Tennisspielerin Anna-Lena Grönefeld:"Ich muss jetzt den Flug umbuchen"

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Bei den US Open im Halbfinale: Anna-Lena Grönefeld (Archivbild) (Foto: imago/Zink)

Als einzige deutsche Spielerin ist Anna-Lena Grönefeld noch bei den US Open dabei, sie steht im Doppel-Halbfinale. Warum sich die 30-Jährige in New York nicht noch einmal blamieren will.

Interview: Jürgen Schmieder, New York

Anna-Lena Grönefeld hat bei den US Open überraschend mit der Amerikanerin Coco Vandeweghe durch ein 7:6, 7:5 gegen Caroline Garcia und Katarina Srebotnik das Doppel-Halbfinale erreicht. Am Donnerstagabend spielt sie gegen Casey Dellacqua und Jaroslawa Schwedowa um den Einzug ins Endspiel. Ein Gespräch mit einer Frau, die bereits French-Open- und Wimbledon-Siegerin ist - im Mixed.

SZ.de: Hallo Frau Grönefeld - schön, dass Sie hier sind.

Anna-Lena Grönefeld: Danke, ich freue mich auch.

Sie sind immerhin die einzige deutsche Teilnehmerin bei den US Open, die noch hier ist. Alle anderen sind schon weg.

Ja, das ist schade. Einige Partien waren wirklich ärgerlich - ich habe zum Beispiel die Partie von Angelique Kerber und Wiktoria Asarenka komplett gesehen, das war ein Wahnsinns-Match und eine unglückliche Niederlage. Natürlich wünsche ich mir, dass die anderen so weit kommen wie möglich - das hat bei den US Open leider nicht geklappt. Immerhin war Sabine Lisicki im Achtelfinale.

Wenn Sie solche Partien sehen: Denken Sie manchmal an die eigene Einzelkarriere zurück?

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Nur, wenn man die Preisgelder vergleicht.

Mit dem Einzug ins Doppel-Halbfinale der US Open haben Sie nun immerhin schon 66 575 Dollar eingenommen.

Das stimmt, man kann schon auch Geld verdienen im Doppel. Vor allem aber macht es mir Spaß.

Wann haben Sie sich entschieden, nur noch Doppel zu spielen?

Vor vier Jahren. Ich hatte einfach keinen Spaß mehr auf dem Platz. Ich wusste, dass es so nicht weitergehen kann und dass ich Freude am Leben haben muss. Dann habe ich Doppel gespielt, das war schön, seitdem mache ich das.

Ist es hilfreich, immer jemanden an seiner Seite zu haben?

Unbedingt, ich war schon immer ein Teamspieler.

Das klingt aus dem Mund einer Tennisspielerin wie ein Widerspruch.

Ich habe mich immer wohler gefühlt, wenn ich ein Team um mich hatte - deshalb spiele ich auch so gerne Fed Cup. So ist das auch im Doppel: Ich fühle mich in einer Mannschaft wohler als allein.

Und Sie sind erfolgreich: Sie haben 2009 die French Open und im vergangenen Jahr Wimbledon gewonnen, nun könnten die US Open dazukommen.

Das kann einem keiner nehmen, man ist dann Grand-Slam-Champion. Die anderen beiden Titel waren im Mixed, jetzt will ich das auch im Doppel schaffen. Das ist doch der Traum eines jeden Tennisspielers: ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Schon einmal hab ich es bis ins Halbfinale geschafft. Vor zehn Jahren war das, mit Martina Navratilova.

Das Finale findet im Arthur-Ashe-Stadion statt. Haben sie schon mal im größten Tennisstadion der Welt gespielt?

Ja, das war im Mixed - diesmal gegen Martina Navratilova.

Und? Wie war das?

Ach herrje, ich habe mich sehr blamiert.

Das müssen Sie erzählen.

Martinas Partner Bob Bryan hat einen unglaublichen Aufschlag. Die ersten Aufschläge habe ich noch nicht einmal berührt. Dann plötzlich hat er endlich einen ersten Aufschlag nicht ins Feld gebracht. Dann kam der zweite Aufschlag, ich war felsenfest davon überzeugt: Den treffe ich jetzt! Und dann habe ich schön am Ball vorbeigeschlagen.

Weil Sie gerade Navratilova erwähnen: Sie haben bereits mit einigen Partnerinnen gespielt. Wie findet man die richtige Spielerin an seiner Seite?

Ich habe mit meinem Trainer einige Spielerinnen beobachtet. Dann haben wir bei Coco Vandeweghe angefragt - und es hat von Anfang an gut geklappt. Jetzt kommen wir auch in die großen Turniere rein, weil sie in der Weltrangliste nach oben klettert - das war im Sommer ein Problem. Aber mit dem Halbfinale hier in New York sollte es weiter aufwärts gehen. Wir wollen jedenfalls weiterhin zusammen spielen.

Wie plant man so eine langfristige Zusammenarbeit? Gibt es dann einen Vertrag?

Nein, man meldet für jedes Turnier neu. Aber sie hat ja auch gemerkt, dass es schön sein kann, das Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier zu erreichen.

Wo liegen die Stärken von Vandeweghe?

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Von Jürgen Schmieder

Sie hat von der Grundlinie aus richtig viel Kraft, da kann ich am Netz immer wieder Dinge versuchen. Sie hat einen guten Aufschlag und agiert auch am Netz aggressiv. Wir sind beide groß und passen deshalb ganz gut zusammen. Wichtig ist ihre Power.

Auch beim Zertrümmern des Schlägers.

Das hat sie bislang nur im Einzel gemacht.

Sie spielen am Donnerstagabend, das Finale wäre am Sonntag.

Deshalb muss ich erstmal meinen Flug umbuchen.

Was? Sie haben gar nicht damit gerechnet, so weit zu kommen?

Ich bin ja schon seit zwei Monaten hier und habe die Flüge vorher gebucht. Ich dachte, dass Ende der zweiten Woche ein guter Zeitpunkt für den Rückflug wäre. Wenn man dann wegen einem Halbfinale umbucht, dann ist das ja kein Problem.

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