Sieben Kurven in der Formel 1:Hamilton tanzt mit dem Präriewind

Und feiert seinen Sieg in Austin mit Usain Bolt und Bill Clinton. Max Verstappen tobt wegen seiner Strafe und bei Renault fährt ein neues Ausnahmetalent. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Elmar Brümmer

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Lewis Hamilton

Formula One: United States Grand Prix

Quelle: USA Today Sports

Mit dem Präriewind habe er getanzt, sagt der Sieger, aber vermutlich hat er ihn sich zu Untertan gemacht. Der neunte Sieg in dieser Saison, der fünfte in den letzten sechs Rennen - der Mercedes-Pilot ist in der Form seines Lebens, und nach seinem amerikanischen Traum dem Titel ganz nah. Am Samstag hatte er die elfte Pole-Position des Jahres eingefahren. Keiner hat ihn je so stark gesehen, und dabei so konzentriert und gelassen zugleich. 66 Punkte Vorsprung hat er jetzt auf den Rivalen Sebastian Vettel, bei nur noch 75 zu vergebenden Punkten würde ihm schon ein fünfter Platz nächste Woche in Mexiko zum vierten Titel reichen. Dass das nur Formsache ist, bestreitet er: "Leute, bei aller Freude, aber der Druck und die Herausforderungen sind enorm." In Austin musste er nach Vettels Blitzstart zunächst taktisch fahren, aber nur sechs Runden lang, dann durfte er wieder zur Attacke blasen. Die drei Rennen, die noch ausstünden, sagt er zum Abschied von Texas, "das sind vor allem drei Rennen, die es zu gewinnen gibt." Auf Siegerzigarren aber will er nach dem hüstelnden Versuch in den USA verzichten.

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Max Verstappen

F1 Grand Prix of USA

Quelle: AFP

Ein Sieg mehr geht an Red Bull Racing, wenn auch diesmal neben der Rennstrecke und auf die Zukunft bezogen: Mercedes hat zuletzt so eindeutige Avancen in Richtung Max Verstappen gemacht, dass Dietrich Mateschitz lieber schnell einen dicken Gehaltsscheck ausstellte. Der 20-jährige Niederländer bleibt auch in den nächsten drei Jahren der schnellste Getränkeausfahrer der Welt. Dass er das Vertrauen wert ist, zeigte er in Austin. Wegen eines Getriebewechsels auf Startplatz 16 strafversetzt, schaffte er es auf den dritten Rang, nachdem er in der letzten Runde seiner Aufholjagd auch noch grandios am Ferrari von Kimi Räikkönen vorbeigegangen war. Er war bereits im Vorraum zum Siegerpodium, da wurde ihm der Platz aberkannt. Weil er beim Überholmanöver mit vier Rädern die Piste verlassen hatte, bekam er Strafsekunden aufgebrummt. "Mit solch dämlichen Entscheidungen zerstört man den Sport", fluchte er. Schützenhilfe bekam er von Niki Lauda: "Diese Strafe ist eine Sauerei, ein Rückschritt in die Steinzeit."

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Sebastian Vettel

Formel 1: Großer Preis der USA

Quelle: dpa

Zweiter zu werden, wenn man so sehr an den Sieg geglaubt hat und ihn so dringend braucht, das heißt: erster Verlierer zu sein. Auf dem Podium in Austin dämmerte es dem Heppenheimer in Diensten von Ferrari, dass der großartige Aufschwung des italienischen Rennstalls am Saisonende dramatisch gebremst wurde. Man könnte auch sagen: dass die anfällige Technik Vettels Titelhoffnungen ausgebremst hat. Beim Großen Preis der USA musste das Rennwagenchassis über Nacht ausgetauscht werden, weil der Wagen für Vettel unfahrbar war. Das wurde nach dem Kraftakt des Fahrers belohnt, und dennoch war es zu wenig. "Wir brauchen die Schuld gar nicht woanders hinschieben, es liegt allein an uns. Wir sind noch nicht gut genug. Es gibt viele Dinge, die mir Hoffnung machen, wenn ich in die Fabrik schaue, die Ideen, die da auf dem Tisch liegen." Von jetzt an fährt er nur noch auf Sieg - und auf Zukunft. Was anderes bleibt ihm auch nicht übrig.

