Sieben Kurven in der Formel 1:Max Verstappen feiert sein Comeback als Talent

Der Niederländer beantwortet die wöchentliche Preisfrage anders als zuletzt, Hamiltons Mahnung zeigt Wirkung und Vettel holt die Mängelliste raus.

Von Elmar Brümmer, Barcelona

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Max Verstappen

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Quelle: AFP

Neues Rennen, gleiche Frage: Talent oder Tölpel? Die Antwort für den Europaauftakt gibt der Frontflügel am Rennwagen von Red Bull Racing, genauer gesagt: das während der virtuellen Safety-Car-Phase abgerissene Endstück. Für die Berührung mit Lance Stroll konnte Max Verstappen nun wirklich nichts, aber er zeigt dafür im letzten Rennviertel, dass er mit technischen Störungen gut umgehen kann. Irgendwie hält er das Auto nicht nur in Balance, sondern auch auf Tempo - und damit Sebastian Vettel von einem Podestplatz ab. Andere jammern übers Untersteuern, der Niederländer aber schien noch beseelt vom Mittagessen mit Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz. Dritter in einem fehlerfreien Rennen, das empfindet er selbst als "Comeback". Teamchef Christian Horner sprach von einer "soliden" Vorstellung, was angesichts der 150. Podiumsplatzierung für den rasenden Getränkehandel etwas zurückhaltend klingen mag. Hauptsache, sein Fahrer ist wieder in Balance.

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Lewis Hamilton

Formula One F1 - Spanish Grand Prix

Quelle: REUTERS

Das schönste Kompliment für einen Rennwagenbauer: Wenn der Fahrer sagt, dass er mit dem Auto eins werden konnte. Das leicht trübe Wetter in Katalonien verhinderte, dass der Brilli in der Nase des Siegers blitzte, seine Augen taten es aber. Zweiter Sieg in Folge, das bringt genau das Selbstvertrauen hervor, das über die Winterpause und angesichts strategisch-technischer Niederlagen irgendwie verloren gegangen schien. Der Brite, der seine Vertragsverlängerung immer noch nicht unterschrieben hat, kam schon glücklich in Barcelona an. Beseelt vom Auftritt bei der Met Gala in New York, wo er mit dem Rapper P. Diddy im weißen Anzug posierte. Aber Glamour bei Rennfahrern trägt nur, wenn er ständig erneuert wird. "Ich will wieder in meiner Gewichtsklasse kämpfen", hatte Hamilton den Mercedes-Technikern gesagt. In Barcelona saß sein Haken.

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Dieter Zetsche

Dieter Zetsche

Quelle: dpa

Wer nur auf das Ergebnis von Barcelona guckt - Lewis Hamilton mit 20 Sekunden Vorsprung auf Valtteri Bottas -, der fühlt sich zurückversetzt in die vergangenen Jahre, als die Silberpfeile nach Belieben dominierten. Der erste Doppelerfolg des Jahres nach einem durchwachsenen Saisonstart gibt Zuversicht. Der wetterfühlige Wagen kam mit Wind und Kühle ziemlich gut klar, die Reifen arbeiteten im richtigen Temperaturfenster, die Motorenpower konnte früh heruntergefahren werden. Der Daimler-Konzernlenker Zetsche hatte sich für den ersten Vorstands-Rennausflug des Jahres das richtige Rennen ausgesucht, auch wenn die Frage nach Strohfeuer oder Trendwende in 66 Runden noch nicht abschließend beantwortet werden kann. "Das Auto hat immer gemacht, was wir wollten, das hat den Piloten Vertrauen gegeben", freute sich Teamchef Toto Wolff und klatschte sich mit Zetsche ab.

