Stuttgart-Sieg gegen Schalke:Und am Ende lacht das Ländle

Stuttgart's Gentner, Sakai and Harnik celebrate Harnik's goal against Schalke 04 during their German Bundesliga first division soccer match in Stuttgart

Stuttgart freut sich, der Rest ärgert sich: Die Schwaben gewannen gegen Schalke 3:1.

(Foto: REUTERS)

Braunschweig, Nürnberg, Hamburg - während die Konkurrenz verliert, nutzt der VfB Stuttgart die Gelegenheit und setzt sich mit einem 3:1 gegen Schalke von den Abstiegsplätzen ab. Die Elf von Trainer Stevens glänzt mit viel Mut und Effizienz - die Gelsenkirchener finden zu spät ins Spiel.

Die anderen hatten es dem VfB Stuttgart ja leicht gemacht. Die gesammelte Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt hatte an diesem 31. Spieltag verloren: Braunschweig, Nürnberg, Hamburg - all diese Mannschaften hängen in der Bundesliga bekanntlich tief unten drin und eigentlich gehören auch die Schwaben zu dieser Gruppe der Zitternden. Bis zu diesem Sonntag, denn da gelang dem VfB ein erstaunlicher Sieg.

Stuttgart hat dank Doppeltorschütze Martin Harnik die Schwächen der Anderen ausgenutzt und sich mit seinem 700. Bundesligasieg deutlich befreit. Die diesmal sehr überzeugende Elf von Trainer Huub Stevens bezwang Champions-League-Anwärter Schalke 04 mit 3:1 (1:0) - damit gehen die Schwaben voller Hoffnung in die verbleibenden drei Partien.

Neben dem überragenden Harnik (23./59.) traf vor 60.000 Zuschauern Cacau (54.) mit seinem ersten Saisontor für den VfB, Adam Szalai (69.) gelang nur noch der Anschluss für die enttäuschenden Gäste. Nach den Niederlagen der Tabellennachbarn haben die Stuttgarter durch den achten Saisonsieg jetzt fünf Punkte Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz.

"Heute haben wir gezeigt, dass wir kämpfen und zusammenhalten. Schalke war besser und wir waren nervös, aber wir hatten das Quäntchen Glück und haben zur richtigen Zeit das 1:0 gemacht", sagte Stevens, "in unserer Situation ist schöner Fußball nicht so wichtig. Das war ein Schritt. Jetzt müssen wir weitermachen, dann bleiben wir drin." Ähnlich positiv bewertete Fredi Bobic das Spiel: "Bei den Ergebnissen der Konkurrenz war der Druck heute für uns noch größer. Das war ein wichtiger Schritt Richtung Klassenerhalt. Wer aber glaubt, wir sind schon durch, der bekommt Feuer. Wir haben noch drei Endspiele", sagte Stuttgarts Sport-Vorstand nach dem Schlusspfiff bei Sky.

40.000 Fahnen ließ der VfB vor Spielbeginn an seine Fans verteilen - im vorletzten Heimspiel dieser Spielzeit sollten beim Kampf ums Drinbleiben alle Kräfte mobilisiert werden. Huub Stevens vertraute überraschend Cacau als Sturmsolisten und setzte dafür Vedad Ibisevic nach schwächeren Leistungen zunächst erneut nur auf die Bank. Nach den aufsteigenden Vorstellungen beim 2:0 gegen den SC Freiburg und dem 1:1 in Gladbach zählte für den Niederländer nur ein weiteres Erfolgserlebnis. Die Schalker, nach zuletzt sieben Pflichtspielen in Serie ohne Niederlage, reisten immerhin als zweitstärkstes Bundesliga-Team der Rückrunde an.

Von einem Klassenunterschied war bei idealen äußeren Bedingungen kaum etwas zu sehen. Die Stuttgarter begannen in der Defensive sehr gut gestaffelt, ließen wenig zu und warteten geduldig auf Konter. Bei den spielbestimmenden Schalkern fehlten dagegen vor allem im letzten Drittel Präzision und Ruhe beim Abspiel, die Ideen des gelbgesperrten Julian Draxler und verletzten Jefferson Farfan wurden schmerzlich vermisst.

So ging der Plan von Stevens perfekt auf. Nach einem Freistoß von Daniel Didavi köpfte der Österreicher Harnik mit seinem neunten Saisontor das 1:0 (23.) - Schalkes Torhüter Ralf Fährmann löste sich einen Tick zu spät von seiner Linie und sah dabei schlecht aus. Bereits zum 19. Mal in dieser Saison übernahm der VfB damit die Führung - herausgekommen waren bis dato aber nur sieben Siege. Der bemühte Cacau hätte in der 37. Minute sogar beinahe auf 2:0 erhöht. Dem konnten die Schalker in der ersten Hälfte lediglich eine vielversprechende Co-Produktion von Leon Goretzka und Klaas-Jan Huntelaar (45.+2) entgegensetzen.

Stevens, von 1996 bis 2002 und 2011 bis 2012 Chefcoach auf Schalke und dort immerhin zum "Jahrhundertrainer" geadelt, mahnte seinen VfB von der Bank aus immer wieder zur Ordnung. Engagiert kämpften seine Profis auch um die zweiten Bälle und wurden für den großen Einsatz beloht. Ausgerechnet Cacau markierte nach feiner Vorarbeit von Ibrahima Traoré per Kopf das 2:0 (54.), ehe erneut Harnik ein Klasse-Solo von Gotoku Sakai (59.) zum 3:0 veredelte.

Doch von wegen entspanntes Zurücklehnen: Beim 1:3 durch Szalai versank die gesammelte VfB-Defensive im Kollektivschlaf. Auf einmal wackelten die Stuttgarter wieder. Szalai traf sogar zum vermeintlichen 2:3 (72.), aber Schiedsrichter Günter Perl erkannte den Treffer nicht an - vor Szalais Kopfball soll der Ball bereits im Aus gewesen sein. Erst danach konnte Stevens einigermaßen entspannt aufatmen.

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