Philipp Kohlschreiber, Deutschlands bester Tennis-Profi, hat sich erstmals ausführlich zum Streit mit Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen geäußert und seine Teilnahme an der Partie gegen Argentinien im Februar vorerst ausgeschlossen. Nach heutigem Stand, sagte Kohlschreiber, könne er nicht antreten, "ich habe keine Rückendeckung bekommen, es wurden Tatsachen verdreht, bis heute ist das nicht öffentlich klargestellt worden". Eine Versöhnung mit Kühnen sei "fast unmöglich", sagte der 29-Jährige im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Er verteidigte zudem seine Aussagen vor der Davis-Cup-Relegation gegen Australien, für die er von Kühnen aus dem Team gestrichen worden war, und bemängelte den Zeitpunkt der Nichtnominierung: "Patrik hat mich am Tag vor meinem Achtelfinale bei den US Open gegen Tipsarevic angerufen", und: "Tipsarevic' Umfeld soll sich beim DTB dafür bedankt haben". Kohlschreiber kritisierte Kühnen überhaupt scharf für dessen Arbeitsweise. "Pro Jahr kommen vielleicht zwei E-Mails und drei SMS, mehr Kontakt ist nicht."
Als Entschuldigung könne nicht geltend gemacht werden, dass Kühnen vom Verband nur für wenige Wochen pro Jahr bezahlt werde, als Coach einer Nationalmannschaft sei das "automatisch ein Ganzjahres-Job". Die Nominierung von Benjamin Becker für die Relegation gegen Australien zeige, "dass Patrik keinen Kontakt zum erweiterten Davis-Cup-Kader hat", man könne "fachsimpeln, ob es die beste Entscheidung war, ihn spielen zu lassen".
"Tommy greift mich an, und Patrik hilft mir nicht"
Außerdem warf Kohlschreiber Kühnen dessen Engagement als Privattrainer von Tommy Haas vor, der Kohlschreiber seinerseits öffentlich kritisiert hatte: "Tommy greift mich öffentlich an, und Patrik hilft mir nicht. Klar, dass ich daraus meine Schlussfolgerungen ziehe."
Kohlschreiber betonte, er habe Kühnen mehrfach die Gelegenheit geboten, den Streit beizulegen, das sei aber nicht geschehen. "Ich bin jetzt schon wieder drei Wochen vertröstet worden, das Gespräch wird hinausgezögert, es ist nicht einmal eine Bereitschaft zu erkennen." Damit es doch noch zur Versöhnung kommen könne, müsse Kühnen sich selbst hinterfragen: "Werden sich Dinge verbessern? Kann er mal Stärke zeigen, Fehler eingestehen?"
Zudem reagierte Kohlschreiber auf die Kritik des ehemaligen Davis-Cup-Profis Alexander Waske, der Kohlschreiber fehlenden Teamgeist unterstellte: Es sei "unbegreiflich", dass "ein Mensch so etwas Hanebüchenes sagt".
Das vollständige Interview mit Philipp Kohlschreiber finden Sie in der Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende oder auf ihrem iPad.