Ticket-Skandal bei der WM:Whelan soll sich bei seinem Anwalt aufhalten

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Als Polizeibeamte ihn festnehmen wollen, verschwindet Ray Whelan durch die Hintertür eines Luxushotels: Der Mitarbeiter des Fifa-Vertragspartners, der WM-Tickets zu überhöhten Preisen auf dem Schwarzmarkt verkauft haben soll, ist aber offenbar doch nicht auf der Flucht.

Der Fifa-Ticketpartner Match Services hat seinen Topmanager Ray Whelan erneut gegen jeden Verdacht des illegalen Handels mit WM-Eintrittskarten verteidigt. Eine angebliche Flucht des Briten vor den Behörden wurde zudem dementiert. Whelan befinde sich bei seinem Anwalt. Dieser habe nach einer Ablehnung zur Aufhebung des Haftbefehls gegen Whelan eine Prüfung dieser Entscheidung beantragt. "Nach unserem Verständnis hat jeder Beschuldigte in Brasilien das fundamentale Recht, sich einer Verhaftung zu entziehen, wenn er der Meinung ist, diese sei willkürlich und illegal", hieß es von Match Services am Freitag.

Zuvor war von einer dramatischen Zuspitzung berichtet worden: Nach Verhängung einer Untersuchungshaft soll Ray Whelan, leitender Angestellter bei Match Services AG, untergetaucht sein. Dies wurde von der Staatsanwaltschaft bestätigt.

Als Polizeibeamte zur Festnahme im Copacabana Palace eintrafen, verließ der Brite das Luxushotel in Rio de Janeiro durch den Hinterausgang. Kameras des internen Überwachungssystems hatten den Vorfall registriert. Whelan sollte wie zehn weitere Verdächtige im Skandal um illegal verkaufter WM-Tickets in Untersuchungs-Haft. Richterin Joana Cortes von der 7. Zivilkammer in Rio sprach die Zwangsmaßnahme zur Sicherung des Verfahrens auf Gesuch der Staatsanwaltschaft aus.

Ausweitung der Karten-Affäre
:Mitten rein ins Herz der Fifa-Familie

Mit der vorübergehenden Festnahme des Match-Marketingdirektors Ray Whelan erreicht die Ticket-Affäre bei der Fußball-WM in Brasilien die höchste Fifa-Ebene. Die Eigentümer der Agentur sind nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen - doch der Weltverband hält beharrlich an der Zusammenarbeit fest.

Von Thomas Kistner

Whelan war wie ein zweiter Verdächtiger nach seinem Verhör am Dienstag auf Kaution zunächst wieder freigelassen worden. Gegen die übrigen Verhafteten, darunter Bandenkopf Lamine Fofana lief die vorläufige Haftzeit an diesem Donnerstag ab, wurde durch den Beschluss der Richterin aber jetzt verlängert. Lediglich José Massih, der bei den polizeilichen Ermittlungen als Kronzeuge wichtige Informationen beigetragen hatte, darf die weitere Untersuchung auf freiem Fuß verfolgen.

Der die Ermittlung leitende Kommissar Fábio Barucke vom 18. Polizeirevier in Rio de Janeiro hatte Staatsanwalt Marcos Kac am späten Mittwochabend (Ortszeit) seinen Bericht übergeben und aufgrund der Beweislage die Anklage aller Verdächtigen gefordert. Kac erwirkte umgehend die Untersuchungshaft und hat nun fünf Tage Zeit, um offiziell Anklage zu erheben.

Die "Operation Jules Rimet" hatte am 1. Juli mit der Verhaftung von Banden-Kopf Lamine Fofana und zehn weiteren Personen den Schwarzmarkthändler-Ring auffliegen lassen. Die Gruppe soll Ticketpakete aus Hospitality- und VIP-Kontingenten für überhöhte Preise verkauft und dabei Millionen umgesetzt haben. Die Eintrittskarten stammen angeblich von Whelan, der im Fifa-Hotel Copacabana Palace in Rio Zugriff auf die Kontingente hatte.

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