TSV 1860 mit Remis zum Auftakt:Osako trifft zum Einstand

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Yuya Osako (links) jubelt mit Markus Steinhöfer über sein erstes Tor im ersten Spiel für den TSV 1860 (Foto: Bongarts/Getty Images)

Erstes Spiel, erstes Tor: Zumindest Zugang Yuya Osako erfüllt beim 1:1 des TSV 1860 gegen Fortuna Düsseldorf die Erwartungen. Auf der Tribüne erlebt Investor Hasan Ismaik eine Halbzeit lang, wie der Rückstand auf die Aufstiegsplätze größer wird.

Aus dem Stadion von Philipp Schneider

Natürlich hat dann die großen Themen wieder einmal Christl Estermann geprägt. Als beim TSV 1860 München alle noch über Yuya Osako sprachen, verkündete die ehrwürdige Wirtin des altehrwürdigen Löwenstüberls, dass Sushi auf der Speisekarte stehen werde, sobald der japanische Zugang sein erstes Pflichtspieltor geschossen hat. Am Montag erschien dann Hasan Ismaik plötzlich auf dem Vereinsgelände, Sechzigs Mehrheitsgesellschafter aus Jordanien, eine Stunde lang war er auf der Geschäftsstelle. Und als er ging, verabschiedete er sich natürlich noch von Christl. "Er hat mich umarmt und mich herzlich begrüßt. Und zwei Küsse auf die Backe hat er mich auch gegeben. Ismaik ist ein toller Mann", sagte Christl also, so berichten es Ohrenzeugen.

Yuya Osako, Hasan Ismaik und die "langen Gesichter", die Trainer Friedhelm Funkel angekündigt hatte - das waren die Themen an der Grünwalder Straße am Montag vor dem Pflichtspielauftakt nach der Winterpause. Funkels Mannschaft empfing am Abend Fortuna Düsseldorf, es war eine Partie, die Aufschluss darüber geben sollte, ob da noch was möglich ist in Richtung Aufstiegsplätze. Das wollte auch Ismaik wissen, der eingeflogen war, um live zu verfolgen, wie sich die drei neuen Spieler einfügen und ob Funkels neues System funktionieren würde. Ismaik verließ die Arena allerdings schon zur Halbzeit, weswegen er beide Treffer dieses 1:1 (0:0)

verpasste sowie immerhin Osakos erstes Tor für 1860. Funkel ließ seine neuen Spieler natürlich gleich alle mitspielen. Osako debütierte im Sturm neben Stephan Hain. Markus Steinhöfer bekam seine Chance auf dem rechten Flügel, wo er Moritz Stoppelkamp aus der Startelf verdrängte, und auf der Gegenseite spielte Andreas Ludwig anstelle von Daniel Adlung. Die Strategie hinter Funkels personellem Umbau (der nach seiner Ahnung "lange Gesichter" zur Folge haben würde) war eine Änderung jenes 4-1-4-1-Systems, das ihm zuvor mit einigem Recht den Spitznamen Beton-Friedl eingebracht hatte. Nach der Winterpause sollte Schluss sein mit langen Bällen, die die sehr einsame Sturmspitze Benjamin Lauth ohnehin fast nie erreicht hatten.

Und somit spielte diesmal auch nicht: Lauth. Der ehemalige Kapitän ist zumindest ein weiteres kleines Thema gewesen, seit dem Hinspiel gegen Düsseldorf hat er nicht mehr getroffen, im Sommer läuft sein Vertrag aus. Das Interesse, mit ihm zu verlängern, sagte vor der Partie Sportchef Florian Hinterberger, sei trotz seines Platzes auf der Bank "von uns aus sehr groß".

Lauth, von dem nicht überliefert ist, ob er auf der Bank ein langes Gesicht zog, musste erst einmal keine weiteren Minuten zählen, und auch sonst passierte zunächst nicht viel. Die beiden Mannschaften liefen und passten in einem angenehmen Tempo, der TSV 1860 etwas schneller, aber nicht viel. Es war natürlich Yuya Osako, der für etwas Abwechslung sorgte: Nach 15 Minuten probierte er es im Strafraum mit einem Fallrückzieher, er traf nicht den Ball, dafür seinen Gegenspieler Adam Bodzek am Arm. Osako durfte daher gleich mal Zweitligahärte spüren: Fortunas Torhüter Fabian Giefer umarmte ihn alles andere als herzlich.

Die beste Chance in der ersten Halbzeit hatte ebenfalls Osako, nach einem abgefälschten Schuss von Hain stand er frei vor dem Tor. Aber dann erhöhte Fortunas Christian Weber vorübergehend die Geschwindigkeit und grätschte den Ball noch vor Osakos Füßen weg (28.).

Vor der Winterpause hatte in Sechzigs Spielaufbau ein kreatives Vakuum hinter der Spitze geherrscht, nun klaffte ein Loch vor der Viererkette; dort, wo Kai Bülow einst eine Art Libero gegeben hatte. Die Düsseldorfer erkannten das und lauerten auf Konter, einmal verpasste Michael Liendl Kiralys Tor aus der Distanz nur knapp (20.). Doch Sechzig spielte immerhin ansehnliche Kurzpässe, die drei neuen Offensivleute kombinierten sich manchmal gefährlich nach vorne, Osako, wer sonst, verpasste um Haaresbreite mit dem Kopf eine Flanke von Ludwig (22.).

Unverändert schickte Funkel seine Elf nach der Pause zurück aufs Feld, und jetzt machte Düsseldorf ein wenig Druck. Charlison Benshop probierte es aus der Distanz, doch der Ball ging so weit daneben, dass er die Hände hob, um sich bei den angereisten Fans zu entschuldigen (58). Dann dribbelte sich Andreas Lambertz durchs Zentrum, er schoss und verpasste nur knapp (60.).

Halloran schießt Kiraly den Ball durch die Beine

Funkel brachte Lauth für Hain und Stoppelkamp für Ludwig (62.), nur wenige Sekunden später bekam Düsseldorf nach einem Freistoß den Ball nicht unter Kontrolle, Torwart Giefer ließ einen Schuss von Stoppelkamp abprallen, Osako reagierte am schnellsten und wuchtete den Ball ins Tor. Dann rannte er los wie entfesselt, die Arme zum Jubel erhoben sah es so aus, als würde er gleich abheben, um eine Ehrenrunde über der Arena zu drehen. Doch die Freude währte nur kurz.

Michael Liendl passte den Ball über die Münchner Abwehr in den Strafraum, Ben Halloran stand frei und schoss den Ball durch Kiralys Beine ins Tor zum verdienten Ausgleich (70.). "Wir sind in Führung gegangen, dann darf mal ein solches Spiel auf eigenem Platz nicht mehr aus der Hand geben", sagte Funkel. Ob er dabei ein langes Gesicht zog? Es sah fast so aus. Und sonst? Lauth wurde noch einmal kurz in Szene gesetzt, er drehte sich im Strafraum wie ein Kreisel und aus der Drehung verfehlte er knapp (87.). Mal wieder.

Das einzige Thema der nächsten Tage wird bei Sechzig nun sein: Können fünf Punkte Rückstand auf den Tabellendritten Kaiserslautern aufgeholt werden?

© SZ vom 11.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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