PR-Reisen in Asien:RB Leipzig hat gut reden

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Die Spieler von RB Leipzig dehnen sich im österreichischen Seefeld. (Foto: dpa)

Der FC Bayern und RB Leipzig streiten über den Sinn der stressigen PR-Touren durch ferne Länder. Dabei zeigt sich, wie sehr sich die zwei Vereine unterscheiden.

Kommentar von Thomas Kistner

Jetzt peppt also eine kleine Dissonanz im nationalen Spitzenfußball die ruhige, wettbewerbsfreie Zeit auf. Das öffnet, nebenbei, den Blick auf die Zwänge, denen die Klubs in Zeiten der Globalvermarktung unterliegen; jedenfalls solche, die sich aus sich selbst heraus finanzieren und nicht am Geldtropf eines Milliardenkonzerns hängen.

Der Trainer von RB Leipzig, das Kürzel steht für die Wortschöpfung Rasenball und keineswegs für eine Powerbrause, hat sich über die stressigen Werbetouren von Klubs wie Dortmund oder Bayern mokiert, als "krass" empfindet Ralph Hasenhüttl derlei Strapazen in der Saisonvorbereitung. Er selbst hatte mit seinen Jungs ein Trainingscamp im gemütlichen Österreich bezogen.

Zerrungen zieht man sich auch im stillen Alpental zu

Der Ober-Bayer Karl-Heinz Rummenigge hat scharfzüngig gekontert. Er findet Hasenhüttls Aussage "ein Stück zynisch und unsolidarisch", und betont, dass die PR-Karawanen, die nun durch Asien und Amerika ziehen, Beiträge "pro Bundesliga-TV-Vermarktung" leisten würden. Während diejenigen, die in Österreich blieben, auf der faulen Haut ... - ganz so hat er's nicht gesagt: Die würden halt "nach wie vor den einfachen Weg wählen". Einen Beitrag zum Wohle der Liga erkennt er darin nicht.

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:Rummenigge wirft Hasenhüttl Zynismus vor

Der Leipziger Trainer findet es "krass", was Spielern auf Marketingtrips wie denen des FC Bayern nach Asien zugemutet werde. Bayerns Vorstandsboss reagiert mit scharfer Kritik.

In der Tat wirkt es wohlfeil, wenn ein im Geldbad eines Weltkonzerns geborener Klub die Finanzstrategie der Konkurrenz schuriegelt, die Jahr für Jahr in einem Unterhaltungsgeschäft mitzuhalten versucht, das von einer immer absurderen Preisspirale angetrieben wird. Auch bleibt dahingestellt, wie strapaziös solche PR-Feldzüge durch ferne Länder wirklich sind, wenn sie bei höchstem Reisekomfort durch erlesenste Etablissements führen. Und: Zerrungen und Risse kann sich ein Profi auch bei der Trainingsfron im stillen Alpental zuziehen.

Die Bayern sollten den Ball flachhalten

RB hat also gut reden, mit seinem Rasenball-Konzern im Kreuz - so lässt sich Rummenigges Kritik dechiffrieren. Für Klubs wie den Rekordmeister hingegen ist es aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, die Werthaltigkeit der Marke in mutmaßlichen Zukunftsmärkten des Fußballs zu steigern. Dass sich in dem Geschäftsfeld gerade Traditionsklubs aus München, Dortmund oder Schalke leichter tun als solche, die eher als Retortengebilde empfunden werden, liegt auf der Hand.

Was jedoch den Solidargedanken angeht, sollten die Bayern den Ball flachhalten. Diesbezüglich lebt der Branchenkrösus seit jeher in seiner eigenen Wahrnehmungswelt. Darin hat die Überlegung wenig Platz, dass es bei aller Attraktivität und Klasse unbedingt die anderen braucht - und zwar in halbwegs wettbewerbsfähiger Verfassung. In der Bundesliga tendiert die Wettbewerbsfähigkeit der anderen schon gegen null.

Dabei ist das der Kern der Sache, der den Fußball von anderen Industriesparten abhebt: Seine Stars können nicht per Casting, im Netz oder am Laufband kreiert werden; sie erwachsen überall und irgendwo, von klein auf im Gesellschaftssport. Und mögen Monopolbetriebe in Musik, Film- Mode- oder anderen Zweigen durchaus vorstellbar sein: Das Fußballgeschäft lebt nur davon, dass andere mitmachen. Auch lässt sich das Fernsehbild der Zukunft schon ausmalen. Kommt die von den Großen angestrebte Einzelvermarktung, darf sich mancher, der heute die Globalisierung seiner Marke betreibt, freudig die Hände reiben über diejenigen, die früher lieber auf die Alm reisten.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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