Remis gegen Wolfsburg:Ratlosigkeit vermiest Bayern die Wiesnlaune

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Leben beim FC Bayern: Die Last einer verspielten 2:0-Führung zieht Mats Hummels beim Gang in die Kabine nach unten. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern München gibt gegen den VfL Wolfsburg eine 2:0-Führung aus der Hand und spielt nur unentschieden.
  • Vor der ersten richtigen Prüfung in der Champions League gegen Paris Saint-Germain herrscht Ratlosigkeit bei den Münchnern.
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Aus dem Stadion von Saskia Aleythe, München

Mats Hummels ist sich sprachlicher Feinheiten bewusst und so korrigierte er sich gleich selber. Gerade hatte er über den Spielverlauf gegen Wolfsburg philosophiert, recht treffend analysiert, wie aus dem 2:0 zur Halbzeit noch ein 2:2-Endstand werden konnte, da holte er zum großen Fazit aus. "Das ist noch nicht...", sprach Hummels, pausierte bewusst und setzte noch einmal an: "Das ist nicht der Fußball, den wir spielen wollen." So ein "noch" wäre milder gewesen - Mats Hummels wollte es drastisch.

Gerade erst hatten sich die Bayern mit einem Erweckungserlebnis gegen Schalke in Richtung alter Dominanzzeiten gespielt, doch das 3:0 am vergangenen Dienstag war am Freitagabend schon wieder übertüncht durch das Remis gegen Wolfsburg. "Wir haben den Sieg weggeschmissen", befand Thomas Müller genervt. Und was klubintern alarmieren dürfte: Daran waren nicht nur Fahrlässigkeiten schuld, da blitze am Ende auch Ratlosigkeit durch. Was vor dem Champions-League-Spiel am kommenden Mittwoch gegen Paris Saint-Germain relativ ungünstig kommt.

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Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

"Klarer Torwartfehler, tut mir leid für die Jungs", sagt Ulreich

"Wir haben die Tore in der ersten Halbzeit zwar gemacht, aber insgesamt nicht unser bestes Spiel gezeigt", resümierte Torwart Sven Ulreich, der mit seinem folgenschweren Patzer den Anschlusstreffer durch Maximilian Arnold ermöglicht hatte. "Klarer Torwartfehler, tut mir leid für die Jungs", sagte Ulreich, der aber keine miese Stimmung aus dem Team zu befürchten hatte. "Ich spiele gegen ihn seit wir 12 Jahre alt sind", meinte Hummels, "jeder von uns macht Fehler." Und die konnte er dann auch klar benennen, sie hatten viel mit den Feldspielern und wenig mit Ulreich zu tun.

Auch wenn es zur Halbzeit 2:0 für den FC Bayern stand - die Tore waren keineswegs durch spielerische Raffinesse zustande gekommen. Robert Lewandowski bekam von Schiedsrichter Christian Dingert einen Elfmeter der Kategorie "naja" zugesprochen (33.), das 2:0 glückte Arjen Robben durch einen Schuss an Rafinhas Wade, der den Ball unhaltbar für Wolfsburgs Koen Casteels abfälschte (42.). "Wolfsburg war extrem defensiv", sagte Hummels, "die hatten in der ersten Halbzeit überhaupt kein Interesse an einem Offensivspiel." Umso mehr hakte es im Aufbauspiel der Münchner, die Probleme in der Defensive beruhten laut Hummels auf Abstimmungsproblemen.

"Wir hatten vom Trainer die klare Anweisung, wenn wir nicht perfekt aufgestellt sind, nicht zu pressen und haben es dann doch gemacht, auch wenn wir nicht in der richtigen Anordnung gestanden sind." Das klang nach komplexer Materie, lässt sich aber am besten so zusammenfassen: Einen gemeinsamen Rhythmus nach den Vorstellungen von Carlo Ancelotti zu finden, fällt den Spielern noch schwer. Das Rotationsprinzip des Italieners macht es vermutlich nicht einfacher. Fünf Spieler aus der Schalke-Partie mussten nun wieder auf der Bank Platz nehmen, darunter auch James Rodríguez, der sich gerade erst in einen kleinen Rausch gespielt hatte.

Er kam dann erst in der 86. Minute in die Partie, doch eine Antwort auf den Ausgleichstreffer der Wolfsburger fiel den Münchnern nicht mehr ein, was dann schon ungewöhnlich ist für einen Klub, der naturgemäß für Last-Minute-Lösungen steht. "Wir haben es passieren lassen und das ist es, was wir uns ankreiden lassen müssen", meinte Müller. Für Hummels war der entscheidende Wolfsburger Angriff einer, "der nicht gut verteidigt war bei uns auf vielen Positionen. Irgendwo wurden wir auch zu Recht bestraft heute mit 2:2".

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Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Am Samstag ging es für die Mannschaft auf die Wiesn, das werde "ein schöner Scheißtag", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der sich der Feierlaune sichtlich beraubt sah. Der FC Bayern erlebt den turbulentesten Saisonstart seit Jahren, am Ende dieses Spieltags könnte der Klub auf Rang vier der Bundesliga abgerutscht sein, schlechter war zuletzt die Saison 2010/11 unter Louis van Gaal gestartet.

Was das Remis nun für die Reise nach Paris zu bedeuten habe, wurde Müller noch gefragt. "Es kann alles bedeuten", sagte er, "von einer Trotzreaktion bis zu einer schlechten Phase." Dann verschwand er zackig Richtung Mannschaftsbus. Definitiv kein Abend, über den man in München noch lange reden will.

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