Spitze des Fußball-Weltverbandes:Sogar Unbescholtene unter den Fifa-Gaunern

Gute Gesellschaft für die gesperrten Platini und Blatter: Fast die gesamte Fußball-Weltregierung von einst ist suspendiert, sitzt in Haft - oder steht unter Verdacht.

Von René Hofmann, Thomas Kistner und Alexander Flohr

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(Foto: Ulmer/Imago)

So ändern sich die Zeiten. Gerade einmal acht Jahre ist es her, dass ein berühmtes Gruppenfoto entstand. Es zeigt die 25 stolzen Mitglieder des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes Fifa im Dezember 2007. Vorne in der Mitte thront der Präsident: Sepp Blatter. Am Montag dieser Woche sperrte die Ethikkommission der Fifa den langjährigen Chef des Hauses wegen diverser Verstöße gegen vier Artikel des Ethikreglements (allgemeine Verhaltensregeln, Loyalität, Interessenskonflikte, Annahme und Gewährung von Geschenken und sonstigen Vorteilen) für acht Jahre. Höchste Zeit, mal zu schauen, was aus Blatters einstigen Mitstreitern wurde.

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(Foto: Philipp Schmidli/Getty Images)

1) Michel D'Hooghe, 70, Belgien: Von 1987 bis 2001 Präsident des belgischen Verbandes, seit 1988 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Es gab Vorwürfe wegen möglicher Verstöße im Zusammenhang mit den WM-Vergaben 2018 und 2022 - die Ermittlungen wurden eingestellt; die Beweise waren nicht ausreichend.

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(Foto: Patrick B. Kraemer/picture alliance/AP Photo)

2) Marios Lefkaritis, 69, Zypern: Seit 2007 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, bis 2009 Schatzmeister, derzeit Vizepräsident und Schatzmeister der europäischen Fußball-Union Uefa. Der familieneigene Rohstoffkonzern machte mit Katar lukrative Geschäfte, deren Volumen sich kurz vor der WM-Vergabe stark erhöht hatte. Geprüft wird auch, ob eine 2011 von Katars Staatsfond QIA erworbene Landzunge bei Larnaka der Familie Lefkaritis gehört hat.

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(Foto: Arne Dedert/dpa)

3) Junji Ogura, 77, Japan: Von 2002 bis 2011 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Gilt als unbescholten.

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(Foto: Michael Regan/Getty Images)

4) Ricardo Teixeira, 68, Brasilien: 1994 bis 2012 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Während seiner gesamten Amtszeit - auch schon als brasilianischer Verbandschef seit 1989 - durchgehend mit Vorwürfen wie Korruption, Steuerhinterziehung, Geldwäsche konfrontiert. Zog sich - auch aufgrund erwiesener Schmiergeldannahme - aus dem Fifa-Führungskreis zurück. Die US-Justiz hat Anklage erhoben.

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(Foto: Frank May/dpa)

5) Chuck Blazer, 70, USA: Von 1996 bis 2013 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Verzichtete im April 2013 nach Korruptionsvorwürfen auf eine Wiederwahl. Wurde Anfang 2013 durch die Ethikkommission der Fifa wegen einer laufenden Untersuchung für 90 Tage gesperrt. Gab im Juni 2015 die Annahme von Schmiergeldern zu. Wurde im Juli 2015 von der Fifa-Ethikkommission lebenslang gesperrt. Kooperiert als Kronzeuge mit der US-Justiz.

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(Foto: imago/Ulmer)

6) Wjatscheslaw Koloskow, 74, Russland: 1980 bis 1996 Fifa-Vizepräsident. Mitglied des Organisationskomitees für die russische Bewerbung um die WM 2018. Zahlungen der Fifa an den Russen in einer Zeit, in der dieser gar keine Amtsfunktion mehr innehatte, wurden schon 2002 von Vorstandskollegen enthüllt und angezeigt.

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(Foto: imago/Ulmer/Teamfoto)

7) Slim Chiboub, 56, Tunesien: Seit 2007 Fifa-Exekutivmitglied. Wurde reich als Schwiegersohn des gestürzten tunesischen Diktators Ben Ali. Erhielt während der deutschen WM-Bewerbung für 2006 einen gut dotierten TV-Vertrag von der Vermarktungsagentur CWL aus dem Kirch-Imperium für ein Freundschaftsspiel seines Klubs in Tunis gegen den FC Bayern. Kümmerte sich seinerzeit um die Stimme des damaligen tunesischen Fifa-Vorstands Slim Aloulou, dessen Sitz er später übernahm.

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(Foto: Michael Regan/Getty Images)

8) Jacques Anouma, 64, Elfenbeinküste: Von 2007 bis 2015 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Soll 1,5 Millionen Dollar für seine Stimme für Katar als WM-Land 2022 erhalten haben; streitet die Vorwürfe ab.

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(Foto: Pornchai Kittiwongsakul/AFP)

9) Worawi Makudi, 64, Thailand: Von 1997 bis 2015 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Wurde im Oktober 2015 von der Fifa-Ethikkommission 90 Tage gesperrt; Anlass: Verstoß gegen den Ethikcode. Bereicherungsvorwürfe gegen Makudi ziehen sich indes schon seit der WM-Vergabe im Jahr 2000 an Deutschland. Makudi, der stets alle Vorwürfe zurückwies, gilt als Jack Warner Südostasiens.

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(Foto: Georg Hochmuth/dpa)

10) Senes Erzik, 73, Türkei: Von 1996 bis 2015 Fifa-Exekutivmitglied. Vertreter des problembelasteten türkischen Fußballs, gilt in den Fifa-Affären als unbescholten.

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(Foto: Jorge Saenz/picture alliance/AP Photo)

11) Nicolas Leoz, 87, Paraguay: 1998 bis 2015 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, 2002 mit dem Fifa-Verdienstorden ausgezeichnet. Soll zwischen 1997 und 2000 Schmiergeldzahlungen angenommen haben. Wurde im Juni unter Hausarrest gestellt, Auslieferungsantrag der USA läuft.

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(Foto: Marcus Brandt/dpa)

12) Franz Beckenbauer, 70, Deutschland: Von 2007 bis 2011 Mitglied des Exekutivkomitees. Am 13. Juni 2014 von der Fifa mit einer 90-Tage-Sperre belegt: Verweigerte die Zusammenarbeit mit internen Ermittlern. Sperre nach Kooperation aufgehoben. Derzeit Untersuchungen in Deutschland wegen der WM-Vergabe 2006.

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(Foto: Robert Haas)

13) Amos Adamu, 63, Nigeria: 2006 bis 2010 Mitglied des Exekutivkomitees. Im November 2010 von der Ethikkommission für drei Jahre gesperrt. Flog mit Schmiergeld-Forderungen für seine Stimme bei den WM-Vergaben für 2018 und 2022 auf.

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(Foto: imago/Ulmer)

14) Rafael Salguero, 69, Guatemala: Von 2007 bis 2015 Mitglied des Exekutivkomitees. Seit November unter Anklage. Vorwürfe: organisierte Kriminalität, Überweisungsbetrug, Geldwäsche.

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(Foto: Steffen Schmidt/dpa)

15) Mohamed bin Hammam, 66, Katar: Von 1996 bis 2012 Mitglied des Exekutivkomitees. Im Juni 2011 wegen erwiesener Korruption lebenslang gesperrt.

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(Foto: imago/Ulmer)

16) Reynald Temarii, 48, Tahiti: Von 2002 bis 2010 Mitglied des Exekutivkomitees. 2010 erstmals für ein Jahr suspendiert, wegen Verletzung der Fifa-Schweigepflicht. 2015 dann für acht Jahre gesperrt; hatte von Mohamed bin Hammam (siehe Nr. 15) rund 300 000 Euro zur Zahlung von Anwaltskosten angenommen.

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(Foto: Alex Caparros/Getty Images)

17) Angel Maria Villar, 65, Spanien: Seit 1998 Mitglied des Exekutivkomitees, ein Fifa-Dinosaurier. Im November von der Fifa-Ethikkommission verwarnt und zu einer Strafe von rund 23 000 Euro verurteilt. Grund: ein "Fehlverhalten" in Verbindung mit der Untersuchung der WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022).

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(Foto: Chung Sung-Jun/Getty Images)

18) Chung Mong-joon, 64, Südkorea: Von 1994 bis 2015 Mitglied des Exekutivkomitees. Im Oktober von der Ethikkommission für sechs Jahre gesperrt. Grund: Fehlverhalten bei einer Untersuchung von Südkoreas Bewerbung für die WM 2022.

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(Foto: Juan Mabromata/AFP)

19) Julio Grondona, Argentinien, 2014 verstorben. Von 1979 bis zu seinem Tod Mitglied des Exekutivkomitees. Soll eine Zahlung über zehn Millionen Dollar genehmigt haben, die aus Südafrika in die Karibik floss - und die laut der amerikanischen Ermittler Schmiergeld für Stimmen bei der Wahl des WM-Ausrichters für das Jahr 2010 war. Ein Bundesanwalt in Buenos Aires untersucht das familiäre Geschäftsgeflecht, das einen dreistelligen Millionenbetrag in aller Welt ausweist.

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(Foto: Philipp Schmidli/Getty Images)

20) Sepp Blatter, 79, Schweiz: Seit 1975 bei der Fifa, 1981 bis 1998 Generalsekretär, von 1998 bis Oktober 2015 Präsident. Sperre durch die Ethikkommission für acht Jahre. Grund: Verstoß gegen den Ethikcode.

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(Foto: Shaun Botterill/Getty Images)

21) Jérôme Valcke, 55, Frankreich: Von 2007 bis 2015 Generalsekretär der Fifa. Im September von allen Aufgaben entbunden. Vorwurf: Bereicherung beim Ticketverkauf für WM-Endrunden. Im Oktober von der Ethikkommission provisorisch für 90 Tage gesperrt.

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(Foto: Philipp Schmidli/Getty Images)

22) Issa Hayatou, 69, Kamerun: Seit 1990 Mitglied des Exekutivkomitees. Seit Oktober Interims-Präsident. 2011 vom IOC abgemahnt. Weist Vorwürfe zurück, für seine Stimme bei der WM-Vergabe nach Katar Schmiergeld erhalten zu haben.

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(Foto: Diego Urdaneta/AFP)

23) Jack Warner, 72, Trinidad und Tobago: Von 1983 bis 2011 Mitglied des Exekutivkomitees. Ende September von der Ethikkommission lebenslang gesperrt aufgrund seiner Rolle als Drahtzieher von Korruptionszahlungen.

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(Foto: Laurent Gillieron/AP)

24) Michel Platini, 60, Frankreich: Seit 2002 Mitglied des Exekutivkomitees, seit 2007 Präsident der europäischen Fußball-Union Uefa. Wegen Verstößen gegen den Ethikcode für acht Jahre suspendiert.

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(Foto: Michael Stephens/picture alliance/AP Photo)

25) Geoff Thompson, 70, England: Wurde 2007 als Ersatzkandidat zum Vizepräsidenten des Exekutivkomitees gewählt. Gilt als unbescholten.

© SZ vom 23.12.15 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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