Schweden - Mexiko:Beide weiter

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Die schwedische Mannschaft besiegt die überraschend matten Mexikaner mit 3:0 und zieht damit zusammen mit dem Gegner doch noch ins Achtelfinale ein.

Die polizeilichen Ermittlungen waren nach Spielende noch nicht abgeschlossen, der Hauptverdächtige nicht vernommen. So konnte erst einmal nur spekuliert werden, was der schwedische Nationalspieler Viktor Claesson bei einem Verhör zu seiner Verteidigung angeführt hätte. Vielleicht: "Natürlich habe ich in der Szene absichtlich über den Ball gesäbelt", oder: "War so geplant, dass der Abpraller zu Mitspieler Augustinsson fliegt - und ohne meinen Anwalt sage ich nichts mehr." Ludwig Augustinsson, im Alltag bei Werder Bremen angestellt, war das alles freilich egal, als ihm Claessons Querschläger zu Beginn der zweiten Hälfte im mexikanischen Strafraum vor die Füße fiel. Er traf, Schweden führte und sollte diese Führung auch nicht mehr herausrücken.

"Ich habe kaum eine Stimme. Das ist ein Traum, ein unglaublicher Stolz. Wir haben es verdient, weiterzukommen", gab Augustinsson später zu Protokoll.

Ein Bundesliga-Profi sowie der Kapitän Andreas Granqvist beförderten die Schweden zum ersten Mal seit zwölf Jahren in die K.-o.-Runde einer WM - und Weltmeister Deutschland aus dem Turnier. Die Skandinavier besiegten Mexiko in Jekaterinburg 3:0 (0:0), die bis dato so wehrhafte El Tri bibberte bis zur letzten Sekunde, folgte durch die Niederlage der DFB-Elf dann aber als Gruppenzweiter ins Achtelfinale. Als Südkorea in Kasan traf, flossen bei den Mexikanern Freudentränen.

Ludwig Augustinsson erzielt den ersten von drei schwedischen Treffern gegen überraschend schwache Mexikaner. (Foto: Petter Arvidson/dpa)

Im Achtelfinale bekommen es Schweden nun mit der Schweiz zu tun, Mexiko mit Brasilien. Während die Schweden ohne Zlatan Ibrahimović, ihren Torjäger a. D., auf eine ähnliche Erfolgswelle wie 1994 hoffen, die sie auf Platz drei trug, dreht sich für Mexiko alles um die Frage: Wie kann die schwarze Serie an Achtelfinals beendet werden? Die Auswahl hat bei den vergangenen sechs WM-Turnieren stets die Runde der besten 16 erreicht, nie aber die Beförderung ins Viertelfinale. Nach der Niederlage durch die Treffer von Augustinsson (50.), Granqvist (62./Foulelfmeter) und einem Eigentor von Edson Alvarez (74.) wachsen die Zweifel der so stark gestarteten Mexikaner wieder. Dabei war die Zuversicht nach dem Auftakterfolg über die Deutschen fast grenzenlos gewesen.

Schweden vertraute in Jekaterinburg erneut auf seine Größenvorteile, schon nach zwei Minuten wäre die Hoffnung von Trainer Janne Andersson beinahe erfüllt worden. Nach einem Freistoß legte der ehemalige HSV-Profi Marcus Berg per Kopf ab, Granqvist verpasste knapp. Drei Minuten später rettete Mexikos Torwart Guillermo Ochoa nach einem Freistoß des Leipzigers Emil Forsberg in großer Not. So hatte sich Mexikos Trainer Juan Carlos Osorio den Start vor 33 061 Zuschauern nicht vorgestellt. Später sagte er: "Ich respektiere, wie sie spielen. Aber es ist nicht die Art, wie ich spielen lassen will. Da geht der Ball vom Torwart zu den Stürmern."

Edson Alvarez erzielt ein kurioses Eigentor zum 3:0 für Schweden: mit der Hand. (Foto: Dan Mullan/Getty Images)

Auf den Tribünen hatten die Mexikaner, wie schon gegen Deutschland und Südkorea, deutliche Vorteile, auf dem Rasen war fast nur Schweden gefährlich. Berg (12.) verpasste seinen ersten Turniertreffer mit einem Fallrückzieher. Auch die erste mexikanische Chance hatte es in sich: Carlos Vela zielte aus 16 Metern etwas zu ungenau, wie Forsberg auf der anderen Seite.

Schweden ließ nicht locker: Berg scheiterte erneut an Ochoa (31.) und traf kurz vor der Pause das Außennetz (45.+2). Augustinsson belohnte die starke schwedische Vorstellung dann kurz nach dem Seitenwechsel. Und Berg war maßgeblich am zweiten Treffer beteiligt, indem er den Elfmeter herausholte. Nach dem Eigentor durch Alvarez stand Schweden sicher in der K.-o.-Runde und Mexiko bangte noch - bis im 700 Kilometer entfernten Kasan der Schlusspfiff ertönte, und Deutschland trauerte.

© SZ vom 28.06.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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