Sieg gegen Australien:Spanischer Abschied in Würde

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Abschied von der WM: Sergio Ramos. (Foto: Getty Images)

Titelverteidiger Spanien beendet mit einem 3:0 gegen Australien ein überaus enttäuschendes Turnier - und widmet sich der Debatte um den Neuaufbau der Elf. Zum Abschied gibt es immerhin einen schönen Hackentrick.

Der große Xavi war dann gar nicht mehr dabei. Muskuläre Probleme. Der heilige Iker fehlte ebenso, er war zwar nicht verletzt, aber zum Abschluss dieser WM sollte statt Casillas Ersatzmann Pepe Reina noch zu einem Einsatz kommen. Doch selbstverständlich standen noch ein paar Vertreter der goldenen Generation auf dem Platz, von Xabi Alonso bis Fernando Torres, von Andres Iniesta bis David Villa, nur zwei Startelf-Spieler waren jünger als 28.

Ein würdiger, stilvoller Abschied, das war nach den deprimierenden Niederlagen gegen Holland (1:5) und Chile (0:2) das Ziel der Spanier fürs Spiel gegen Australien, das für manche der Akteure vielleicht das vorerst letzte im Nationaltrikot war. Es ist noch ungewiss, wie viele von ihnen den nächsten Zyklus aufnehmen, wie radikal der Umbruch bei der Furia Roja ausfallen wird. In Spaniens Sportgazetten und Internet-Foren diskutieren sie das gerade naturgemäß hoch erregt: Der soll bleiben, der nicht, der vielleicht.

Es klappte mit dem angepeilten würdigen Abschied. Glanzvoll war der Auftritt nicht, souverän schon, und so stand zum Abschluss des Turniers ein 3:0 (1:0). "Wir waren sechs Jahre lang die Nummer 1 der Welt mit guten Spielen und Spielern. Da müssen wir auch mal erhobenen Hauptes verlieren können", fasste Trainer Vicente del Bosque, der seine eigene Zukunft weiter offen ließ, das Turnier zusammen.

Zunächst war es eine träge Partie, die sich die beiden bis zum Anpfiff punktlosen Mannschaften lieferten. Die Spanier kontrollierten das Geschehen irgendwie zwar, aber aus dieser Kontrolle erwuchs zu Beginn ziemlich wenig. Erst nach 20 Minuten kamen sie zu besseren Torchancen; erst missriet Villa ein Volley-Schuss in aussichtsreicher Lage, dann scheiterte Jordi Alba mit einem Schuss aus naher Distanz an Australiens Torwart Mathew Ryan.

Doch nach 36 Minuten hatte David Villa, mit seiner Quirligkeit der bis dahin auffälligste Spanier, einen famosen Moment. Auf der rechten Seite bediente Iniesta mit einem wunderbaren Steilpass den aufgerückten Verteidiger Juanfran, es folgte eine flache Hereingabe, und in der Mitte vollendete Villa via Hackentrick zum 1:0.

Es war das erste aus dem Spiel heraus entstandene Tor der Spanier bei diesem Turnier - und die Grundlage für die Hoffnung, zumindest nicht so desaströs abzuschneiden wie die beiden Mannschaften, die zuletzt bei Weltmeisterschaften als Titelverteidiger schon in der Vorrunde ausgeschieden waren. Frankreich (2002) und Italien (2010) waren jeweils Gruppenletzter geworden, beide sieg-, die Bleus gar torlos.

Kurz nach Villas Führungstor herrschte nach einem Missverständnis zwar etwas Aufregung in Spaniens Strafraum, aber das war bald geklärt und der Kontrollmodus wieder drin. Nach 44 Minuten kombinierten sich die Spanier noch einmal fein in den Strafraum, doch Santi Cazorlas Hereingabe fand keinen Mitspieler.

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Von Moritz Dietrich

Der überragende Iniesta leitete alle drei Treffer ein

So ging's mit einem 1:0 in Hälfte zwei, und weil's so schön war mit dem Hackentrick, versuchte sich Torres auch dran. Doch erstens ging der Ball knapp daneben, zweitens hatte der Schiedsrichter ohnehin Abseits gepfiffen (54.). Die Australier blieben lange blass, erst nach einer guten Stunde wagten sie sich etwas mehr in Richtung gegnerisches Tor. Die einzigen weiteren Treffer gelangen aber den Spaniern, beide initiiert vom überragenden Iniesta. Zunächst bediente er Torres, fertig war das 2:0 (69.).

Später leitete er den Treffer von Juan Mata ein (82.). Und nebst dem Sieg zum Gruppenabschluss blieb den spanischen Fans noch ein hoffnungsvoller Moment. In der letzten halben Stunde bildeten neben Iniesta, 30, die Herren Fabregas, 27, Mata, 26, und Koke, 22, die Zentrale - ergänzt um einen Spieler wie Thiago (FC Bayern) oder Isco (Real Madrid) könnte sich Spaniens Mittelfeld in Zukunft noch des Öfteren so zusammensetzen.

© SZ vom 24.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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