Real Madrid:Rote Herzchen für Sergio Ramos

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Sergio Ramos: Guter Frühlingsstart mit Real Madrid (Foto: AFP)
  • Der Dachverband des spanischen Fußballs twittert einen umstrittenen Post.
  • Real Madrids Sergio Ramos wird dabei mit Herzchen dekoriert.
  • Bei den Madrilenen sorgt das furiose Weiterkommen des FC Barcelona in der Champions League immer noch für Diskussionen.
  • Tabelle und Ergebnisse des spanischen Fußballs finden Sie hier.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die Liga de Fútbol Profesional (LFP) ist eine Mitte der Neunzigerjahre gegründete Organisation, die, der Deutschen Fußball Liga (DFL) vergleichbar, alle Profivereine Spaniens einschließt und als überparteilich gilt. Spätestens seit Sonntag aber steht die Unabhängigkeit des in Madrid ansässigen Dachverbandes infrage.

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Auf ihrem offiziellen Twitter-Account veröffentlichte die Liga eine Liebeserklärung an den Helden der laufenden Spielzeit von Real Madrid, Sergio Ramos. Der hatte am Sonntag wieder einmal ein Spiel durch einen Kopfball nach einem präzisen Eckball des deutschen Nationalspielers Toni Kroos entschieden; es bedeutete das 2:1 gegen Betis Sevilla. Die LFP publizierte im Nachgang also ein Foto, auf dem der spanische Nationalspieler einen Kuss in die Menge pustet, und dichtete dazu, umrahmt von zwei knallroten Herzchen: "rAMOs".

Das wirft nun insofern Fragen auf, als dass amo im Spanischen zweierlei Bedeutungen erlangen kann. Es kann sowohl für das Substantiv el amo stehen, also den "Meister", als auch für die erste Person Singular des Verbs amar, lieben. Wobei freilich als mildernder Umstand gelten muss, dass aus Madrid bereits glaubhaft über den Ausbruch des Frühling berichtet worden ist.

Die Uefa bestreitet, dass sie Schiedsrichter Aytekin für den Rest der Champions League sperrt

Es bedarf jedenfalls keiner größeren Fantasie, um sich auszumalen, was ein solches Bekenntnis in einer Nation auslöst, die nicht nur im Fußball, aber dort besonders zu Verschwörungstheorien neigt. Zumal nicht nur Ramos am Sonntag im Madrider Bernabéu-Stadion in das Kostüm des Superhelden schlüpfte, sondern auch, in allerletzter Minute, Torhüter Keylor Navas. Der zeigte bei einem Kopfstoß von Betis-Offensivkraft Antonio Sanabria "die Parade des Jahrhunderts", wie Ramos befand. Das Problem: Navas hätte wohl gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen.

Bei einer Rettungstat gegen Betis-Stürmer Darko Brasanac vor dem Strafraum hätte Navas zuvor vom Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz vom Platz gestellt werden müssen. Das hätte dem Torwart aus Costa Rica zumindest die Pein erspart, in der 25. Minute ein unglaubliches Eigentor zu erzielen: Einen Schuss von Sanabria hatte Navas fast unter Kontrolle - dann wuchtete er, auf dem Boden krabbelnd, den Ball selbst über die Linie, als ob er nicht Handschuhe an, sondern Bratpfannen in den Händen hatte. Den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte Cristiano Ronaldo (41.), nach einer Flanke von Madrids brillant aufspielendem Linksverteidiger Marcelo.

Die Blicke gehörten aber freilich Ramos, der seiner Mannschaft mittlerweile mit sieben Saisontoren acht Punkte beschert hat - weshalb Real nicht an dritter, sondern erster Stelle steht, mit zwei Punkten mehr und einem Spiel weniger als der FC Barcelona. Das liegt auch daran, dass der bisherige Tabellenführer am Sonntag 1:2 bei Deportivo La Coruña verlor, dank einer "DeLux"-Leistung von Deportivos Schlussmann Germán Lux, wie die LFP jauchzte. "Barcelona fällt vom Himmel", schrieb die Zeitung El Periódico, weil sich Barças erste Meisterschafts-Niederlage seit Oktober nur vier Tage nach dem monumentalen 6:1 gegen Paris Saint-Germain im Champions-League-Achtelfinale zutrug.

Auch jener Sieg war am Wochenende noch ein Thema in Madrid, wegen der vermeintlichen Schlüsselrolle des deutschen Schiedsrichters Deniz Aytekin. Der Sieg des FC Barcelona sei historisch gewesen, "historisch in jeder Hinsicht", erklärte Sergio Ramos in unmissverständlicher Anspielung auf Aytekin. Damit wurde er zum Echo der Madrider Medien, die Aytekin seit Tagen vorhalten, dem Sieg Barcelonas mit Fehlentscheidungen Vorschub geleistet zu haben. Die Zeitungen As und Marca behaupteten gar, Aytekin sei vom Schiedsrichter-Ausschuss der europäischen Fußball-Union Uefa derart schlecht bewertet worden, dass er für den Rest der Champions League gesperrt werde. Die französische Zeitung Le Parisien berichtete überdies, Aytekin sei gegenüber PSG-Spielern ausfällig geworden. Zwei mit dem Fall vertraute Quellen der Uefa bestritten die Medienberichte gegenüber der SZ. Eine Sperre Aytekins stehe nicht zur Debatte.

Zu den Vorwürfen aus Paris hieß es, dass Beschimpfungen aus der Aufzeichnung der Funkverbindungen zwischen Schiedsrichter und den Assistenten nicht hervorgehen. Für die Uefa sei die Partie abgeschlossen. Das dürfte all jene Menschen enttäuschen, die im Internet eine Petition unterzeichneten, das Spiel Barcelona gegen PSG zu wiederholen. Ihre Zahl überstieg bei Redaktionsschluss die 241 000.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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