Reaktionen zur IOC-Entscheidung:"Die Entscheidung stinkt"

Lesezeit: 2 min

Bei den Winterspielen in Südkorea wird keine russische Flagge wehen. (Foto: dpa)

Mehrere Sport-Funktionäre loben den Beschluss des IOC, russische Athleten nur unter neutraler Flagge starten zu lassen. Anderen geht das nicht weit genug.

Das Internationale Olympische Komitee hat nach jahrelangen Dopingskandalen über Konsequenzen entschieden: Russland darf als Nation nicht bei den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea antreten. Russischen Sportlerinnen und Sportlern soll unter Auflagen eine Teilnahme in einem "neutralen Team" ermöglicht werden - ob die russische Führung dies zulässt beziehungsweise Athleten dazu bereit sind, ist kurz nach der Entscheidung noch unklar. Etliche Sportfunktionäre äußern sich großteils lobend über die Entscheidung des IOC - doch auch scharfe Kritik ist zu hören.

Alfons Hörmann (Präsiden des Deutschen Olympischen Sportbundes): "Ein guter Tag für den Weltsport. Ein guter Tag für den deutschen Sport. Es ist eine ausgewogene Entscheidung. Auf der einen Seite drakonische Strafen für die Strippenzieher und des russische NOK (das Nationale Olympische Komitee, Anmerkung der Redaktion), aber auch Wahrung der Rechte hoffentlich sauberer individueller Athleten auf der anderen Seite."

Andrea Gotzmann (Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur): "Die Entscheidung stellt einen Wendepunkt mit einer deutlichen Aussage des IOC für faire Wettbewerbe dar: Doping wird nicht toleriert. Von Zufriedenheit kann man aber nicht sprechen. Es ist traurig, dass eine solche Entscheidung notwendig war. Wir müssen unsere Arbeit nun noch weiter intensivieren für die Chancengleichheit aller Athleten."

Jim Walden (Anwalt des Whistleblowers Grigorij Rodtschenkow): "Die heutige Entscheidung des IOC sendet eine mächtige Botschaft, dass es staatlich gesponserten Betrug durch irgendeine Nation nicht toleriert. Wie die Welt sehen konnte, hat Dr. Rodtschenkow glaubwürdige und unwiderlegbare Beweise für das russische staatsunterstützte Dopingsystem geliefert, das letztlich vom damaligen Sportminister Witali Mutko und anderen hochrangigen Personen der Regierung überwacht und finanziert wurde."

Nationales Olympisches Komitee der USA: "Es gab keine perfekten Optionen, aber diese Entscheidung wird es eindeutig weniger wahrscheinlich machen, dass dies jemals wieder passiert."

Ines Geipel (Vorsitzende des Dopingopfer Hilfeverein): "Putin und die Russen sind längst zu wichtig für den olympischen Sport, als dass bei allem Betrug eine konsequente Entscheidung drin gewesen wäre. Aber die Entscheidung stinkt und ist nichts anderes als vorsätzliche Hintertürpolitik. Die Logik des neutralen Deals wird die Russen befrieden, aber die olympische Bewegung einmal mehr zum Varieté machen. Ein peinliches Spiel. Olympia als Etikettenschwindel par excellence."

Silke Kassner (DOSB-Athletenkommission): "Wir finden den Ausschluss Russlands und die drakonische Bestrafung des IOC vollkommen richtig. Russland hat systematisch betrogen, aber wenn Athleten nachweisen können, dass sie sich in den vergangenen Monaten und Jahren aus dem System herausbewegt haben und die Entscheidung über ein Startrecht transparent und nachvollziehbar getroffen wird, dann sollen diese Sportler in Pyeongchang auch unbedingt starten."

Michael Ilgner (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe): "So wie wir es auf den ersten Blick verstehen, ist die Entscheidung ein erster Schritt in die richtige Richtung, auch wenn noch deutlichere Maßnahmen vorstellbar waren. Nun müssen weitere Schritte folgen, um die internationalen Anti-Dopingbestimmungen auch flächendeckend durchzusetzen und verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen. Es muss erkennbar bleiben, dass das IOC aktiv für seine Werte kämpft. Für saubere Athleten kann so die Hoffnung wieder steigen, sich in Pyeongchang mit fairen Konkurrenten zu messen."

Franz Klinzewitsch (russischer Politiker): "Große Nationen fahren nicht inkognito zu Olympia!"

Dmitri Swischtschew (Curling-Verbandschef Russlands): "Diese Entscheidung kann und sollte man anfechten, denn sie bestimmt über das Schicksal einer ganzen Generation von Sportlern und Trainern."

Alexander Schukow (Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Russlands): "Wir reden heute über die Disqualifizierung eines ganzen Landes aufgrund der durch keinerlei Belege gestützten Aussagen eines Betrügers, der in ein fremdes Land geflohen ist."

© SZ.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Winterspiele 2018
:Russland als Nation von Olympia ausgeschlossen

Das IOC hat nach den russischen Doping-Skandalen entschieden, das Nationale Olympische Komitee Russlands von den Winterspielen 2018 auszuschließen. Die Athleten können nur unter neutraler Flagge antreten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: