Serena Williams in Wimbledon:Sie tut nur so cool

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Spielte im Halbfinale ihr bestes Tennis: Serena Williams. (Foto: AP)
  • Mit unglaublicher Power fegt Serena Williams die Russin Maria Scharapowa vom Platz.
  • Doch so entspannt, wie sie sich gibt, ist sie nicht. Die Aussicht auf den zweiten "Serena Slam" lässt sie nervös werden.
  • Im Finale von Wimbledon trifft sie auf die unerschrockene Spanierin Garbiñe Muguruza.
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Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Immerhin der Rapper Drake gibt sich siegessicher. "Ich schwöre, ich würde Serena schlagen", rappt der Kanadier in dem Lied "Bad Behavior". Immerhin macht er danach die Einschränkung: "Wenn sie mit links spielen würde."

Böse genommen hat Serena Williams dem Musiker diese Songzeile aus dem Jahr 2013 nicht. In diesen Tagen in Wimbledon weicht Drake nicht von der Seite der Tennisspielerin. Der Musiker speist abends mit ihr im Restaurant, feuert sie auf dem Platz an. Sogar bei der Pressekonferenz am Donnerstagabend sitzt der Musiker im Raum und lauscht. Drake bringe ihr Glück, sagt Williams: "Er ist ein guter Freund, wie Familie."

Wenige Minuten zuvor hatte die Weltranglistenerste eine bedauernswerte Maria Scharapowa besiegt. 6:2 und 6:4 hieß es nach nur 78 Minuten. Es war für Williams der 17. Sieg in Serie gegen die Russin. Ob das Match anders ausgegangen wäre, wenn Williams mit links gespielt hätte?

Halbfinale in Wimbledon
:Williams fertigt Scharapowa in 78 Minuten ab

Wieder ist Maria Scharapowa ohne Chance gegen Serena Williams. Im Wimbledon-Halbfinale gewinnt die Amerikanerin 6:2, 6:4. Gegnerin im Endspiel ist die Spanierin Garbiñe Muguruza.

Scharapowa war nach der deutlichen Niederlage blass im Gesicht, immer wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Auf die Fragen der Reporter antwortete sie knapp. "Wenn du gegen Serena gewinnen willst, musst du mehr als dein bestes Tennis spielen. Das ist mir nicht gelungen", erklärte die Russin nur.

Es war ein frustrierendes Spiel für sie gewesen. Williams ließ keine einzige Breakchance zu, schlug insgesamt 13 Asse. Eines sauste mit 193 Kilometern pro Stunde über die Netzkante. Als sie zum Matchgewinn servierte, legte sie drei Asse auf - und zum Abschluss schoss sie einen Service-Winner. Welche Spielerin soll sie in dieser Verfassung stoppen? Wer ihrer Power standhalten?

Es war ein extrem selbstbewusster Auftritt der Amerikanerin, sie wirkte entspannt. Und so gab sie sich auch nach dem Sieg. Williams hatte eine weiße Basketballkappe aufgezogen und trug ein Sweatshirt, auf dem ein rotes, funkelndes "S" gedruckt war, ein S wie Serena. In diesem Aufzug könnte die Tennisspielerin im nächsten Drake-Video mindestens eine Komparsen-Rolle übernehmen.

Ob sie denn gar nicht nervös sei, wollte einer wissen. Schließlich fehle ihr nur noch ein Sieg und sie hätte den "Serena Slam", also die vier vergangenen Grand-Slam-Turniere allesamt für sich entschieden. "Ich habe so viele Titel gewonnen", meinte Williams nur: "Ich brauche keinen Wimbledon-Sieg mehr, ich brauche keinen US-Open-Triumph. Ich bin glücklich." Es klang cool - doch so entspannt, wie sie sich gibt, ist Williams wohl nicht.

Schließlich verbot Williams den Reportern zu Beginn des Turniers, Fragen nach dem möglichen Grand Slam zu stellen. "Wenn du ständig darüber redest, kannst du nicht anders, als daran zu denken", erklärte sie nach dem Finaleinzug. Der Kopf sollte frei sein.

Doch er war es nicht immer. Williams strauchelte auf dem Weg ins Endspiel. Gegen die Britin Heather Watson war sie im dritten Satz bereits 0:3 zurückgelegen, im Viertelfinale gegen Victoria Asarenka fand sie im ersten Durchgang kein Gegenmittel, dann drehte sie jedoch auf. Es hat gereicht für das große Finale.

Fashion in Wimbledon
:Schwarzer BH? No!

So streng wie in Wimbledon sind die Kleider-Vorschriften nirgends sonst: Alles muss weiß sein, auch die Unterwäsche. Wer trotzdem auffallen will, fragt am besten Venus Williams oder Genie Bouchard.

Nun blicken Rapper Drake und die ganze Tennisszene am Samstag auf den Centre Court. Nur ein Match noch. Es wäre nicht nur der "Serena Slam", es wäre auch der 21. Grand-Slam-Titel für Williams. Danach würde nur noch ein Turniersieg fehlen und sie hätte Steffi Graf eingeholt. Es ist nur eine Zahl, doch deswegen arbeitete die 33-Jährige in den vergangenen Monaten hart an sich. Deswegen waren manche Fragen in diesen Tagen unerwünscht.

Im Finale wartet Garbiñe Muguruza. Die 21-jährige Spanierin hat es im Gegensatz zu Scharapowa vor nicht allzu langer Zeit geschafft, Williams zu besiegen. Bei den French Open 2014 gewann sie 6:2 und 6:2. Es war die vorletzte Niederlage der Amerikanerin bei einem Grand-Slam-Turnier, nur wenige Wochen später in Wimbledon scheiterte sie an Alizé Cornet. Seitdem ist sie 27 Matches lang ungeschlagen. Ob sie in der 28. Partie so ruhig spielt wie gegen Scharapowa?

So entspannt, wie sie tut, ist sie vermutlich nicht. Dass sie diesen Wimbledon-Sieg nicht benötigt, um glücklich zu sein, war jedenfalls eine glatte Lüge. Ein paar Minuten später gestand sie, etwas näher dran an der Wahrheit: "Solange ich nicht verliere, ist alles okay."

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