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Romain Grosjaen

Azerbaijan Grand Prix

Quelle: REUTERS

Nico Hülkenberg winkte nur ab: "Der Fliegenfänger wieder." Nun sind Unfallopfer und Unfallverursacher auch im Motorsport selten einer Meinung. Doch müsste der Dreherkönig der Formel 1 gewählt werden, dann würde der Genfer mit der französischen Lizenz zum Royal. In der dritten Kurve des Rennens räumte Grosjean mit seinem Haas-Ferrari quer zum Feld Hülkenberg und auch noch Pierre Gasly ab, nachdem er seinem Teamkollegen Kevin Magnussen ausweichen wollte. "Das hat doch nichts mit meinem Fahrstil zu tun, ich war doch ganz vorsichtig", behauptete er hinterher mit verspiegelter Brille. Die Experten aber sahen, wie Grosjean quer zum Feld noch auf dem Gas geblieben ist. Es war Glück, dass nicht mehr passiert ist. Im letzten Rennen in Baku war der 32-Jährige während der Safety-Car-Phase in die Mauer gekracht. Erinnerungen an 2012 werden wach, damals sperrte ihn der Weltverband wegen unverhältnismäßiger Fahrweise für ein Rennen.

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Das Tempolimit

Großer Preis von Spanien

Quelle: dpa

Die Logik der Formel 1 ist manchmal schwer zu verstehen. Damit künftig mehr überholt werden kann, sollen die Rennwagen im nächsten Jahr anderthalb Sekunden pro Runde langsamer werden. Nicolas Tombazis, ein griechischer Aerodynamiker und früherer Ferrari-Mann, hat sich das im Auftrag von Renndirektor Charlie Whiting ausgedacht und in Barcelona ausgiebig erklärt. Verstanden haben alle, dass die Idee von der schnellsten Formel 1 aller Zeiten damit schon wieder Makulatur ist. "Ich glaube nicht, dass es die Rennen besser macht", sagt Lewis Hamilton vorsichtig. Sebastian Vettel wird offensiver: "Vielleicht sollten die Fahrer mal gefragt werden. Wir sind zwar keine Ingenieure, aber wir fühlen, was wir brauchen, um besser überholen zu können."

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Sebastian Vettel

Sergio Perez

Quelle: AP

Schon wieder Vierter, dazu noch wertvolle Punkte in der WM-Wertung verloren, weil ihn die Ferrari-Strategen als einzigen der Top-Piloten ein zweites Mal zum Reifenwechsel reinholten und er dann in den Verkehr kam. Die Anfangseuphorie nach zwei Siegen in Folge ist beim Heppenheimer verflogen. Fahrer und Team behaupten, dass die Pneus am roten Auto nicht durchgehalten hätten, der Stopp also unumgänglich war. Bis dahin hatte sich Vettel im Kampf mit Bottas und gegen Verstappen aufgerieben. Die Diskussion über einen möglichen Denkfehler wird anhalten, und Unruhe in Maranello ist nie ein gutes Zeichen. Vettel holte nach dem Rennen die Mängelliste raus: "Wir hatten nicht den Speed zum Gewinnen. Wir haben die Reifen zu stark abgenutzt. Und wir hatten Probleme mit der Zuverlässigkeit. Wir brauchen nicht über Stopps diskutieren, das sind drei Punkte, die wir angehen müssen."

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Fernando Alonso

Spanish F1 Grand Prix - Practice

Quelle: Getty Images

Als Achter gestartet, als Achter im Ziel. Das lässt sich ganz gut ertragen, schließlich war der Heim-Grand-Prix für den Spanier auch eine Art Testfahrt: McLaren hat nach vier Rennen noch mal einen generalüberholten Rennwagen gebaut, der mit seinen drei Löchern in der orangefarbenen Fahrzeugnase sehr auffällig, aber wohl auch sehr effizient ist. Die Laune des 36-Jährigen wäre noch ein bisschen besser gewesen, wenn die dunklen Wolken über der Strecke Regen gebracht hätten, denn dann hätte er im Kampf seine Chance suchen können. Glücklich war er ja schon wegen des vergangenen Wochenendes, als er bei seinem ersten Auftritt in der Sportwagen-Weltmeisterschaft gleich in Spa gewinnen konnte. In der Formel 1 ist ihm das seit fünf Jahren nicht mehr gelungen. Immerhin hat er in jedem Saisonrennen gepunktet. Das haben sonst nur Hamilton und Vettel geschafft.

© SZ.de/jki
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