Pokalpleite gegen Gladbach:Schalke wird vom Virus niedergestreckt

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Schalkes Torwart Michael Gspurning (r) foult im Strafraum Gladbachs Lars Stindl (l), es gibt Elfmeter. (Foto: dpa)
  • Schalkes Mannschaft gegen Gladbach einige Rückschläge hinnehmen und verliert auch im Pokal gegen die Borussia.
  • Besonders tragisch verläuft der Abend für Ersatzkeeper Gspurning.
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Die gute Nachricht: Das Wiedersehen zwischen Borussia Mönchengladbach und Schalke 04, enorm aufgeheizt durch das schlimme Foul von Johannes Geis an André Hahn, verlief ohne folgenschwere Zwischenfälle. Hahn, mit Schienbeinkopfbruch und Außenmeniskus-Riss bis ins nächste Jahr berufsunfähig, hat die Entschuldigung von Geis angenommen, er hatte auf Krücken seine Kollegen besucht, die ihm versprachen, sich vier Tage nach ihrem 3:1-Sieg in der Bundesliga besonders ins Zeug zu legen. So weit, so erwartbar.

Dass aber die Schalker, geschwächt von einem Virus, mithalfen, dass die Gladbacher mit 2:0 ins Pokal-Achtelfinale einzogen, war nicht vorherzusehen. Dass ein 34-Jähriger noch sein Debüt bei einem Fußball-Bundesligisten geben darf, kommt ja auch nicht alle Tage vor. Zumal es sich um einen nicht mehr ganz jungen Torhüter aus Österreich handelt, der über ein Jahr gar nicht mehr gespielt hatte, ehe er dann im Februar zur zweiten Mannschaft des FC Schalke wechselte, in die Regionalliga.

Die Karriere des Michael Gspurning aus Voitsberg in der Steiermark, die beim FK Austria Wien begann und ihn über Pasching und AO Xanthi auch in die Nationalelf Österreichs geführt hatte, bekam spätestens bei den Seattle Sounders einen Knick, als seine Bezüge in der US-Profiliga um 40 Prozent reduziert werden sollten. Gspurning ging zurück nach Griechenland, kam aber weder bei Paok Saloniki noch bei AO Platanias auf Kreta zum Einsatz, bis ihn die Schalker holten - für ihre U23. Dort spielte er so gut, dass er im Sommer einen Profivertrag bekam, weil Fabian Giefer, der Herausforderer von Stammtorwart Ralf Fährmann, monatelang ausfällt. Und nun also spielt Gspurnings Geschichte plötzlich in der Arena auf Schalke.

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Eine Magen-Darm-Grippe hatte Fährmann mattgesetzt, nicht als Einzigen übrigens, so mancher seiner Kollegen hatte sich geschwächt auf den Platz geschleppt. Und doch waren es die Schalker, die von Beginn an diese Pokalpartie dominierten, gefällig kombinierten und sich beste Gelegenheiten erspielten - und keine nutzten. Caicara scheiterte an Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer (13.), Huntelaar an sich selbst (16.), Matip an seinem ausgefahrenen Ellenbogen (21.), Höwedes an der Abseitsregelung und dann Caicara (28.), Meyer (30.) sowie di Santo (34.) abermals am herausragenden Sommer.

8:0 stand es bei den Torschüssen und -gelegenheiten. "Wir waren von Beginn an superpräsent und haben dem Gegner keine Luft zum Atmen gelassen", sagte Schalkes Trainer André Breitenreiter später, er wollte sogar ein Chancenverhältnis von 11:1 ermittelt haben und bemerkte: "Wir hätten mit zwei oder drei zu Null in die Halbzeit gehen müssen."

Die Schalker Führung wäre jedenfalls mehr als verdient gewesen, und ihr Torhüter war, für Gspurning nichts Neues, wenn auch diesmal auf dem Platz: beschäftigungslos. Bis zur 42. Minute, da kam ein Gladbacher erstmals auf sein Tor gestürmt. Und das auch nur, weil Joel Matip, der Schalker Innenverteidiger auf dem nassen Boden am Mittelkreis ausgerutscht war. "Ein doofer Fehler", fand Breitenreiter, weil der Ball so auf kuriose Weise zu Lars Stindl kam, der durchlief, bis er schließlich den Keeper auskuckte und eiskalt einschoss zum 1:0.

Gspurning, der sich bis dahin nur bei Rückpässen und Abstößen hatte warm halten können, war chancenlos, er hatte nichts falsch gemacht in der ersten Halbzeit, doch das änderte sich nach diesem 0:1 aus dem Nichts, das ihn wohl auch in der Pause so sehr beschäftigt hatte, dass er bald nach Wiederanpfiff reichlich übermotiviert zu Werke ging: Nach einem Pass von Traoré war es erneut Stindl, der auf ihn zukam und Gspurning zu einem Foul mit Folgen verleitete.

Dabei hatte sich Stindl den Ball soweit vorgelegt, dass es unnötig erschien, dass der Torwart ihn überhaupt attackierte bzw. von den Beinen holte. Auch wenn Gspurning reklamierte: Der Elfmeter war gerechtfertigt. Hazard schoss nicht gut, Gspurning war dran, aber trotzdem landete der Ball im Tor, und beim Schalker Anhang fragten sie sich, ob das mit Fährmann im Tor auch passiert wäre. 0:2 in der 52. Minute, danach passierte nicht mehr viel, das Spiel war entschieden, "weil die Beine schwer geworden sind und die Kräfte nachgelassen haben", wie Breitenreiter bemerkte, vor allem wohl bei seinen vom Virus geschwächten Spielern. Und der glücklose Gspurning? Musste sich die Frage eines TV-Reporters anhören, ob er jetzt traumatisiert sei. "Na", sagte der Österreicher, "ich hab' genug Erfahrung". Vor allem mit Rückschlägen.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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