Sonntagsspiele der Bundesliga:Stuttgart wankt als Vorletzter, Darmstadt überrascht

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Unentschieden, auch im Zweikampf: Stuttgart und Bremen verpassten den Sieg. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Beim 1:1 des VfB gegen Bremen zeigt sich, dass den Schwaben weiterhin die Überzeugung fehlt. Werder freut sich über ein geschenktes Tor.
  • Im Hessen-Derby zwischen Frankfurt und Darmstadt überrascht der Außenseiter.
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Bei seinem Heimdebüt hat Interimstrainer Jürgen Kramny mit dem VfB Stuttgart den dringend benötigten Befreiungsschlag verpasst. In einem schwachen Kellerduell trennten sich die Schwaben am Sonntag mit 1:1 (1:0) von Werder Bremen und stecken damit wie der Gegner weiter im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga fest. Vor 46 590 Zuschauern hatte VfB-Mittelfeldspieler Lukas Rupp (33. Minute) zunächst die Führung der Gastgeber erzielt. Bremens Anthony Ujah (71.) sorgte mit seinem siebten Saisontreffer für den glücklichen Endstand.

Durch das Unentschieden tauschte der VfB mit 1899 Hoffenheim die Tabellenplätze und rückte auf den vorletzten Rang vor. Werder verließ durch den Punktgewinn zwar die Abstiegsränge, stellte aber einen neuen Vereins-Negativrekord auf: Die Norddeutschen kassierten in den vergangenen 18 Spielen immer mindestens ein Gegentor.

Es entwickelte sich eine von Beginn an zerfahrene Partie. Beide Teams spielten verunsichert und machten schon in der Anfangsphase zahlreiche Aufbaufehler. Skripnik hatte Santiago Garcia und Alejandro Galvez zurück in die zweitschlechteste Verteidigung der Liga beordert, beide verliehen dem Abwehrverbund aber nicht die gewünschte Stabilität. Daniel Schwaab (11.), Timo Baumgartl (15.) und Timo Werner (22.) nutzten ihre guten Gelegenheiten in der Anfangsphase aber nicht.

Überraschend sicher präsentierte sich dagegen zunächst die Stuttgarter Defensive, die von den extrem schwachen Bremern aber auch kaum gefordert wurde. Nach seiner Gelbsperre überzeugte vor allem der kampfstarke Geoffrey Serey Dié im defensiven Mittelfeld der Schwaben. Werder erspielte sich im ersten Durchgang nicht eine einzige Torchance.

Neben Serey Dié überzeugten beim VfB auch die Mittelfeldakteure Filip Kostic und Rupp, die an fast allen Offensivaktionen beteiligt waren. Das Flügel-Duo verantwortete auch die verdiente Führung von Kramnys Team. Nach einer starken Flanke des Serben hämmerte Rupp den Ball aus sieben Metern unhaltbar für Werder-Keeper Felix Wiedwald in die Maschen.

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Sein Gegenüber Przemyslaw Tyton musste erst in der 59. Minute zum ersten Mal eingreifen, hatte mit dem schwachen Schuss von Bremens Ujah aber kaum Probleme. Rund zehn Minuten später machte es der Torjäger besser. Ein abgefälschter Schuss von Werder-Kapitän Clemens Fritz landete beim Nigerianer, der den Ball nur noch neben den bereits geschlagenen Tyton ins Tor schießen musste.

Mit fahlem Gesicht stand Armin Veh vor der Kamera. Nach der Pleite im Hessenderby gegen Darmstadt 98 konnte der enttäuschte Trainer von Eintracht Frankfurt nur eine Durchhalteparole in eigener Sache anbringen. "Wenn ich eine Konsequenz ziehe, ist es die, dass ich weitermache", sagte der Frankfurter Coach nach einer der "bittersten Niederlagen" seiner Karriere in den Katakomben der Frankfurter Arena. Vor dem Fanblock hatten sich kurz zuvor seine Spieler eine ordentliche Portion Kritik der eigenen Fans für das 0:1 gegen den kleinen Nachbarn anhören müssen. Einige der Anhänger mussten von der Polizei zurückgedrängt werden. Die Emotionen drohten hochzukochen.

