Olympia:Nur Phelps' Sohn blickt böser drein

Lesezeit: 1 min

Michael Phelps. (Foto: AP)

Warum hampelt Chad le Clos vor dem Start so herum? Michael Phelps missbilligt die Aktion seines Konkurrenten - und findet später eine bemerkenswerte Ausrede.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Chad le Clos lebt noch, das ist die wirklich wichtige Nachricht an diesem Tag. Das Wohlbefinden des südafrikanischen Schwimmers war keineswegs gesichert nach den beunruhigenden Szenen, die sich im Warteraum der Schwimmhalle in Rio abgespielt hatten. Le Clos bereitete sich auf sein Rennen vor, seine Hampelei direkt vor Konkurrent Michael Phelps war eine Mischung aus Schattenboxen, Tanzbewegungen bei der Love Parade und Griff in die Steckdose.

Phelps war von dieser Aufführung so angetan wie von einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Er blickte mit über den Kopf gezogener Kapuze derart wütend zu seinem Kontrahenten, dass es tatsächlich ein Wunder ist, dass der nicht auf der Stelle zu Staub zerfiel.

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Es war ein wunderbarer olympischer Moment von Rivalität, der freilich durch Memes im Internet ins Hysterische gesteigert wurde: Natürlich könne Phelps nun die Rolle des Bösewichts in der nächsten Star-Wars-Folge oder die des Mörders im Computerspiel Assassin's Creed übernehmen. Er blicke so wie einer, der bei McDonald's um 10.31 Uhr mitgeteilt bekommt, dass dort nur bis halb elf Frühstück serviert wird - oder wie einer, der vom Teufel höchstselbst besessen sei und nur durch einen Exorzismus gerettet werden könne.

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Phelps findet eine Ausrede

Game Face nennen die Amerikaner das, genau so erklärte Phelps später seinen Gesichtsausdruck. Er habe sich lediglich auf sein Rennen konzentrieren wollen und deshalb ausgeblendet, was da vor ihm passiert sei. Dass es ausgerechnet le Clos gewesen sei - sein Rivale und auch außerhalb des Beckens eher keiner, den Phelps zum Grillabend einladen würde -, habe er gar nicht bemerkt.

Boomer, der Sohn von Michael Phelps. (Foto: REUTERS)

Die Ausrede sei ihm gegönnt, schließlich ist eine weitere beruhigende Nachricht an diesem Abend, dass auch Michael Phelps wohlauf ist - auch das war keine Selbstverständlichkeit. Der böseste Blick des Abends stammte nämlich keineswegs von Phelps, sondern von dessen Sohn Boomer. Der liegt bei diesen Olympischen Spielen in den Armen seiner Mutter, er trägt Amerika-Deckchen und überdimensionale Ohrenschützer. Beim Rennen seines Vaters guckte er derart böse, dass sofort jeder wusste: Der junge Mann wäre nun überall auf der Welt lieber als in dieser Halle. Beim Zahnarzt. Oder beim Schattenboxen mit Chad le Clos.

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