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Carlos Sainz Junior

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Quelle: AP

Die alte Regel, dass ein Rennfahrer nur so gut sein kann wie sein Rennwagen, bestätigt sich gerade wieder bei Carlos Sainz. Kaum vorzeitig vom Talentschuppen Toro Rosso ins Renault-Werksteam befördert, schlug der Spanier im Qualifikationsduell gleich den deutschen Stammfahrer Nico Hülkenberg, und belegte Startplatz acht. Daraus machte er im Rennen noch einen sechsten Rang. Genau die Sphären, in denen sich der 23-Jährige einordnet, mindestens. Sainz stand bisher immer etwas im Schatten von Ausnahmetalent Max Verstappen, gilt Experten perspektivisch aber als ebenso gut. Das zeigt die problemlose Anpassungsfähigkeit nach seinem fliegenden Wechsel der Teams: "Man braucht einen anderen Fahrstil, aber das gefällt mir. Ich bin glücklich, obwohl ich viel lernen muss und der Weg noch lang ist. Aber an diesem Wochenende hat Teil zwei meiner Karriere begonnen."

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Usain Bolt

Usain Bolt, Bill Clinton

Quelle: AP

Formel-1-Chef Chase Carey hat in seinem Heimatland gezeigt, wie er sich die Verbindung von Sport und Show so vorstellt. Ein roter Teppich und eine Nebelmaschine bei der Fahrervorstellung, präsentiert von Boxansager Michael Buffer. Im Fahrerlager ein elektrischer Bulle, Bill Clinton als Pokalüberreicher, pinkfarbene Streifen auf den Reifen für den guten Zweck (Kampagne für Brustkrebs-Vorsorge). "Stars, Glamour, Mythos" nennt Carey diesen Treibstoff der Formel-1-Zukunft, und in Texas war der Sprinter Usain Bolt die Galionsfigur. Der schnellste Mensch zu Fuß durfte die schnellsten Autofahrer auf die Reise schicken, drehte eine Ehrenrunde im Sportwagen mit Lewis Hamilton und brachte dem Mercedes-Piloten auf dem Siegerpodest seine berühmte Bogenschützengeste bei und schenkte ihm ein paar Spikes. Sebastian Vettel tat sich etwas schwer mit den veränderten Begleiterscheinungen: "Ich bin kein großer Showman, ich will einfach nur ins Auto springen und Rennen fahren."

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Brendon Hartley

F1 Grand Prix of USA

Quelle: AFP

Weil nach den diversen Personalrochaden bei Toro Rosso kein anderer Nachwuchsfahrer aus dem Getränkekonzern verfügbar war, erinnerte man sich an einen Neuseeländer, der 2010 bei der Sichtung durchgefallen war - als zu aufmüpfig und wenig konstant. Nach Lehrjahren im Porsche-Sportwagen und dem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans zeigt sich der 27-Jährige zwar immer noch lässig neben der Piste, aber hochkonzentriert im Cockpit. Einmal im Simulator, mehr Vorbereitung hatte er nicht für den ersten Formel-1-Start. Manchmal drückte er noch die falschen Knöpfe, aber in der Qualifikation ließ er noch zwei Stammfahrer hinter sich. Starten musste er wegen eines Motorenwechsels trotzdem als Letzter. Aber dem Enthusiasmus tut das keinen Abbruch, im Rennen schaffte er es von Rang 20 auf Platz 13. Das ist ordentlich. Jetzt will er mit Porsche Langstreckenweltmeister, und am liebsten noch die restlichen drei Grand Prix in der Formel 1 bestreiten - um sich für einen Vollzeitjob 2018 zu empfehlen.

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Die Finnen

F1 Grand Prix of USA

Quelle: AFP

Je besser Lewis Hamilton in Form ist, desto dramatischer fällt sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas ab. Startplatz drei in Austin, Platz fünf am Ende. Einmal mehr kommt der Silberpfeil-Lehrling nicht mit den Reifen klar, aber allein als Erklärung reicht das nicht mehr. Sein Landsmann Kimi Räikkönen (Bild) machte es zwar genau umgekehrt, aus Platz fünf noch Rang drei, aber das auch nur, weil Max Verstappen nachträglich für seine Schlussattacke bestraft wurde. Was keiner im Fahrerlager von Austin richtig versteht, und Vater Jos mit einer hämischen Verunglimpfung der drei Buchstaben des Automobilweltverbandes FIA kommentierte - die stünden für "Ferrari International Assistance". Das zielt auf einen der Sportkommissare ab - den Finnen Mika Salo, 1999 mal Ersatzmann für den verletzten Michael Schumacher bei der Scuderia, der als ehemaliger Fahrer für die Fachkompetenz im Kreise der Funktionäre sorgen soll.

© SZ.de/schm
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