Olympia-Nachrichten in Kürze:Chinas Goldspiele

Lesezeit: 5 min

Im Schieß-Finale mit der Luftpistole stellt China die erste Siegerin des zweiten Wettkampftages und gewinnt die fünfte Goldmedaille. Säbelfechter Nicolas Limbach trifft im Achtelfinale auf einen Landsmann, DOSB fodert mehrere Millionen Euro mehr, um mit der Weltspitze mithalten zu können.

in Kürze

Außergewöhnliche Athleten in London
:Einhändig und halbblind

10.500 Sportler treten bei den Olympischen Spiele an: Der älteste Sportler sitzt auf einem Pferd, beim Tischtennis tritt eine Einhändige an und bei den Luftgewehrschützen steht eine Hochschwangere am Schießstand. Außergewöhnliche Sportler in London.

Schießen, Luftpistole: Die Chinesin Guo Wenjun hat wie schon bei den Olympischen Spielen in Peking Gold mit der Luftpistole gewonnen. Die 28-Jährige entschied das Finale in London mit 488,1 Ringen für sich, wobei sie sich mit dem zehnten Schuss noch an die Spitze setzte. Dahinter verpasste es Celine Goberville, als erste Französin mit dieser Waffe Olympiagold zu gewinnen. Die 26-Jährige setzte sich im Stechen gegen die Ukrainerin Jelena Kostewitsch durch. Beide hatten zuvor jeweils 486,6 Ringe erzielt.

Munkhbayar Dorjsuren aus München bei ihrer sechsten Olympia-Teilnahmne und Claudia Verdicchio-Krause aus Buchheim verpassten in der Qualifikation in den Royal Artillery Barracks klar den Sprung ins Finale der besten Acht. Die 43 Jahre alte Dorjsuren, die schon zweimal Olympiabronze mit der Sportpistole gewonnen hat, kam mit 378 Ringen auf Platz 25, während sich Verdicchio-Krause mit 380 Ringen und Platz 20 zufrieden geben musste.

Fechten Säbel: Im Achtelfinale des olympischen Säbelturniers kommt es zwischen den Dormagener Fechtern Nicolas Limbach und Benedikt Wagner zum deutschen Duell. Medaillen-Mitfavorit Limbach besiegte am Sonntag in der Runde der besten 32 den Polen Adam Skrodzki mit 15:8. Anschließend setzte sich Wagner gegen den Brasilianer Renzo Agresta mit 15:6 durch. Bei den Spielen 2008 in Peking war Limbach im Achtelfinale ausgeschieden und hatte den neunten Platz belegt. Für Wagner ist London die Olympia-Premiere.

Judo: Romy Tarangul ist früh gescheitert. Die 24-Jährige aus Frankfurt/Oder verlor am Sonntag ihren zweiten Kampf in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm gegen die Italienerin Rosalba Forciniti und schied damit vorzeitig aus. Bereits am Samstag war Judo-Leichtgewichtler Tobias Englmaier gleich in seinem ersten Kampf ausgeschieden. In den kommenden Tagen schickt der Deutsche Judo-Bund (DJB) noch neun weitere Athleten ins Medaillenrennen. Chancen auf Edelmetall werden vor allem Peking-Olympiasieger Ole Bischof und Schwergewichtler Andreas Tölzer zugerechnet.

Rudern: Am zweiten Tag der olympischen Ruder-Regatta sind zwei weitere deutsche Boote direkt ins Halbfinale eingezogen. Am Sonntagmorgen ruderten der leichte Doppelzweier der Männer mit Linus Lichtschlag und Lars Hartig sowie Lena Müller und Anja Noske in der gleichen Klasse bei den Frauen an Position zwei ins Ziel. Nur der Frauen-Achter mit Steuerfrau Laura Schwensen war gegen die starken Rivalinnen aus Großbritannien, den USA und Australien chancenlos und muss den Umweg über den Hoffnungslauf gehen. Nach zwei von drei Vorlauftagen haben sich damit neun deutsche Boote direkt für die nächste Runde qualifiziert, nur drei müssen im Hoffnungslauf ums Weiterkommen zittern.