Kurz vor Spielende hatte es im Fanblock sogar gebrannt. Anhänger hatten Flaggen und andere Utensilien angezündet, der Schiedsrichter musste die Partie in der Nachspielzeit kurz unterbrechen - erst dann konnte zu Ende gespielt werden.

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Der Frust hat die Eintracht völlig vereinnahmt. Sowohl Vorstandschef Heribert Bruchhagen als auch Vereinspräsident Peter Fischer bekannten sich aber zu Veh. "Das Einzige, was wir definitiv nicht haben, ist ein Trainerproblem", sagte Fischer. Bruchhagen kündigte in Zusammenarbeit mit Veh die Verpflichtung neuer Spieler in der Winterpause an.

Für die glücklichen Darmstädter war die Frankfurter Krisenstimmung unerheblich. Sie feierten das nächste Kapitel ihres Fußball-Märchens. "Ein wahnsinnig schönes Erlebnis, dass ich mit so einem Spiel zurückkehren darf. Das ist super. Es war eine starke Teamleistung von uns. Wir haben ein bisschen auf die Verunsicherung der Frankfurter gebaut", sagte Darmstadts früherer Eintracht-Profi Jan Rosenthal. Kapitän Aytac Sulu beendete mit seinem Tor in der 30. Minute eine kleine Negativserie von fünf Spielen ohne Sieg.

Gegen die Eintracht hatte Darmstadt bislang nur einmal vor 36 Jahren gewinnen können und liegt nun vier Zähler vor der SGE, die nach elf Spielen ohne Sieg nur noch einen Punkt vom Relegationsrang entfernt ist. "Wir haben alles versucht. Es hat nicht funktioniert. Je länger das Spiel gedauert hat, desto weniger wollten alle den Ball haben, das ist einfach enttäuschend", sagte Bastian Oczipka.

Die Brisanz des Nachbarschaftstreffens war jederzeit spürbar. Beide Teams gingen physisch engagiert ans Werk. Erste Nickligkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Stefan Aigner grätschte Darmstadts Fabian Holland (3.) weg, und die Gäste fielen nach Körperkontakten recht theatralisch. Es entwickelte sich das erwartete Spiel. Frankfurt - fußballerisch eigentlich mit dem besseren Personal - versuchte, Druck aufzubauen, schaffte das aber nicht. Darmstadt lauerte auf Konter und hatte mit dem unruhigen Spielgeschehen schon ein erstes Ziel erreicht.

Aigner (26.) köpfte in Rückenlage und ohne Druck über das Tor. Mit Wucht erzielte Sulu den Darmstädter Führungstreffer nach einer Freistoßflanke von Tobias Kempe. Carlos Zambrano war einfach stehen geblieben und hatte dem kopfballstarken Sulu für sein viertes Saisontor leichtes Spiel beschert.

Kurz darauf musste Frankfurts Verteidiger David Abraham verletzt raus. Für ihn kam Marco Russ und damit nach den unter der Woche noch angeschlagenen Marc Stendera, Stefan Reinartz und Slobodan Medojevic ein weiterer Akteur, der nicht bei 100 Prozent sein konnte. Alex Meier (gesperrt) und die verletzten Johannes Flum und Luc Castaignos fehlten ohnehin. Nächste Woche gegen Dortmund fehlen dann sicher Russ, Zambrano und Stendera, die alle ihre fünfte Gelbe Karte sahen. Darmstadt hatte in Rosenthal und Marcel Heller ein Duo, das es dem Ex-Arbeitgeber nur zu gerne zeigen wollte. Und sie taten dies mit ihren Kollegen mit der in dieser Saison schon von manchem Gegner als maximal unattraktiv kritisieren Taktik.

Frankfurt war naiv genug, sich reichlich Gezeter und Schubsereien anzuschließen. Ein klarer Plan war im Frankfurter Spiel noch nicht zu erkennen, aber es gab immerhin Torchancen. Aigner scheiterte frei an Darmstadts Torwart Christian Mathenja (52.). Kurz darauf reagierte der Schlussmann aus kurzer Distanz prächtig bei einem von Russ abgefälschtem Ball. Nun machte die Eintracht deutlich mehr Druck, kam aber durch die Darmstädter Abwehr einfach nicht durch. Die größte Chance hatten sogar die Gäste. Heller (83.) kam aus wenigen Metern nicht an Lukas Hradecky im Eintracht-Tor vorbei.

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