Sieg in der Champions League:Dortmund begeistert wieder

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Funktionierendes Duo: Ciro Immobile und Pierre-Emerick Aubameyang. (Foto: dpa)

Der Negativtrend ist gestoppt: Borussia Dortmund gewinnt nach drei sieglosen Bundesliga-Spielen das Champions-League-Duell beim RSC Anderlecht mit 3:0. Trainer Jürgen Klopp beweist ein sehr glückliches Händchen.

Von Dominik Fürst

Jürgen Klopp ist nicht nur ein gefragter Fußballtrainer, sondern auch ein gewiefter Küchenpsychologe. "Man muss Niederlagen richtig spüren, um daraus Kraft zu ziehen", hatte der Coach von Borussia Dortmund nach dem jüngsten Negativerlebnis seines Teams, der Niederlage im Derby gegen Schalke, gesagt. Offensichtlich hat dieser Satz Wirkung gezeigt. Sein Team hat die Niederlage intensiv genug gespürt. Der Negativtrend des BVB stoppte jedenfalls am Mittwochabend in Belgien.

3:0 (1:0) gewann der BVB im zweiten Gruppenspiel der Champions League beim RSC Anderlecht - und alle individuellen Fehler, alle Nachlässigkeiten und Niederlagen der vergangenen Tage, sie waren nur noch ein schwarzer Fleck im Dortmunder Gedächtnis. Spiel- und vor allem laufstark trat der BVB in Brüssel auf, die Leichtigkeit war zurück.

"Wir haben sehr gut begonnen und Anderlecht nicht zur Entfaltung kommen lassen", sagte Sebastian Kehl im ZDF: "Es war eine sehr, sehr gute Mannschaftsleistung. Die Mannschaft wollte eine Reaktion zeigen, das hat man glaube ich gesehen." Auch Trainer Klopp freute sich: "Das war heute ein großer und wichtiger Schritt für uns." Wäre Dortmund in seiner Chancenverwertung nicht so nachlässig gewesen, hätte der Sieg bereits vor der Pause feststehen können.

Shinji Kagawa und Sebastian Kehl waren in die Startformation zurückgekehrt, ebenso Verteidiger Sokratis, für den der genesene Mats Hummels überraschend auf der Bank bleiben musste. Vor allem Kehl und Sven Bender machten Hoffnung, dass das berüchtigte Dortmunder Umschaltspiel in Anderlecht wieder reibungslos funktionieren könnte - beide hatten schon beim 2:0-Sieg im ersten Gruppenspiel gegen den FC Arsenal das Defensivduo im Mittelfeld gebildet.

Nun also ging es gegen den belgischen Tabellenführer, und der BVB legte rasant los. Es waren gerade drei Minuten gespielt, da lupfte Shinji Kagawa den Ball über verdutzte Anderlechter Verteidiger direkt vor die Füße von Ciro Immobile, den dieses kunstvolle Zuspiel zunächst selbst leicht zu überraschen schien. Der Italiener berappelte sich aber schnell genug, um den Ball zur frühen Dortmunder Führung im Tor zu versenken (3.).

Anderlecht ließ sich von diesem Gegentreffer zunächst nicht beeindrucken, spielte selbst mutig nach vorne und traf in der neunten Spielminute auch ins Tor - der Abseits-Pfiff des italienischen Schiedsrichters stoppte die belgische Euphorie. Danach häuften sich die Torchancen der deutschen Gäste: Pierre-Emerick Aubameyang traf nach einem feinen Querpass von Kevin Großkreutz aus fünf Metern nur das Außennetz (10.), später parierte RSC-Torhüter Silvio Proto sowohl gegen Aubameyang (18.), als auch gegen Marcel Schmelzer (40.) mit dem Fuß.

Und dann kommt Ramos

Zwischendurch musste Dortmunds Keeper Roman Weidenfeller ein Volleygeschoss von Anderlechts Stürmer Dennis Praet über die Latte lenken, doch es dominierte der BVB - spielerisch wie akustisch, denn mittlerweile machten sich auch die 1100 mitgereisten Fans aus Deutschland im Stadion bemerkbar.

BVB in der Einzelkritik
:Klopps famoser Kurzarbeiter

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Von Felix Meininghaus, Brüssel

In der zweiten Hälfte stemmte sich Anderlecht gegen die drohende Niederlage, ohne jedoch gefährlich vor Weidenfeller aufzutauchen. Stattdessen bewies Jürgen Klopp, dass er nicht nur ein begabter Küchenpsychologe, sondern auch ein gewiefter Fußballtrainer ist. Er schickte Stürmer Adrian Ramos für Kevin Großkreutz aufs Feld - und der erzielte mit seiner ersten Ballberührung nach Vorlage von Lukasz Piszczek das 2:0 (70.). Anderlecht steckte immer noch nicht auf, traf durch Aleksandar Mitrović den Pfosten, doch der frische Ramos spielte flink und wollte Tore schießen: In der 80. Minute schloss er einen Dortmunder Konter zum 3:0 ab.

Für die Belgier war es wettbewerbsübergreifend die erste Saisonniederlage, für Dortmund möglicherweise die erhoffte Wende. In der Bundesliga empfängt der BVB am Samstag den Tabellenletzten aus Hamburg, danach kehrt voraussichtlich der Langzeitverletzte Ilkay Gündogan zum Team zurück. Die schlimmste Phase in dieser Spielzeit könnte Dortmund hinter sich haben.

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