Spitzensport, Finanzen: Laut Michael Vesper braucht der deutsche Spitzensport nach Olympia deutlich mehr Mittel. "Wir haben errechnet, dass wir fünf bis sechs Millionen Euro pro Jahr mehr brauchen, um das Niveau zu halten - mindestens. Angesichts der Finanz- und Haushaltskrise haben wir Sorge, dass wir die nötigen Mittel nicht mehr bekommen", sagte der Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in London Chef de Mission der Mannschaft, in einem Interview in der Bild am Sonntag. Vesper machte noch einmal deutlich, das deutsche Team stehe in London im "härtesten Olympia-Wettbewerb aller Zeiten. Länder wie die USA, Russland, Spanien und vor allem auch Großbritannien stecken sehr viel mehr Geld als wir in den Sport."

Der Chef de Mission sieht weiter einen sehr hohen Stellenwert des Ereignisses Olympia für die Gesellschaft. "Umfragen zeigen, dass sich die Menschen mit den Spitzensportlern identifizieren. Sie wollen, dass wir in der Weltspitze mitmischen", sagte Vesper. Der Sport könne Stimmungen verändern: "1954 erlangten wir nach dem WM-Titel mehr Selbstbewusstsein, auch 2006 bei der Fußball-WM im eigenen Land gab es plötzlich fast nur noch gute Laune. Der Sport trägt insgesamt viel dazu bei, gesellschaftliche Fragen wie die Integration, die Wertebildung oder die Gesundheitsvorsorge zu beantworten. Ohne Vorbilder geht es nicht."

Verhaftungen bei Eröffnungsfeier: Nach einem Handgemenge zwischen Rad-Aktivisten und Ordnungshütern vor und während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele hat die britische Polizei 182 Personen festgenommen. Gegen vier Protestierende werde Anklage erhoben, die restlichen Demonstranten seien wieder auf freien Fuß gesetzt worden, teilte Scotland Yard mit. Die Radfahrer wollten am Freitag wie gewohnt zu ihrem monatlichen Protest im Olympia-Stadtteil Stratford zusammenkommen, hatten jedoch eine Anordnung der Behörden ignoriert, sich diesmal südlich der Themse zu treffen. Die Polizei wollte mit der Verlegung des

Protestes sicherstellen, dass die Zuschauer der Eröffnungszeremonie ungehinderten Zugang zum Olympiastadion hatten. Die Verhafteten hätten den aus Mitarbeitern der Sicherheitsfirma G4S gebildeten Schutzring um die Arena durchbrochen, teilte die Polizei mit. Im Kampf gegen illegalen Kartenhandel hatte die britische Polizei zuvor einen Deutschen und eine Slowenin festgenommen. Ihnen wird versuchter Schwarzmarkthandel mit Eintrittskarten zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele vorgeworfen. Sie seien zusammen mit fünf weiteren Personen verhaftet worden, hieß es.

Turnen, Mehrkampf: Fabian Hambüchen hat die deutsche Turn-Riege ins olympische Team-Finale geführt und auch seine Medaillenchancen am Reck sowie im Mehrkampf gewahrt. Der 24-Jährige kam in der Qualifikation mit 90,765 Punkten auf Platz drei im Sechskampf. Seine Reckübung turnte er auf Sicherheit und zog nach sauberer Ausführung als Vierter mit 15,633 Zählern in den Medaillenkampf. Hingegen konnte Vizeweltmeister Philipp Boy nach langer Verletzungspause nicht rechtzeitig fit werden. Der Lausitzer patzte beim Sprung und am Reck und verfehlte mit 87,698 Punkten sogar das Mehrkampf-Finale, weil Marcel Nguyen mit 89,833 Punkten auf Platz sechs weit vor ihm rangierte und nur maximal zwei Deutsche in den Endkampf einziehen dürfen. Auch an seinem Spezialgerät Barren (4.) und überraschend am Boden (7.) nutzte Doppel-Europameister Nguyen seine Finalchancen. In der Team-Wertung kamen die Deutschen mit 270,888 Punkten vor den Favoriten Japan (5.) und China (6.) auf den vierten Rang. Stark trumpften die Amerikaner auf, die mit 275,342 Punkten vor den Russen (272,595) und Briten (272,420) einkamen.

