Rafael Nadal bei den Australian Open:Der fitteste Tennisprofi gibt auf

Lesezeit: 2 min

Am Ende seiner Kräfte: Rafael Nadal. (Foto: AFP)
  • Der nächste große Name ist in Melbourne ausgeschieden: Eine Verletzung zwingt Rafael Nadal bei den Australian Open zur Aufgabe.
  • Damit legt sich eine gewisse Lethargie über die Veranstaltung.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der Australian Open.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Es war ein seltsamer Anblick. Rafael Nadal, der vielleicht fitteste Tennisprofi, quälte sich die Stufen hoch, Erst eine. Dann zwei. Schließlich war er oben angekommen. Er sank auf den Stuhl im Interviewraum, als sei es eine Erlösung. Wenn man ihn zuvor gesehen hatte, zumindest in den letzten Minuten dieses intensiven Viertelfinal-Matches gegen Marin Cilic, als er sich humpelnd und schlurfend von Ecke zu Ecke bewegte, war sein Entschluss nachvollziehbar: Nadal hatte wohl zurecht aufgegeben. Auch wenn er erkannte: "Das war eine Gelegenheit, die nun weg ist." Titel Nummer 17 muss warten.

Der 31-jährige Spanier aus Manacor auf Mallorca, der 2017 ein furioses Comeback-Jahr erlebt hatte mit zwei Grand-Slam-Triumphen und der Eroberung des ersten Weltranglisten-Platzes, wollte sich 2018 noch näher an Roger Federer heranpirschen. Der Schweizer ist bei 19 Trophäen bei den vier größten Turnieren im Tennis angelangt und kann jetzt tatsächlich den zwanzigsten erreichen, vorausgesetzt, er schlägt in Melbourne als Nächstes den Tschechen Tomas Berdych im Viertelfinale. Für Nadal indes bleibt es bei seinen vorerst 16 Titeln. Was exakt ihn zur Aufgabe im Viertelfinale der Australian Open zwang, konnte er noch nicht sofort sagen, "gebt mir Zeit bis morgen", bat er, die Augen gerötet von Frust und Enttäuschung.

Nadal schüttelte oft den Kopf

6:3, 3:6, 7:6 (5), 2:6, 0:2, mit diesem Ergebnis musste Nadal aus dem ersten Grand-Slam-Turnier der Saison aussteigen. Es war eine Verletzung im ewig sensiblen Knie oder in der Oberschenkelmuskulatur, die ihn spätestens vom Ende des dritten Satzes an erkennbar gelähmt hatte - gegen Marin Cilic, der zugleich so aggressiv und druckvoll aufspielte, als wollte er diesmal, nach zu vielen Niederlagen in bedeutsamen Matches, den Sieg regelrecht erzwingen.

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Es ist natürlich spekulativ zu behaupten, der Kroate, US-Open-Sieger 2014, hätte sich in dieser kühl-angenehmen Sommernacht auch ohne Handicap des prominenten Gegners durchgesetzt. Cilic agierte so dominant, dass Nadal oft zweifelnd den Kopf schüttelte. Das macht er sonst selten. "Ich fühlte den Ball wirklich gut", sagte der 29-jährige Cilic. Davon zeugten 83 Gewinnschläge und 20 Asse.

Wenn große Namen ausscheiden, legt sich oft eine gewisse Lethargie über die Veranstaltung. Bei diesen Australian Open fühlt sich diese sogar noch schwerer an - fast nach einer Zeitenwende. 2017 wurden Federer und Nadal als Vintage-Boys gefeiert, ihr Fünfsatz-Finale war eine Messe des Tennissports. Nun, 2018, wirkt die Ära der Big Four vergänglicher denn je: Der Schotte Andy Murray sagte wegen einer Hüft-OP ab, Novak Djokovic verlor, nicht fit, nach sechs Monaten Pause im Achtelfinale, Stan Wawrinka, im Dunstkreis der Branchengrößen, hatte nach einem Eingriff im Knie nicht mal Runde drei erreicht.

Im Halbfinale trifft Cilic nun auf den Engländer Kyle Edmund, 23, der den bulgarischen ATP-Weltmeister Grigor Dimitrov 6:4, 3:6, 6:3, 6:4 bezwang. Auch bei den Frauen gab es eine Überraschung, die Belgierin Elise Mertens setzte sich als Melbourne-Debütantin gegen die an Position vier gesetzte Jelena Switolina aus der Ukraine 6:4, 6:0 durch.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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