Trainer des FC Bayern:Guardiolas bitterstes Erlebnis

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Einst in Brescia: Pep Guardiola (Foto: Getty Images)

Pep Guardiola war in seiner Vergangenheit nicht nur Barcelonas Erfolgscoach. Als Spieler von Brescia Calcio wurde er einst positiv auf Nandrolon getestet und für vier Monate gesperrt. Ihm drohte gar Gefängnis. Nun treffen die Bayern im Testspiel auf Guardiolas alten Klub.

Von Birgit Schönau, Rom

Pep Guardiola hat - eigentlich - nur gute Erinnerungen an seine Zeit als Fußballer in Brescia: an seine Affinität zu Roberto Baggio, den er während einer Verletzungspause auch als Kapitän ersetzte - und zu Stürmer Luca Toni, der in Brescia zum großen Karriere-Sprung ansetzte. Zudem an die freundschaftliche Beziehung mit dem damaligen Trainer Carlo Mazzone, einem römischen Urgestein, der als herzlich-rustikaler "Sor Carletto" Fans im ganzen Land hatte.

"Wir beschenken uns gegenseitig", hat Guardiola, der neue FC-Bayern-Trainer, nun über das Testspiel gegen Brescia Calcio an diesem Dienstag in Arco (18:30 Uhr) gesagt: "In Brescia habe ich wunderbare Momente gehabt, für mein Leben und für meine Karriere." Höflicher Pep.

Dabei war ja längst nicht alles Gold für ihn in Italien, schon gar nicht beim AS Rom, wo Guardiola 2002 als Spieler für einige Monate anheuerte und von Coach Fabio Capello geflissentlich übersehen wurde. Aber eben auch nicht in Brescia, wo man den Spanier wegen Dopings sogar vor Gericht stellte. "Mein schmerzlichstes Erlebnis", findet Guardiola heute noch. An Unterstützung habe es ihm in Klub und Stadt dennoch nicht gefehlt, sagt er - geschmeidiger Pep. Deshalb mache er bei jeder Italien-Reise einen Abstecher nach Brescia - und nach Salò, zu seinem Lieblingsrestaurant "Orologio".

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Tore hat er stets zuverlässig geschossen, aber zuletzt wurde die Distanz zwischen Mario Gomez und dem FC Bayern immer größer: Nun wechselt der Stürmer in die Toskana. Warum ging er nicht nach Neapel? Der Klub bot mehr Geld und spielt Champions League.

Von Philipp Schneider, Riva

Nach zwei Spielen gegen Piacenza und Lazio Rom im Herbst 2001 wurde Guardiola positiv auf Nandrolon getestet und vier Monate gesperrt. Gleichzeitig eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren. In Italien können Sportler seit 2000 wegen Dopings angeklagt werden, zuvor griff schon der Straftatbestand des Sportbetrugs. Es war die Zeit großer Dopingprozesse. Prominente Athleten wie Marco Pantani, Tour-de-France-Sieger 1998, wurden vor Gericht gebracht, aber auch Fußball-Rekordmeister Juventus Turin. Pantani starb 2004 an einer Überdosis Kokain, das Verfahren gegen Juve endete 2007 wegen Verjährung.

Italiens Sport war also hochgradig sensibilisiert, als Guardiola ertappt wurde. Der Fußballer verwies darauf, dass sein Körper Nandrolon über dem zulässigen Grenzwert produziere und legte dazu ein Gutachten des IOC-Dopingexperten Jordi Segura vor. Aber die Richter in Brescia beeindruckte das nicht. Im Mai 2005 verurteilten sie Guardiola zu sieben Monaten auf Bewährung. Der Spieler, zu dieser Zeit in Katar unter Vertrag, ging in die Revision. Es dauerte mehr als zwei Jahre, bis das Berufungsgericht ihm recht gab: Im Oktober 2007 wurde Guardiola freigesprochen, die Doping-Anklage als haltlos verworfen.

Noch langsamer mahlten die Mühlen des Sportgerichts, erst im Mai 2009 rang sich der italienische Fußballverband FIGC zur vollen Rehabilitation Guardiolas durch, der inzwischen als Trainer in Barcelona arbeitete. Nur Tage später gewann Guardiola in Rom die Champions League gegen Manchester United.

Im April 2010 kehrte er erneut mit Barcelona nach Italien zurück, diesmal zum Halbfinale bei Inter Mailand. Kurz vor dem Spiel tauchten zwei Finanzpolizisten in Guardiolas Hotel auf und überbrachten dem Trainer neue Vorwürfe: Er habe als Spieler in Brescia zu wenig Lohnsteuer gezahlt. Die Rechnung des italienischen Fiskus belaufe sich mit Säumniszuschlägen auf eine Million Euro. In diesem Moment soll Guardiola alle Höflichkeit, alle Geschmeidigkeit verloren haben. Entrüstet rief er seinen alten Klubpräsidenten in Brescia an. Der löste das Problem. Der FC Bayern kann also ruhige Trainingslagertage in Italien verbringen. Bis auf Weiteres.

© SZ vom 09.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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