weiter, schoss aber nicht, also rannte er mit dem Ball am Fuß gegen Torwart Gikiewicz. Auf der Gegenseite musste Ortega nach 15 Minuten eingreifen, als sich eine Flanke von Mirko Boland fast zum Torschuss erwachsen hätte.

Gefahr kam nur dann auf, wenn der emsige Claasen seine Füße an den Ball bekam. Der Südafrikaner spielte seinen an diesem Tag kongenialen Partner Rama frei, der dribbelte sich wieder in den Strafraum, diesmal schoss er, allerdings direkt auf Gikiwiecz (19.).

"Jetzt noch drei Siege, dann bleiben wir drin"

Die Münchner waren drückend überlegen, nur ihre mal wieder dürftige Chancenverwertung erinnerte daran, dass sich hier eine Mannschaft im Abstiegskampf mühte: Nach einem Freistoß von Daniel Adlung parierte Gikiewicz einen Kopfball von Sascha Mölders, den Nachschuss knallte Christopher Schindler an die Latte, von dort sprang der Ball auf die Torlinie - der allgegenwärtige Rama setzte noch den Nachschuss des Nachschusses daneben (33.). Zehn Minuten später traf auch Braunschweigs Schönfeld nur den Pfosten.

In der zweiten Halbzeit verlor die Partie deutlich an Schwung, was viel damit zu tun hatte, dass sich die Gäste besser angepasst hatten an das Pressing der Münchner. Außerdem zog ein Schneetreiben durch die Arena, wandelte den Rasen in ein rutschiges Geläuf und half nicht gerade dabei, die Präzision der Pässe zu erhöhen. Schließlich wechselte Bierofka Okotie und Liendl ein - und Tore nach Eckbällen sind weitestgehend wetterunabhängig. "Das haben sie überragend gemacht", lobte Bierofka. Und Stürmer Mölders steuerte eine mathematisch einwandfreie Analyse bei. "Es ist eine einfache Rechnung: Jetzt noch drei Siege, dann bleiben wir drin."

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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