RB Leipzig gegen FC Bayern:Ausgerechnet Timo Werner

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Scheitert beim Elfmeterschießen: Timo Werner. (Foto: AFP)
  • Ausgerechnet Timo Werner verschießt den entscheidenden Elfmeter im DFB-Pokal gegen den FC Bayern.
  • Doch der Leipziger hat schon andere Rückschläge verkraftet.
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Von Saskia Aleythe, Leipzig

Eines Tages wird Timo Werner auf diese Szene zurückblicken, mit der Weisheit eines Mannes, der viel gelernt hat. 21 Jahre ist Werner erst alt und der Altersweisheit vorerst noch unverdächtig. Das macht es am Mittwochabend erst einmal komplizierter. Elfmeterschießen gegen den FC Bayern im DFB-Pokal, das haben vor Werner nicht so viele 21-Jährige absolviert. Neun Versuche hatte es bei diesem Elfmeterschießen schon gegeben, neun Tore. Bis Werner anläuft, schießt, zu schwach schießt. Aus. Ausgerechnet Werner.

Es sind einsame Meter, die er danach zurücklegt. Werner streicht sich mit der Hand über den Kopf, kaut Kaugummi, will die Enttäuschung verbergen. Der Nationalspieler wird an diesem Abend nicht mehr reden. Was soll man auch sagen, wenn man den entscheidenden Strafstoß versemmelt hat? Es ist die undankbarste Rolle, die er an diesem Abend einnimmt. Doch man darf annehmen: Brechen wird sie ihn nicht.

Werner erzielte sogar ein Tor - knapp Abseits

Leipzig gegen Bayern, es ist das Duell, das die Fußballrepublik neuerdings elektrisiert und seit dieser zweiten Runde im DFB-Pokal gibt es dafür neue, gute Argumente. So viel Spannung bei hoher Klasse erlebt man auf deutschem Rasen eher selten. "Wir müssen heute stolz auf uns sein", sagte deshalb Emil Forsberg, musste sich aber noch ein bisschen selber überzeugen. Natürlich war da im ersten Moment auch viel Wehmut über die verpasste Chance dabei. Wer sogar in Unterzahl fast 70 Minuten gegen den FC Bayern mithält, will schließlich nicht am Elfmeterpunkt scheitern.

"Da kannst du als Schütze alles verlieren oder aber alles gewinnen", sagte sein Teamkollege Marcel Sabitzer nüchtern. "Timo ist angetreten und wollte das Ding reinmachen, es hat nicht geklappt - so ist das manchmal im Fußball." Dass man Werner nun trotz allem nicht aufbauen muss, war dem Kollegen bewusst, "Timo ist stark, der steckt das weg."

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Von Saskia Aleythe

In der 81. Minute war er für Yussuf Poulsen in die Partie gekommen, in den vergangenen Wochen spielte er nur selten. In der Champions-League-Partie gegen Besiktas Istanbul hatte er ausgewechselt werden müssen, seitdem berichteten die Mediziner von einer Blockade in der Halswirbelsäule, die ihm zu schaffen machte. Und doch brachte er den Ball am Mittwochabend für die Leipziger hinter die Linie, per Konter in der 114. Minute. Knapp im Abseits, entschied allerdings Referee Felix Zwayer.

Zehn turbulente Monate liegen hinter Werner, seit er in der Hinrunde der vergangenen Saison eine andere Begegnung mit einem Elfmeter machte: Mit seiner Schwalbe gegen den FC Schalke 04 zog er so viel Zorn auf sich, dass er zum umstrittensten Fußballer der Nation wurde - auch weil sich Emotionen in Fanköpfen gerne hochschaukeln, wenn es um den Dosenklub RB Leipzig geht. Er hat die Schwalbe nicht erfunden, ausgepfiffen wurde er dafür monatelang.

Auch Heynckes lobt Werner

Werner hat durch den Vorfall gelernt, dass nur die eigene Leistung die Kritiker zum Schweigen bringen kann. Er ist stärker geworden, hat in acht Länderspielen unter Joachim Löw sechs Tore erzielt, wurde Torschützenkönig im Confed Cup. Trotz der Anfeindungen und Verschmähungen. "Er ist ein herausragendes Talent, ein richtig guter Junge", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes im Vorfeld der Pokal-Partie: "Er wird noch besser und konstanter." Was auch bei anderen Vereinen längst Begehrlichkeiten geweckt hat.

"Ein verschossener Elfmeter ist nix, das passiert", sagte Kollege Forsberg trotz aller Enttäuschung noch, "das Leben geht weiter. Wir haben ein Spiel am Samstag und er schießt da ein Tor."

Ein Auftrag, der auf einem lasten kann. Aber aus bitteren Momenten gestärkt hervorzugehen, das kennt Werner schon.

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