Olympia:Gnabry führt die DFB-Elf ins Maracanã

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Der Beste gegen Nigeria: Serge Gnabry. (Foto: AP)
  • Die deutschen Fußballer spielen jetzt um Gold - im Maracanã, gegen Brasilien und Neymar.
  • Der Flügelspieler Serge Gnabry hat am 2:0 im Halbfinale gegen Nigeria großen Anteil.
  • Die Treffer erzielen Lukas Klostermann (9.) und Nils Petersen (89.).

Von Sebastian Fischer

Die Worte hatten nicht die Magie derer, die Joachim Löw im WM-Finale 2014 Mario Götze zuflüsterte, doch die Ähnlichkeit war offensichtlich. "Du zeigst der Welt nun wieder, was für ein talentierter Fußballer du bist", schrieb Mesut Özil in den sozialen Netzwerken. Er wollte einen Freund würdigen, dessen Fähigkeiten zuletzt der Öffentlichkeit verborgen geblieben waren, und der sie nun bei den Olympischen Spielen wieder zur Schau stellt. Gemeint war Serge Gnabry.

Der junge Stuttgarter, 21, der einst als 16-Jähriger zum FC Arsenal wechselte, ist ja der überraschende Hauptdarsteller der deutschen Olympia-Mannschaft. Und das Team von Trainer Horst Hrubesch, auch das ist überraschend, spielt am Samstag im Maracanã in Rio; also an jenem Ort, an dem Löw vor zwei Jahren Götze sagte, er solle der Welt zeigen, er sei besser als Messi. Deutschland steht im olympischen Fußballfinale gegen Brasilien. Der 2:0 (1:0)-Sieg im Halbfinale am Mittwoch gegen Nigeria war zu einem großen Teil wieder Gnabrys Verdienst.

Klostermann trifft ins verwaiste Tor

Neun Minuten waren gespielt in São Paulo, da leitete er mit einem Steilpass in Richtung Grundlinie das 1:0 ein. Max Meyer passte den Ball in die Mitte, Verteidiger Lukas Klostermann drückte den Ball ins verwaiste Tor. Gnabry hatte da schon nach zwei Minuten die erste Chance vergeben, außerdem nach vier Minuten die gelbe Karte für ein Foul an den Nigerianer Imoh Ezekiel gesehen, keine Frage: Der Flügelspieler war der auffälligste Akteur im deutschen Team.

Erst in der Folge spielten sich auch die Kollegen in den Mittelpunkt - unfreiwillig der Kölner Torhüter Timo Horn, der nach einem Rückpass den Ball nicht richtig traf und in der Not gegen Sadiq Umar parieren musste (12.). Oder die Innenverteidiger Niklas Süle und Matthias Ginter, die mit ein paar wilden Grätschen und ansonsten souveränem Stellungsspiel dagegenhielten, als die Nigerianer Mitte der ersten Halbzeit stärker wurden.

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Lange wurden die deutschen Olympia-Fußballer skeptisch beäugt. Nach dem 4:0-Erfolg im Viertelfinale ist alles anders. Das liegt vor allem an Trainer Horst Hrubesch.

Von Sebastian Fischer

"Es haben viele die Chance genutzt, auf sich aufmerksam zu machen", hatte Sportdirektor Hansi Flick schon vor dem Halbfinale gesagt. Das hatte vor allem für Gnabry gegolten, den sechsmaligen Torschützen. Gnabry, der für den FC Arsenal zuletzt kaum zum Einsatz kam, hat sich ins Blickfeld vieler Klubs gespielt, unter anderem von Hertha BSC. Die BZ zitierte Trainer Pal Dardai, Gnabry sei "ein Prototyp des Spielerprofils, das wir benötigen".

Der Prototyp ist dementsprechend schnell, trickreich und abschlussfreudig. Diese Eigenschaften zeigte Gnabry auch in der zweiten Halbzeit. Zwar traf er nicht, doch hielt er den Ball mit seinen Aktionen vom deutschen Tor fern. Nach 77 Minuten wechselte Hrubesch seinen besten Spieler aus: Gnabry soll auch am Samstag wieder spielen. Später wechselte er Nils Petersen ein, der in der 89. Minute das 2:0 erzielte.

"Wir sind glücklich, dass wir ins olympische Dorf kommen. Jetzt ist alles möglich. Wir werden noch mal alles reinhauen", sagte Siegbereiter Klostermann. Und Hrubesch, der nach dem zweiten Treffer ein paar Freudentränen vergoss, erklärte: "Ich kann der Truppe nur gratulieren. Das ist eine der tollsten Geschichten."

"Das ist ein wahnsinniges Gefühl"

Hrubesch hat vieles richtig gemacht, auch er hat seine Chance genutzt. Genau wie die Frauen-Nationaltrainerin Silvia Neid, steht er in seinem letzen Spiel als DFB-Trainer im olympischen Finale. "Das ist ein wahnsinniges Gefühl", hatte Neid nach dem 2:0 im Halbfinale gegen Kanada gesagt. Hrubesch, dem vor dem Turnier so gut wie niemand zugetraut hatte, eine eher wahllos zusammengewürfelte deutsche Mannschaft zum Erfolg zu führen, denkt ähnlich.

Er sagte. "Ich habe schon als Kind Olympia geguckt und davon geträumt. Jetzt habe ich in meinem Alter schon Silber sicher. Was kann denn da noch passieren." Nun, vielleicht weitere magische Worte?

© SZ vom 18.8.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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