Trainer Streich beim SC Freiburg:Ich bin schuld!

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Etwas unzufrieden mit sich selbst: Freiburgs Coach Christian Streich. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Kurioses Geständnis beim SC Freiburg: Obwohl sein Team aus einem 0:2 noch ein 2:2 macht, attackiert Trainer Christian Streich sich selbst.
  • Er sagt: "Wir haben furchtbar gespielt, dafür gibt es nur einen Verantwortlichen. Nämlich: Mich."
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Von Filippo Cataldo, Stuttgart

Die Freiburger Spieler trugen rund eine Stunde nach dem 2:2 in Stuttgart langsam ihre schweren Taschen zum Mannschaftsbus, als Christian Streich ein paar Meter dahinter den Vorplatz zum Eingang zur Haupttribüne als improvisierte Coaching-Zone nutzte. Diesmal aber für sich selbst. Freiburgs Trainer tigerte hin und her, hin und wieder saugte er an einer eilig angezündeten Zigarette, manchmal schüttelte er den Kopf. "Ich muss in den nächsten Tagen mit mir in Klausur gehen, um herauszufinden, was da alles schief gegangen ist", hatte Streich nach dem Remis im Ländle-Derby gesagt. Es scheint, dass er seine Klausur schon in Stuttgart begonnen hat.

Eigentlich hätte sich Streich auch freuen können an diesem Nachmittag. Aus einem 0:2 in der zweiten Halbzeit noch ein 2:2 zu machen, ist aller Ehren wert. Zumal der SC die vergangenen vier Begegnungen gegen den VfB verloren hatte. Doch Streich war höchstens erleichtert. Darüber, dass seine Spieler die Partie dank der Treffer fünf und sechs von Stürmer Nils Petersen in seinem achten Spiel für den Sportclub noch gedreht hatten und weiterhin drei Punkte mehr auf dem Konto haben als der Rivale aus der Landeshauptstadt.

Die Betonung liegt hier auf: die Spieler. Denn: "In der ersten Halbzeit habe ich ganz viele Dinge falsch gemacht", sagte Streich. "Ich bin maßlos enttäuscht. Wir haben furchtbar gespielt, dafür gibt es nur einen Verantwortlichen. Nämlich: Mich. Kein Spieler ist verantwortlich für die erste Halbzeit. Nur ich."

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Es war ein bemerkenswertes Geständnis des Trainers. Sicher, auch Bayerns Trainer Pep Guardiola nimmt bei Niederlagen die Schuld gerne öffentlich auf sich, doch selbst der katalanische Melancholiker Guardiola wirkt dabei in der Regel nicht so niedergeschlagen, ratlos und beinahe am Ende wie Streich, der in Stuttgart den badischen Märtyrer gab.

Was er alles falsch gemacht habe? "Offensichtlich habe ich es nicht verstanden, der Mannschaft Ruhe und Souveränität zu geben. Normalerweise ist so ein Spiel dann weg", konstatierte er.

Tatsächlich hatten seine Spieler, auch dem Spielverlauf durch zwei Gegentreffer binnen drei Minuten geschuldet, in der ersten Halbzeit auch einfache Pässe zum Gegner oder ins Aus gespielt und extreme Schwierigkeiten gehabt, sobald der VfB das Spiel in die Breite zog. In der Pause brachte Streich Wladimir Darida für Stefan Mitrovic und Nicolas Höfler für Christian Günter, stellte zudem von einer Viererkette in der Abwehr auf eine Dreierkette um, die bis zum Anschlusstreffer meist eine Fünferkette war. Der Trainer hatte also durchaus seinen Anteil am Unentschieden. Sah er aber überhaupt nicht so. "Ich bin zufrieden, dass wir in der zweiten Halbzeit Fußball gespielt haben und das Unentschieden geschafft haben, natürlich", sagte er. Aber das seien eben die Spieler gewesen. Nicht er.

© SZ vom 26.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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