Pep Guardiolas Schal:Lasso für den Linienrichter

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Schöner coachen: Pep Guardiola in Stuttgart mit XXL-Schal. (Foto: AP)

Bisher galt Joachim Löw als Schalträger des Jahres, nun macht ihm Bayern-Coach Pep Guardiola Konkurrenz. Mit seinem Kleidungsstück reagiert der Katalane wohl auf ein neuerliches Verbot des DFB.

Eine Glosse von Philipp Selldorf

Außer unter dem lustigen Spitznamen "Joachim" ist Jogi Löw in gewissen Kreisen des Fachpublikums auch unter dem Titel "Der Bundesschal" geläufig. Diesen Rufnamen verdankt der Weltmeistercoach seiner Vorliebe für den lässig um den Hals geschwungenen Schal aus der Wolle der Kaschmirziege.

So erklärt sich, warum in Internet-Debatten Sätze auftauchen, die den Mitarbeitern der National Security Agency verdächtig vorkommen müssen. Etwa: "Warum versucht es der Bundesschal nicht mal mit Knoche oder Süle?" Oder, ein besonders schönes Sprachbild: "Der Bundesschal wand sich wie ein Aal um belastbare Aussagen herum."

Wie wäre es mit dem "Schalträger des Jahres"?

Noch hat die Bekleidungsindustrie leider keinen Wettbewerb für den "Schalträger des Jahres" ausgerufen. Dabei wäre dies eine ideale Ergänzung zur beliebten Konkurrenz um den Titel "Krawattenträger des Jahres". Diesen Wettbewerb hatte 2011 Claus Kleber, der unvergleichliche Ankermann des ZDF, gewonnen. In der Literatur findet sich zwar ein Hinweis, dass Kleber in eben jenem Jahr auch der Preis als Schalträger des Jahres verliehen werden sollte. Diese Information führt aber in die Irre.

Tatsächlich ist es so, dass Kleber auf Einladung einer Sparkassen-Tochtergesellschaft einen Vortrag mit dem Titel "USA - Weltmacht im Sinkflug" im Raum "Tibulsky" in der Gelsenkirchener Veltins-Arena gehalten hatte, wofür er unter anderem mit einem Schalke-Schal belohnt wurde. Seine Gastgeber wollten ihn deshalb zum Schalträger des Jahres vorschlagen - doch der undankbare Moderator hat noch keine einzige Sendung im Schalke-Schal moderiert und verdient den Titel nicht. Zumal es den Titel ja gar nicht gibt.

Aktuelle Bilder aus der Bundesliga könnten jetzt zu einem Umdenken führen. An diesem Wochenende trug der spanische Spitzentrainer Pep Guardiola - wie schon zuvor gegen Schalke 04 - beim Spiel des FC Bayern einen überdimensionalen Schal, den man frei nach der Band Madness als heavy, heavy Monsterschal bezeichnen darf.

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Von Christof Kneer

Der Schal ist so groß und breit und lang, dass daran viele alte Frauen gestrickt haben müssen. Vermutungen zufolge plante Guardiola, ihn als Lasso zum Einfangen des Linienrichters einzusetzen, weil ihm der DFB neuerdings das Verlassen der Coaching-Zone zum Zweck des körperlichen Zugriffs auf die Spielleiter untersagt.

Ein Schönheitswettbewerb zwischen dem südbadischen Bundesschal und dem katalanischen Monsterschal würde dem Wachstum des Schalhandels sicher zuträglich sein.

© SZ vom 09.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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