Tischtennis, Frauen: Kristin Silbereisen hat dem deutschen Tischtennis-Team einen erfolgreichen Start in das Olympia-Turnier beschert. Die deutsche Meisterin von 2010 bezwang am Sonntagmorgen die Engländerin Joanna Parker mit 4:1-Sätzen. Damit qualifizierte sich Silbereisen für das Drittrundenspiel gegen Viktoria Pawlowitsch (Weißrussland) am Abend. Der deutliche 11:6, 11:7, 7:11, 11:2, 11:4-Erfolg gegen die Lokalmatadorin war trotz des Satzverlustes nicht ernsthaft gefährdet.

Badminton, Mixed: Das deutsche Mixed-Doppel Michael Fuchs und Birgit Michels hat beim olympischen Badmintonturnier in der Londoner Wembley Arena die Chance auf das Viertelfinale gewahrt. Nach der Niederlage gegen die topgesetzten Chinesen gewannen die Weltranglisten-22. ihr zweites Gruppenspiel gegen die Vize-Weltmeister Chris Adcock/Imogen Bankier (Großbritannien) 11:21, 21:17, 21:14. Mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die Russen Alexander Nikolajenko/Waleri Sorokina am Montag wäre der Einzug ins Viertelfinale perfekt. Die deutschen Meister Fuchs und Michels starten in London zum ersten Mal gemeinsam bei Olympischen Spielen.

Fechten, Frauen: Die Italienerinnen haben die erste Fecht-Entscheidung bei den Olympischen Spielen dominiert. Elisa di Francisca setzte sich im Florett-Finale nach "Sudden Death" 12:11 gegen ihre Landsfrau Arianna Errigo durch und holte sich die Goldmedaille. Bronze sicherte sich Altmeisterin Valentina Vezzali, ebenfalls aus Italien, durch ein 13:12 gegen die Südkoreanerin Nam Hyun-Hee. Die 38-jährige Vezzali hatte zuvor durch die 12:15-Halbfinalniederlage gegen Errigo die Chance verpasst, als erste Athletin bei vier Olympischen Spielen in Folge Gold zu gewinnen.

Tennis, Frauen-Doppel: Das deutsche Spitzen-Doppel Angelique Kerber und Sabine Lisicki hat sein Auftaktmatch beim olympischen Tennis-Turnier nach starkem Kampf gewonnen. Nach Startschwierigkeiten behauptete sich das an Nummer fünf gesetzte Paar am Samstag auf dem Wimbledon-Rasen gegen die jungen Britinnen Laura Robson und Heather Watson mit 1:6, 6:4, 6:3. Damit könnten Kerber und Lisicki im Achtelfinale auf die Williams-Schwestern treffen, die schon zweimal Olympia-Gold holten. Das zweite deutsche Damen-Doppel Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld greift erst am Sonntag ins Turniergeschehen ein. Das norddeutsche Duo trifft auf die Lokalmatadorinnen Elena Baltacha und Anne Keothavong.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd/fred/hum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Olympia-Absenzen
:Lädiert, außer Form, ausgebootet

David Beckham darf nur repräsentieren, Rafael Nadal klagt über Knieprobleme und den US-Basketballern fehlen gleich fünf Topspieler: Viele große Sportler müssen auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen verzichten. Wen die Zuschauer vermissen werden.

Jonas Beckenkamp

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: